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08.05.2012 - OB Dr. Müller: „Ein Güterterminal für kombinierten Verkehr kann Lahr in eine neue Liga der Logistikstandorte führen“

Die Stadt Lahr beantragt die Aufnahme in das EU--Interreg IVb-Förderprogramm "CODE 24". Code 24 steht für „Corridor 24 Development“. Es geht um die Entwicklung europäischer Magistralen, hier von Rotterdam nach Genua (Nr. 24).

Was will Code 24?
Code 24 will dazu beitragen, die Wirtschafts-, Verkehrs-, Umwelt- und Raumentwicklung entlang der transeuropäischen Verkehrsachse (TEN-V) Nr. 24 Rotterdam - Genua zu einer integrativen Gesamtstrategie zu vereinen. Der Korridor für die Magistrale ist fixiert. Es gibt jedoch noch keine fortgeschrittenen Überlegungen hinsichtlich der Knotenbildungen und der regionalen Wertschöpfungspotenziale entlang des Korridors.

Warum will Lahr in das Förderprojekt Code 24?
Mit dem Antrag will die Stadt Lahr untersuchen lassen, ob, wie und wann am
Standort Lahr ein multimodales Güterverkehrszentrum –GVZ- für kombinierten Verkehr als Teil der Magistralen Rotterdam - Genua realisiert werden kann. Die Stadt Lahr verfolgt mit der IGZ GmbH und dem ZV IGP seit Jahren die Strategie, sich als Logistikstandort national und international zu profilieren. In den vergangenen Jahren sind prominente Ansiedlungen gelungen. Vier der fünf weltweit führenden Logistiker (Schenker, DHL, EVA, DSV; lediglich Kühne und Nagel ist noch nicht präsent)sind auf dem Areal vertreten. Im aktuellen Fraunhofer Logistikatlas von 2011 ist der Oberrhein mit dem Lahrer Flughafen erstmals in die Liga der zwanzig bedeutendsten deutschen Logistikregionen aufgenommen worden. Lahr wird hierbei als der Standort mit den größten Flächenreserven in Baden-Württemberg und besonderem Entwicklungspotenzial geführt. Durch die Verbindung der Verkehrsträger Straße, Schiene und Luft sowie den nahegelegenen Rheinhäfen und gleichzeitig dem flächengrößten Entwicklungsareal in Ba-Wü hat Lahr ein Alleinstellungsmerkmal.

Für die Stadt Lahr und die Code 24 Verantwortlichen ist es wichtig, dass die Teilnahme von Lahr für beide Seiten Vorteile bringt. Der weltweite Güterverkehr nimmt weiter zu. Das Ineinandergreifen der verschiedenen Verkehrswege –kombinierte Verkehre- gewinnt an Bedeutung.Auf der europäischen Magistrale 24 verstehen die Seehäfen Rotterdam und Genua, die im globalen Güterverkehr eine wichtige Brücke nach Europa sind, das dazwischen liegende Festland als ihr logistisches Hinterland für den
Gütertransport.

Lahr kann auf dieser Trasse ein wichtiger und der Schweiz am nächsten liegender gesamtmodaler Bündelungsknoten vor dem Gütertransit auf der Schiene durch den Gotthardtunnel werden.

Welche Untersuchungsfelder will die Stadt Lahr bearbeiten lassen?
Der Code 24 Antrag der Stadt Lahr umfasst im Kern drei intersuchungsmodule, mit denen der Beitrag Lahr´s als Logistik-Hub untersucht und dargestellt werden soll.

a) Regionalökonomische Einordnung des Logistikleistungszentrum Lahr -LLZ-

Im ersten Modul geht es um eine raumordnerische Knotenbildung und regionale Wertschöpfungspotenziale. Es soll dargestellt werden, wie das LLZ Lahr als Logisitik-Hub in das Gesamtnetz der Magistrale Rotterdam – Genua eingebunden werden kann. Die räumlichen Wirkungen in die Region sollen untersucht werden. Es soll Stellung genommen werden u.a. zu folgenden Aspekten:

- Unmittelbar einzubeziehende Verkehrsträger und Vernetzung mit anderen Verkehrsträgern (z.B. Rheinhäfen, Blackforest Airport; jeweils in grenzüberschreitender Sicht)

- Transport-/Umschlagfunktionen in Szenarien
(z.B. unbegleiteter/begleiteter kombinierter Verkehr, Containerverkehre, Wechselverkehre zur Luftfracht)

- Zusammentragen von überregionalen Bedeutsamkeiten und Auswertung von Nachfragekennzahlen

- Darstellung der regionalökonomischen Effekte durch Untersuchung der regionalen Auswirkungen und Wertschöpfung

Als Ergebnis dieses Arbeitsschrittes soll eine Empfehlung formuliert werden für die Zielsetzungen eines Terminals im Kontext des Logistikleistungszentrums Lahr. Des Weiteren soll hiermit ein Anforderungskatalog verbunden werden, welche Verkehrsverbindungen, in welcher Ausbaustufe direkt notwendig sind.

b) Technische Anbindung des LLZ Lahr (Verkehrsanbindung und Modalsplitt)

Im Modul 2 ist die konkrete Anbindung an die Rheintalbahn im Hinblick auf die technische und funktionale Machbarkeit einer Güterumschlagsanlage sowie die mögliche Flächenfixierungen wesentlicher Untersuchungsgegenstand.

- Erschließungsnotwendigkeiten resp. –möglichkeiten der Straße,

- Voraussetzung des Eisenbahnbetriebes mit Richtungsgleisen, anzustrebenden Längen von Ladeeinrichtungen und Anbindungen an die Eisenbahn,

- Grobeinschätzung der Umweltverträglichkeit,

- derzeitige Flächenverfügbarkeit und Nutzung,

- Umfeld des Terminals mit begleitender Nutzung wie Speditionen, Gewerbebetriebe etc. im Sinne der Optimierung der Wertschöpfung

Auf der Basis der entwickelten Größen- und Bedarfsermittlung (nach a)) wird eine Fläche zu definieren sein, die für ein Terminal grundsätzlich geeignet wäre. Vor Ort soll eruiert werden, wie eine solche Anlage in ein bestehendes Konzept von Industrie- und Gewerbeflächen eingepasst werden kann.

c) Machbarkeits-Vorstudie eines LLZ Lahr

Im Sinne von Machbarkeitsabklärungen soll auf folgende Aspekte Bezug genommen werden.

- Mögliche Umschlagstechniken sowie zu erwartende Infrastrukturkosten für Investitionen und den Betrieb

- Beschreibung der zugehörenden Logistikketten mit Einbettung in einen Airport+Business-Park

- Anforderungen zur Betreiberschaft der Infrastruktur und Umschlaganlagen mit Anschluss an die Netze Schiene und Straße

- Eruierung möglicher Betreibermodelle und dazugehörender Anforderungen

- Gesamtsynthese einschl. Wirtschaftlichkeitsbetrachtung mit Empfehlungen für die weiteren Schritte und vertiefende Untersuchungen

Wesentlich bei diesem Arbeitsschritt ist es, stufengerecht einen Überblick über die Notwendigkeiten der Anlage und die Empfehlungen zu einer möglichst einfachen, in Schritten vorzunehmenden Umsetzbarkeit aufzuzeigen. Als ein weiteres Ergebnis des Moduls 3 sollte es zu Empfehlungen kommen für einen möglichen Flächenfreihaltungsplan bis zur Umsetzung eines entsprechenden Güterterminals für den kombinierten Verkehr auf der Magistrale Rotterdam – Genua in Lahr.

Welche Zeitschiene, welche Kosten, welche Förderung hat das Projekt?
Der Gemeinderat hat am 26. März 2012 den Beschluss gefasst, bei der
Projektleitung des EU-Förderprojekts Code 24 einen Aufnahmeantrag zu stellen. Der Antrag wird im Monat Mai 2012 vorgelegt werden. Mit einer Entscheidung ist im Laufe des Monats September 2012 zu rechnen. OB Dr. Müller wird auch die Entwicklungsgesellschaft IGZ GmbH und den ZV IGP mit dem Thema befassen. Nach Antragsbewilligung sind die einzelnen Antragsmodule bis Ende 2014 zu bearbeiten. Der Antrag der Stadt Lahr hat ein Volumen von ca. 350.000 Euro, die grundsätzlich mit 50 Prozent gefördert werden. Für den Eigenanteil der Stadt Lahr können auch Personal- und Planungskosten angerechnet werden.

Seit wann wird das Projekt „Güterverkehrszentrum Lahr“ verfolgt?
Der Code 24-Antrag ist ein weiterer Schritt auf dem konsequent verfolgten Weg am Logistikstandort Lahr ein Güterverkehrszentrum zu etablieren. Beispielhaft seien erwähnt:
2005: Studie von Uniconsult, Tochter des Hamburger Hafens, die u.a. ein Huckepack-Terminal für den Schienengüterverkehr D-CH mit einer Vorverzollungsstelle behandelt
2008: Gutachten von Vieregg & Rössler zum Bahnausbau, das auf einen Umschlagbahnhof am Lahrer Flughafen hinweist
2009: Güterverkehrszentrum –GVZ- am Standort Lahr als Ziel definiert (Gemeinderat im Hinblick auf die Fortschreibung des Generalsverkehrsplans - GVP- )
2010: Die Stadt Lahr fordert bei der Landesregierung die Aufnahme Lahrs
als GVZ im GVP
2010 und 2011: Vielzahl von OB-Schreiben und OB-Gesprächen an / mit
Ministern, Behörden und Einrichtungen zum Thema Standortentwicklung
Lahr mit dem besonderen Fokus Entwicklung Flughafenareal und
Berücksichtigung eines GVZ.
2011: Forderung des OB an die Koalitionäre der neuen Landesregierung
zur Standortentwicklung unter Benennung des GVZ
2011: Vorstellung der durch die IGZ GmbH beauftragten LRBW-Studie zum
Entwicklungspotenzial am Lahrer Flughafen unter Hervorhebung eines
integrierten Luftfrachtkonzeptes.
2011 und 2012: Die neue Landesregierung signalisiert zustimmendes
Interesse, für ein multimodales Güterverkehrszentrum Lahr

Wie passt Code 24 in die Rahmenplanung des startkLahr Airport- und Businessparks Raum Lahr?
Die Antragstellung für „Code 24“ passt sich auch sehr gut in die aktuellen Entwicklungsplanungen für das Zweckverbandsareal ein. Derzeit beraten die IGZ Raum Lahr GmbH sowie der Zweckverband "Industrie- und Gewerbepark Raum Lahr" gemeinsam mit der Stadt Lahr unter dem Arbeitstitel „Rahmenplanung 2012 ff“ über die Fortführung und Modifizierung der Rahmenplanung für das Areal aus dem Jahr 2002.

Ein wesentlicher Bestandteil dieser Beratungen ist es, die raumplanerischen Entwicklungschancen eines Logistik-Hubs Lahr für die Region zu überprüfen. Daneben geht es um die technischen Möglichkeiten zur
verkehrlichen Anbindung des Areals.

Welche Chancen sieht die Stadt Lahr durch Code 24 für die Region?
Zur Verwirklichung eines integrierten Verkehrskonzeptes am startkLahr Airport & Business Park Raum Lahr, welches die Verkehrsträger Straße -
Schiene - Fliegen - (Wasser / Nähe zum Rheinhafen Kehl) intelligent
kombiniert und diese wiederum mit den Flächenpotenzialen des Areals
verbindet, stellt „Code 24“ eine sehr gute Möglichkeit dar. Der Projektantrag und die damit verbundenen Fördermöglichkeiten für detaillierte Untersuchungen passen sehr gut zu den Rahmenbedingungen des Areals im Lahrer Westen. Im Verkehrsministerium wird die Untersuchung eines integrierten Verkehrskonzeptes als große Chance für Lahr gesehen. Für die Zielsetzung der Landesregierung, in Baden-Württemberg durch ein integriertes Verkehrskonzept den Modalsplitt zu verbessern, konkret den Anteil des Schienenverkehrs zu erhöhen, kann Lahr eine wichtige Rolle spielen. Für die Stadt Lahr könnte das bedeuten, die Standortvorteile so zu kombinieren, dass Verkehrsströme nicht nur erlitten, sondern zur
wirtschaftlichen Wertschöpfung genutzt werden.

OB Dr. Müller: „Code 24 kann zu einem Meilenstein in der Entwicklung des Logistikstandorts Lahr werden. Code 24 ist zwar noch kein Bauprojekt, sondern zunächst ein Untersuchungsprojekt. Ich gehe jedoch von Ergebnissen aus, die dem Logistikstandort Lahr auf eine neue Ebene, sozusagen in eine andere Liga verhelfen können. Ich setze darauf, dass wir Folgendes darstellen können: Unsere Verfügbarkeit aller Verkehrsträger in Verbindung mit der Lagegunst im „Corridor Development 24“ sowie unsere großen Entwicklungsflächen sind einmalig! Der Logistikstandort Lahr an der Autobahn, der Rheintalbahn und mit eigenem Flughafen passt perfekt in den Güterkorridor zwischen Rotterdam und Genua. Ein solches Logistik-Leistungs-Zentrum Lahr schafft Mehrwerte für die Region und für Baden-Württemberg. Darin weiß ich mich einig mit vielen Beteiligten aus der Region und der Landesregierung.

Ein Logistikleistungszentrum Lahr kann wichtiger Teil sein eines integrierten Verkehrskonzeptes Baden-Württemberg, das international ausgerichtet ist, das alle Verkehrsträger nutzt und, das den Schienengüterverkehr besonders fördert. Ein Logistikleistungszentrum Lahr kann stehen für eine optimale Aufgabenteilung im Land, vorhandene Infrastrukturen zu nutzen, Verkehre siedlungsfern zu bündeln und durch intelligente Verknüpfungssysteme den Gütertransport umweltfreundlicher zu gestalten.

Das ist die Vision! Daran arbeiten wir seit 2005 und schon früher. Als Stadt Lahr, in der IGZ GmbH und dem Zweckverband IGP. Nun ist Gelegenheit, einen weiteren großen Schritt in der Realisierung zu machen. Lahr steht hierzu bereit. Ich setze mich persönlich dafür ein.“

Code 24 – Partner unterstützen Lahr
Der Project Manager von Code 24, Jörg Saalbach vom Verband Metropolregion Rhein-Neckar schreibt in einem Brief vom 07. Mai 2012 an OB Dr. Müller:

„Ich kann Sie darüber informieren, dass alle 15 am bisherigen Projekt beteiligten Partner Ihr Teilprojekt befürwortet haben. … Wir sind der Auffassung, dass das Teilprojekt der Stadt Lahr gut in den Rahmen des Projekts CODE 24 passt und dem Gesamtprojekt zu Gute kommen wird; ebenso gehen wir davon aus, dass die Beteiligung der Stadt Lahr am Projekt CODE 24 auch für die Stadt von Nutzen sein wird.“