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18.05.2018 - „Wir schaffen in Lahr die Voraussetzungen zum dauerhaften Ausbau als Klinik der Maximalversorgung“, erklärt OB Dr. Müller im Benehmen mit dem Lahrer Gemeinderat.

Ortenau Klinikum Lahr-Ettenheim
Oberbürgermeister Dr. Wolfgang G. Müller: „Ich begrüße ausdrücklich die Positionierung des Landrats, dass sowohl Offenburg als auch Lahr als Häuser der Maximalversorgung zu führen sind, wie es in der Presse am 25. April 2018 berichtet und vom Landrat in der Sitzung des Krankenhausauschuss am 15.Mai bestätigt wurde.

Die Stadt Lahr hat in der Vergangenheit ihren Beitrag zur weiteren Entwicklung des Ortenau-Klinikverbundes geleistet und wird alles unternehmen, um den Status als Maximalversorger sicherzustellen! Die Maximalversorgung ist aktiv umzusetzen, die bloße Etikette reicht nicht!“
 

Die Stadt Lahr bietet sowohl …

A) …geeignete Flächen …

Das Klinikum Lahr kann auch in Zukunft baulich erweitert werden, sowohl in der Fläche als auch bei Neubauten in die Höhe. Bauliche Erweiterungsmöglichkeiten sieht bereits der bestehende Flächennutzungsplan vor. Die Stadt unterstützt das weitere Wachstum des Klinikums in jeder Hinsicht. Zusätzliche bauplanungsrechtliche Grundlagen können geschaffen werden, zusätzlicher Flächenerwerb ist möglich. Darüber hinaus bietet Lahr ein hervorragendes Flächenangebot, das Servicefunktionen für die Klinik (Logistik, Verwaltung, Versorgung, ...) bedienen kann.
 

B) …als auch gute Verkehrslösungen an!

Aktuell arbeitet die Stadt Lahr in Abstimmung mit der SWEG an einem Konzept zur weiteren Optimierung der örtlichen und überörtlichen Verkehrsanbindung des Klinikums für den ÖPNV und für den Individualverkehr. Schon heute gibt es eine enge Anbindung an Freiburg und die Uni-Klinik. Das Konzept für das Klinikum Lahr befasst sich außerdem mit zusätzlichen Parkierungsmöglichkeiten.

 

Konkret hat die Stadt Lahr bereits einen Bebauungsplan aufgestellt, der eine Verbesserung des Parkierungsangebots für die Klinik sicherstellen wird. Ein Pedelec-Konzept mit Einbindung Bahnhof, Innenstadt und Klinikum wird im Juni umgesetzt.

 

C) Im Ergebnis fasst Oberbürgermeister Dr. Wolfgang G. Müller zusammen:

„Die Unterlagen zum Gutachten des Ortenau-Klinikums sind geprüft und viele Gespräche an allen Standorten geführt. Meinerseits stehe ich in Kontakt mit dem Freundeskreis des Klinikums Lahr-Ettenheim, insbesondere mit dem Vorsitzenden Prof. Dr. Volker Schuchardt. Für mich steht fest: Das Ortenau-Klinikum der Zukunft muss in der Fläche präsent bleiben und die bewährten Schwerpunkte erhalten.

 

Das heißt für  mich:
 

1. Vier Standorte plus X

Es braucht nicht nur zwei Standorte in Offenburg und Lahr, sondern vier Standorte plus X. Wie Achern im Norden und Wolfach im Osten sichert Ettenheim im Süden sowohl die Nahversorgung der Patienten als auch den Einzugsbereich des Ortenau-Klinikums ab. Schon die rein wirtschaftliche Perspektive müsste zu dem Schluss führen, die Präsenz im Süden aufrecht zu erhalten.

 

Die Restrukturierung der Krankenhauslandschaft im Oberrheingraben zwischen Karlsruhe und Freiburg sollte im kooperativen Dialog zwischen den benachbarten kommunalen Trägern (Emmendingen und Mittelbaden) abgestimmt werden.

 

Es darf nur so viel zentralisiert werden wie nötig ist und ansonsten gilt die Aufgabenteilung im Klinikverbund.

 

2. Maximalversorgung in Lahr ist gleichberechtigt mit Offenburg

Diese Maxime gilt für die beiden gleichberechtigten Häuser der Maximalversorgung in Offenburg und Lahr. Niemand, auch nicht in Offenburg, kann ein Interesse an einer Monopolisierung der führenden medizinischen Disziplinen in nur einem Haus haben. Ein solches Bestreben unterstelle ich auch niemandem. Denn das bedeutete eine Mammut-Klinik, verbunden mit der großen Gefahr, dass Patienten zu Nummern werden und der Gefahr, allen anderen Standorten des Ortenau-Klinikverbundes zu schaden.

 

Beide Häuser der Maximalversorgung, also neben Offenburg auch Lahr, brauchen eine Mindestzahl

a) an Hauptdisziplinen mit einem vor Ort präsenten Chefarzt oder einer Chefärztin,

b) an stationären Betten (n > 500)

c) eine darauf abgestimmte Zahl an Intensivbetten (gleiches Verhältnis zwischen Planbetten und Intensivbetten an den Standorten Lahr und Offenburg).

 

Werden diese Kriterien nicht erfüllt, bliebe der Begriff Maximalversorgung nur ein Etikett, der Inhalt würde zum Etikettenschwindel.

 

Auch am Standort Lahr sind einzelne administrative Zentralfunktionen oder Autonomien (beispielsweise EDV, Krankenpflegeschule, Einkauf und Logistik, Personalabteilung) vorzuhalten und sicherzustellen.

 

Im Einzelnen bedeutet das: 

 

Chefarztgeführte Hauptdisziplinen:

Hinsichtlich der angemessenen Zahl der am Standort chefarztgeführten Hauptdisziplinen gilt der Status Quo einschließlich der neurochirurgischen Versorgung. Hier bekräftige ich die Verlautbarung des Landrats und des Geschäftsführers, wie sie am 25. April der Presse entnommen werden konnte.

 

Wir verbinden mit einer Zustimmung zum Standortkonzept „Vier plus X“, dass Lahr-Ettenheim auch ab 2030 innerhalb des Klinikverbundes mindestens eine Anzahl an Hauptabteilungen durch einen jeweils eigenen Chefarzt oder eine Chefärztin führt, wie es dem Status Quo entspricht. Derzeit gilt das für folgende Hauptdisziplinen:

 

Innere Medizin    (mit Kardiologie, Gastroenterologie und Onkologie)

Allgemeinchirurgie (Abdominal – und Gefäßchirurgie)

Unfallchirurgie und Orthopädie (mit Fußchirurgie)

Neurologie

Neurochirurgie (derzeit niedergelassener Arzt am Standort Lahr)

Geriatrie

Psychosomatik

HNO

Schmerztherapie

Radiologie

Pathologie

 

Verschiebungen in dieser Zuständigkeit zwischen den beiden Häusern der Maximalversorgung in Offenburg und Lahr wären zeitnah wieder untereinander auszugleichen. Dies bietet die notwendige Flexibilisierung und wirkt zugleich einer schleichenden Aushöhlung von etablierten Funktionsbereichen entgegen.
 

Bettenanzahl

Überraschend ist, wie Zentralisierungsbestrebungen des Klinikverbundes laut Gutachten ausschließlich in Lahr zu einer Verringerung der Bettenzahl führen soll, obwohl laut Konzept die Betten von Ettenheim und Lahr zusammengefasst sind. Um ein Haus der Maximalversorgung, das nicht nur auf dem Papier steht, führen zu können, bedarf es einer höheren Bettenzahl als die genannten 433-480. Sie ist nach meinen Informationen bei mindestens 500 Betten (einschließlich Ettenheim) anzusetzen.

 

Intensivbetten

Intensivbetten sind die Grundlage für die Ausübung hochspezialisierter Operationen und ebenso Voraussetzung für das Vorhalten vieler Disziplinen in einer Klinik, insbesondere in der hochmodernen Geräte- und Operationsmedizin. Konkret: Ohne eine ausreichende Anzahl von Intensivbetten und intermediate care Betten sind komplexe, interdisziplinäre Operationen und die Behandlung von Schwerkranken in der Inneren und der Neurologie/Neurochirurgie nicht möglich. Die Verlegung von intensivbehandlungsbedürftig gewordenen Patienten wäre höchst riskant. Orientiert an der Relation der Gesamtbetten ist die Anzahl der vorgesehenen Intensivbetten in Lahr zu erhöhen (gleiches Verhältnis Planbetten / Intensivbetten an den Standorten Lahr und Offenburg). Ohne eine angemessene Anzahl an Intensivbetten ist ein Haus der Maximalversorgung weder unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten, noch unter dem Blickwinkel der Patientenversorgung zukunftsgerecht zu führen.

 

Zu den unabdingbar erforderlichen Rahmenbedingungen für ein voll funktionierendes Krankenhaus gehören außerdem ein Akutlabor und eine Blutbank vor Ort (Intensivstationen, besondere Operationen).

 

3. Kardiologiestandort Lahr ist Vorteil für Klinikverbund Ortenau

Lahr bietet für den gesamten Klinikverbund Ortenau einen unschätzbaren Entwicklungsvorteil für die Zukunft und dies in doppelter Hinsicht: Zum einen den Standort des Mediclin Herzzentrums in Lahr und zum anderen die Möglichkeiten der Zusammenarbeit vor Ort. Es gilt nicht nur die bestehende Zusammenarbeit zu nutzen, sondern die Kooperationsmöglichkeiten zwischen Herzzentrum und den etablierten medizinischen Spezialisierungen des Ortenau-Klinikums weiter auszubauen. Besondere Chancen bietet hier die Verknüpfung zwischen der Kardiologie, der Gefäßchirurgie und der Neurologie. Es sind alle Maßnahmen zu ergreifen, die diese Option der künftigen Zusammenarbeit, gegebenenfalls auch in neuer Rechtsform, unterstützen!

 

4. Medizinische Expertise für die Geschäftsführung

Künftig sollte der kaufmännischen Geschäftsführung ein geschäftsführender ärztlicher Direktor oder eine geschäftsführende ärztliche Direktorin zur Seite gestellt werden, der ebenfalls das Vertrauen des Kreistages genießt. Hierzu ist eine neue Stelle zu schaffen. Hintergrund: Neben den betriebswirtschaftlichen Kriterien sollte die medizinische Sicht gleichberechtigt in Entscheidungen in der Geschäftsführung Eingang finden. Die medizinische Qualität ist dauerhaft zu sichern!

 

Aktuell beruhen solche  Entscheidungen noch auf der jetzt vorliegenden Gutachterexpertise. Es können künftig nicht für alle medizinischen Fragen Gutachten eingeholt werden. Entscheidungen mit medizinischem Inhalt sind ständig zu bewältigen. Darunter fallen auch gerade diejenigen Abwägungsprozesse, bei denen es um medizinische Schwerpunktverteilung zwischen den Standorten mit dem Ziel geht, interdisziplinäre Synergieeffekte und etabliertes Know-how zu nutzen. Überdies ist eine unabhängige medizinische Kompetenz hilfreich, nachhaltige Konzepte auch für die Standorte in Ettenheim, Kehl und Oberkirch zu entwickeln. Bislang obliegt die Führung der Standorte den jeweiligen Krankenhausleitungen, zusammengesetzt aus den Stimmen der Verwaltungsleiter, der Pflegedienstleiter und der ärztlichen Direktoren. Diese Kräfte sollten auch auf Ebene einer zentralen Führungsebene Parität haben. Die Führungsstruktur und das Organigramm des Ortenau-Klinikum sollten Gegenstand einer externen Beratung und / oder einer Prüfung werden.

 

5. Qualität kostet Geld.

Ich befürworte als Kreisrat und Oberbürgermeister einen angemessenen Beitrag von kreiseigenen Mitteln für den Ortenau-Klinikverbund, wenn dadurch die medizinische Qualität und die Nahversorgung gesichert und verbessert werden. Nach meinen Informationen müssen Häuser der Grundversorgung mit entsprechendem Konzept nicht teurer sein als Groß- und Metropolkliniken, deren Vorteil vor allem in der Gerätemedizin und Fallzahl-Effizienz liegen. Das gilt auch für Ettenheim. Ettenheim muss, basierend auf aktuellen Daten, geprüft werden und eine Chance erhalten; der Verweis auf frühere Untersuchungen reicht nicht.