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18.06.2018 - Jetzt insgesamt 200 Kilometer Radwandervergnügen von Grenzach-Wyhlen bis Offenburg Ortenauer Bürgermeister eröffnen mit Sternfahrt neuen Römer-Radweg von Riegel bis Offenburg

Mehrere Personen stehen anlässlich der Eröffnung des Römer-Radwegs für ein Pressefoto vor der Nachbildung des römischen Streifenhauses auf dem Landesgartenschaugelände in Lahr, darunter auch Oberbürgermeister Dr. Müller, der ein römisches Gewand trägt. Neben ihm steht eine Dame, ebenfalls römisch gekleidet. Alle anderen tragen Freizeitkleidung, teilweise haben sie Rucksäcke dabei. Ein Herr im karrierten Freizeithemd hält ein Fahrrad.
Eröffnung Römer-Radweg, vor dem Römischen Streifenhaus in Lahr
Quelle: Stadt Lahr
Mit einer Sternfahrt auf dem Oberrhein Römer-Radweg haben Bürgermeister der neun neu angegliederten Kommunen am Sonntag, 17. Juni 2018, den dritten Teilabschnitt durch die Ortenau eröffnet.

Oberbürgermeister Dr. Wolfgang G. Müller begrüßte die Amtskollegen sowie geladenen Gäste in der Römeranlage auf dem Landesgartenschaugelände: „Gemeinsam sind sie heute per Fahrrad ins Ziel eines weitreichenden interkommunalen Projektes eingefahren. Die Erweiterung des Oberrhein Römer-Radweges von Riegel bis Offenburg bietet 60 Kilometer spannende Kulturgeschichte in einer einmaligen Landschaft.“

 

Der neue Ortenau-Abschnitt führt durch die Ortschaften  Kenzingen, Herbolzheim, Ringsheim, Ettenheim, Mahlberg, Lahr, Friesenheim, Hohberg und Offenburg. Die neue Strecke bereichert den Römer-Radweg mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten und Museen. Darunter auch die neu errichtete Römeranlage mit Streifenhaus und archäobotanischem Garten in Lahr sowie das in diesem Jahr eröffnete Stadtmuseum mit römischen Ausgrabungsfunden und begleitendem museumspädagogischen Programm.

 

Vor einem Jahr, im Mai 2017, hatten sich Vertreter der neun Kommunen für die Erweiterung der Gebietskulisse des Oberrhein Römer-Radweges ausgesprochen. Der touristische Mehrwert einer Fortführung des Römer-Radweges war unbestritten. Mit der Konzeption und Durchführung wurde die Archäologie-Werkstatt mit Dr. Christel Bücker und Dr. Michael Hoeper beauftragt. Die beiden Archäologen begleiten seit Beginn fachlich und logistisch die Umsetzung des Oberrhein Römer-Radweges.

 

Der Römer-Radweg ist eine Erfolgsgeschichte, die bereits 2010 im Markgräflerland begonnen hat, 2013 bis Riegel weitergeführt wurde und seit 2016 von Grenzach-Wyhlen bis Riegel reicht. Bürgermeister Martin Löffler von Heitersheim betont als Mitinitiator des Projektes den besonderen Reiz der Verknüpfung zahlreicher geschichtsträchtiger Orte mit dem Radtourismus. „Hätte es bei den Römern schon Radtourismus gegeben“, so Löffler, „wären sie von diesem Radweg begeistert gewesen. Es ist toll, dass diese Erfolgsgeschichte nun auch Richtung Norden fortgesetzt wird und auf wunderbare Weise mit der Landesgartenschau in Lahr verbunden ist.“

 

Oberrhein Römer-Radweg jetzt 200 Kilometer lang

Insgesamt verbindet der Oberrhein Römer-Radweg jetzt auf 200 Kilometern die bedeutendsten Plätze römischer Vergangenheit zwischen Grenzach-Wyhlen am Hochrhein und Offenburg. Auf der landschaftlich ansprechenden, abwechslungsreichen Strecke durch das Markgräflerland, den Kaiserstuhl und die Ortenau liegen 19 Geländedenkmäler, 21 Infotafeln und 14 Museen.

 

Entlang des Radweges warten viele weitere Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele, nicht nur aus der Zeit der Römer. Die Strecke bietet viele Einkehrmöglichkeiten und ist bequem zu befahren. Sie verläuft zwischen 200 bis 400 Höhenmetern und ist, bis auf einen sportlichen Abschnitt von Lörrach bis Müllheim, sehr eben.

 

Auf den Spuren der Römer

Schon die Römer wussten vor fast 2000 Jahren die schöne Landschaft und die fruchtbaren Böden im Markgräfler Land, am Kaiserstuhl und in der Ortenau zu schätzen. Große Teile Südwestdeutschlands gehörten zwischen dem ersten und fünften Jahrhundert nach Christus zum römischen Weltreich. Von der Zugehörigkeit zum Imperium Romanum zeugen heute zahlreiche Hinterlassenschaften, die entlang des Radweges zu entdecken sind.

 

Das südliche Oberrheingebiet stellt ein altes römisches Kulturland dar. Zunächst war der Rhein unter Julius Caesar römische Reichsgrenze, bis kurze Zeit später auch das Gebiet rechts des Rheins bis zum Limes zum Imperium Romanum gehörte. Schon im frühen ersten Jahrhundert erfolgte die Sicherung der Gebiete östlich des Rheins durch das römische Militär. Frührömische Kastelle lagen in Riegel, auf dem Limberg bei Sasbach und in Offenburg. An der römischen Fernstraße von Augst nach Mainz wurden römische Straßenstationen bei Friesenheim und Hohberg-Niederschopfheim eingerichtet. Innerhalb des römischen Imperiums entwickelte sich im Oberrheingebiet eine dichte zivile Besiedlung. Römische Gutshöfe entstanden bei Grenzach, Auggen, Müllheim und Heitersheim, die zu großen Landgütern ausgebaut wurden. Zahlreiche dieser Höfe wurden ausgegraben, wie beispielsweise bei Wyhlen, Rheinfelden-Nollingen und Lörrach-Brombach, Fischingen, Efringen-Kirchen und Kenzingen. Größere Siedlungen (lateinisch: Vicus) entstanden unter anderem in Bad Krozingen, Lahr und Offenburg. Römischer Eisenbergbau wurde bei Bad Bellingen, Schliengen, Ringsheim, Ettenheim und Mahlberg nachgewiesen. Eine Heilquelle begründete die Besiedlung Badenweilers mit der Anlage des größten rechtsrheinischen Thermalbades. Ein zentraler Verwaltungsmittelpunkt mit großer Marktbasilika entstand in Riegel. Nachdem im dritten Jahrhundert das rechtsrheinische Gebiet der Provinz Obergermanien für das Imperium verloren gegangen war, wurde die Rheingrenze erneut befestigt. Im vierten Jahrhundert entstanden spätantike Kastelle am Rhein, zu denen das Brückenkastell bei Wyhlen, das Kastell auf dem Münsterberg von Breisach und das Kleinkastell bei Jechtingen zählen. Dieser spätantike Donau-Iller-Rhein Limes bildete die letzte römische Grenzziehung in dieser Region und bestand bis in das fünfte Jahrhundert.

 

Informationsmaterial

Der Internetauftritt unter www.oberrhein-roemerradweg.de enthält in deutscher, englischer und französischer Sprache alle wichtigen Informationen zur Strecke und den Sehenswürdigkeiten samt GPS-Track-Download. Drei Kurzfilme geben einen Eindruck der einzelnen Stationen.

 

Offline informiert kompakt auf 124 Seiten eine dreisprachige Broschüre in DIN lang Format. Neben einer Einleitung zur römischen Geschichte der Region enthält sie Kartenmaterial und Höhenprofile der Streckenabschnitte, Informationen zu den einzelnen Ortschaften und Sehenswürdigkeiten, einen Service-Teil mit Adressen und Öffnungszeiten der Tourist-Informationen und Museen sowie Verbindungen der Züge mit Fahrradmitnahme. Die Broschüre ist bei den Gemeinden, in den Museen und in Tourist-Informationen kostenfrei erhältlich.