Ausgangssituation
Im Bereich des heutigen Arena-Einkaufszentrums befand sich noch in den 90er Jahren ein vernachlässigtes Frachtgelände. Die Schutter war hier auf 50 Meter Länge verdolt und mit Gleisen überdeckt. Die angrenzenden Schutterabschnitte waren durch Uferverbau geprägt.
Die Stadt Lahr beschloss, das Areal städtebaulich zu entwickeln. Für die Schutter und ihr unmittelbares Umfeld wurden drei Ziele festgesetzt:
- Schaffung eines ansprechenden Ortseingangs,
- ökologische Aufwertung des Flussabschnitts und
- das Gewässer für Besucher erlebbar machen.
Anfängliche Umbaumaßnahmen und nachfolgende natürliche Entwicklung
Zur Umsetzung der genannten Ziele erfolgte eine Offenlegung des überdeckelten Flussabschnitts, eine Bachbettaufweitung mit einer naturnahen Uferabflachung links und einem gestalteten, zugänglichen Ufer rechts. Der Gewässergrund war bereits naturnah und wurde belassen. Durch die Gestaltungsmaßnahmen wurde kein ökologisch „fertiger“ Flussabschnitt hergestellt. Die Maßnahmen waren eher als Anstoß für eine eigendynamische Entwicklung zu verstehen. Zu dieser Eigenentwicklung gehören:
- Umgestaltung der Bachsohle bei jedem Hochwasserereignis
- Besiedlung mit Tieren und Pflanzen
Gewässerumgestaltung bei Hochwasser
Mit jedem Hochwasser vollzieht sich unmerklich eine natürliche Umgestaltung. Die wechselnde Schleppkraft des fließenden Wassers verursacht in Teilbereichen mit hoher Strömung den Abtransport von Bodenmaterial (Erosion). An ruhiger fließenden Stellen wird dagegen mitgeschlepptes Sohlmaterial abgelagert. So gibt der Durchmesser der größten Steine im Flussbett einen recht genauen Hinweis auf die Fließgeschwindigkeit, die hier bei Hochwasserabflüssen erreicht wird.
Besiedlung durch Tiere
Auch an solch dynamischen Standorten können Tiere existieren wie z.B. Köcherfliegenlarven. Sie kriechen auf den abgelagerten Steinen umher, wobei sie sich durch Ausscheidung von Schutzfasern und mittels Fußkrallen gegen die Strömung behaupten. Zur Verpuppung klebt sich die ausgewachsene Larve aus feinen Steinchen einen Köcher zusammen, in dem sie sich unter Wasser verpuppt. Die flugfähigen erwachsenen Tiere leben im Gewässerumfeld. Die Köcherfliege zeigt beispielhaft den Lebensraumverbund zwischen Land und Wasser.
Besiedlung durch Pflanzen
Nach Fertigstellung der Rohbaumaßnahme war das linksseitige Flachufer weitgehend vegetationslos. Eine Begrünung war nicht geplant und wurde auch nicht durchgeführt.
In den vier Nachfolgejahren setzte eine rasante Vegetationsentwicklung ein. Im Jahr 2003 wurden im Uferbereich von der Lokalen Agenda 21-Gruppe Stadtökologie bereits 59 verschiedene Pflanzenarten nachgewiesen. Mit dem durch das Wasser herantransportierten Samen hatten sich diese Arten selbst angesiedelt. Das Artenspektrum umfasste Arten der Wiesen, Nasswiesen, Röhrichte, Hochstaudenfluren und Wälder.
Unter den 59 Pflanzenarten befindet sich auch das „Indische Springkraut“ und die „Kanadische Goldrute“. Diese zwei, nicht heimischen, aber konkurrenzstarken Pflanzen, können durch Ausbildung von Massenbeständen die heimischen Arten verdrängen.
Weitere Vegetationsentwicklung
Wahrscheinlich erfolgt die Verdrängung der bisher angesiedelten heimischen Pflanzenarten aber durch einen ganz anderen, natürlichen Prozess, durch die Bewaldung. Mit der Spontanbesiedlung von Kräutern und Gräsern hat die Vegetationsentwicklung nämlich nur eine erste Phase absolviert.
Die nächste Phase der natürlichen Entwicklung wird die Bewaldung sein. Mit dem zunehmenden Kronenschluss der aufgekommenen Baumweiden wird der erste Abschnitt der Waldentwicklung bereits deutlich sichtbar. Entsprechend dem aktuellen vegetationskundlichen Kenntnisstand ist damit zu rechnen, dass die Baumweiden durch längerlebige Baumarten wie Esche, Traubenkirsche, Schwarzerle und Eiche abgelöst werden. Dieser Prozess kann jedoch Jahrzehnte in Anspruch nehmen.