Feldartilleriegeriment 66 von 1914

Lahr - eine ehemalige Garnisonstadt

Am 01. Oktober 1898 wurde die Stadt Lahr nach langen Bemühungen endlich Garnisonsstadt.

In einem Willkommensgruß hieß es: "„Lahr, die alte Stadt der Arbeit, ist nun auch Garnison geworden. Über den Werken des Friedens thront wie eine feste Burg die bewaffnete Macht; neben dem Sausen des Webstuhls, neben dem Schall von Hammer und Meißel tönt das knappe Kommando und der dröhnende Schritt der Soldaten. Aber nicht als Fremde. Denn die jetzt droben einziehenden in den hochgelegenen Räumen, sie sind Bürger wie wir, es sind Söhne unseres Volkes.“"

Wenige Jahre später bediente sich der bekannte katholische Abgeordnete und Schriftsteller Heinrich Hansjakob derselben Bilder, doch fand einen ganz anderen Ton: „Über ihrer Stadt sieht man von ferne die neuen Kasernen wie Zwingburgen leuchten, und der Militarismus schaut stolz herab auf das Land ringsrum und auf die Fabrikschlote im Schuttertal. Fabriken und Kasernen sind die zwei Wahrzeichen unserer Zeit, aber keine, die auf wahre Volkswohlfahrt deuten, und je mehr beide ins Zeug schießen, umso schlimmer sieht’s aus mit dem Volkswohl.“

Doch trotz Hansjakobs Skepsis blieben die Garnisonen die Signatur Lahrs im 20. Jahrhundert. Nachdem 1898 das Infanterieregiment 169 in die neuen und auch heute noch beeindruckenden Kasernen über der Stadt eingezogen waren (heute „Industriehof“), folgte nur vier Jahre später gegenüberliegend das Feldartillerieregiment 66 (heute „Neuwerkhof“). Das spätere Friedensheim wurde noch kurz vor Kriegsbeginn 1913 fertiggestellt, um eine weitere Einheit aufzunehmen. Zur gleichen Zeit plante man westlich der Stadt einen Luftschifferhafen, dessen Luftschiffhalle und Fluggelände auch gebaut, aber ebenfalls durch den Krieg überholt wurden.

 

Mit der Niederlage von 1918 musste ein breiter Streifen rechts des Rheins entmilitarisiert werden. In die Kasernen zogen Industrie und Wohnbevölkerung ein, das Luftschiffergelände wurde zum Grasflugplatz. Erst 1936 wurde Lahr im Rahmen der Aufrüstungspolitik der Nationalsozialisten wieder Garnisonsstadt. Dafür wurden im Gewann „Elend“ östlich der Stadt neue Kasernen (Serre-Kaserne) gebaut, in die das MG-Bataillon 11 einzog.

Das Bild zeigt ein Schwarz-Weiß-Foto von französischen Soldaten, die mit Ausgehuniform und Musikinstrumenten durch Lahrs Straßen marschieren, voran die Trommeln, dahinter Trompeten und eine Posaune.  Im Hintergrund ist das Alte Rathaus zu sehen.
16 Jahre lang waren französische Soldaten in Lahr

1945 war auch der Zweite Weltkrieg verloren. Die zerstörten Kasernen wurden ab 1951 wieder aufgebaut (Commandant-Ménard-Kaserne) und durch französisches Militär belegt. Auf dem alten Grasflugplatz legten die Franzosen einen Düsenjägerflugplatz an. Bis 1967 blieb Lahr Standort einer großen französischen Garnison.

Das Bild zeigt die Abschiedsparade der Franzosen in Lahr. Eine Gruppe Soldaten in Uniform marschiert in Reih und Glied durch eine Straße.
Die Abschiedsparade der Franzosen

1967 trat Frankreich aus der Nato aus, die französischen Truppen wurden aus Lahr abberufen. Kanadische Einheiten übernahmen die Kasernen und den Flugplatz. Bis 1970 lebte man in Lahr mit heftigem Düsenjägerlärm, danach wurde der Flugplatz hauptsächlich von großen Transportmaschinen genutzt. Beim Abzug der kanadischen Streitkräfte – inklusive Familienangehöriger lebten schließlich rund 10 000 kanadische Staatsangehörige in Lahr und Umgebung. Ab 1991 endete die fast 100-jährige Garnisonsgeschichte Lahrs.