Die Stadt Lahr ist sich der lästigen Auswirkungen der Saatkrähen auf die betroffene Nachbarschaft in den Wohngebieten bewusst und hat sich schon seit einiger Zeit der Problematik engagiert angenommen und nach Lösungsmöglichkeiten gesucht, die den Belangen der Anwohner und des Naturschutzes gerecht werden.
Um Erfahrungen zu sammeln, wie die Saatkrähen in Lahr auf Vergrämungen reagieren, wurde 2008 die Herausnahme von leeren Saatkrähennestern vor Beginn der Brutzeit erprobt. Diese durch die untere Naturschutzbehörde genehmigte, zeitlich begrenzte Vergrämungsaktion sollte zeigen, ob die Saatkrähen ihre Nestbautätigkeit an einen anderen Ort verlegen.
An mehreren Tagen wurden die Nester entfernt und das Nistmaterial anschließend mitgenommen, um den raschen Nestneubau an der bisherigen Stelle zu erschweren. Die Saatkrähen ließen sich dadurch jedoch nicht stören und bauten ihre Nester schnell wieder auf. Der Misserfolg der probeweise durchgeführten Maßnahme zeigt, wie schwierig das Problem zu bewältigen ist.
Es ist ein Anliegen der Stadt Lahr, die Brutgebiete möglichst in dem ursprünglichen Bereich zu halten, weil dort das Konfliktpotenzial nicht so groß ist, wie in den Wohngebieten. In den 1990er Jahren wurden daher umfangreiche Neupflanzungen von Bäumen vorgenommen. Mit dem fortgesetzten Anpflanzen von Gehölzen an weitgehend konfliktfreien Standorten soll eine Abwanderung der Saatkrähen vermieden werden. Durch Erreichen der Altersgrenze und aus Verkehrssicherheitsgründen sind in den vergangenen Jahren einige alte Baumbestände entfallen und die Saatkrähe dringt auf der Suche nach neuen Standorten in den Baumbestand Richtung Innenstadt vor.
Bei Besprechungen mit den Vertretern der Fachbehörden und der Naturschutzverbände wurden verschiedene Vergrämungsmaßnahmen diskutiert, es wurde jedoch keine erfolgversprechende Lösung gefunden.
Auch mit von der Saatkrähen-Problematik besonders betroffenen Kommunen und zuständigen Behörden wurde Kontakt aufgenommen und Informationen und Erfahrungen über mögliche Lösungswege ausgetauscht. Bisher ohne Ergebnis, denn bis jetzt hat es noch keine Kommune in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz geschafft, Saatkrähen nachhaltig vom Stadtraum fernzuhalten oder zu vertreiben – im Gegenteil sehr oft wurde die Situation durch unkoordiniertes Eingreifen verschlimmert.
Die Stadtverwaltung hat an die oberste Naturschutzbehörde von Baden-Württemberg, dem Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum, appelliert, sich für gesetzliche Ausnahmeregelungen an mit Saatkrähen besonders belasteten Standorten einzusetzen, die den Kommunen ein wirksameres und schnelleres Handeln ermöglichen.
Die Stadt Lahr hat außerdem die überregionale Arbeitsgruppe Saatkrähe gegründet, zum Austausch und zur Findung von nachhaltigen Lösungen.
Die Stadt Lahr ist an einer nachhaltigen Lösung im Rahmen der vorgegebenen rechtlichen Möglichkeiten interessiert und wird weiter an einer Verbesserung des Problems arbeiten. Die schwierige Lage der betroffenen Bürgerinnen und Bürger wie auch den Interessenkonflikt zwischen Naturschutz und betroffener Bevölkerung möchte die Stadt Lahr schnellstmöglich beilegen. Ein eigenmächtiges und ungesetzliches Eingreifen verurteilt die Stadt Lahr nachdrücklich.