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13.05.2008 - La dolce vita? - Das italienische Leben in Lahr

Der italienische Konsul in Freiburg, Igor Di Bernardini, ist zu einem Gedankenaustausch nach Lahr gekommen. Oberbürgermeister Dr. Wolfgang G. Müller hatte zu dem Gespräch ins Rathaus eingeladen, an dem neben dem Konsul auch der Leiter des Schulamts beim italienischen Konsulat in Freiburg, Dr. Andrea Gatti, der Vorstand der italienischen Familienvereinigung F.A.I. Lahr, Corrado Bellomo, der Schulleiter des Scheffel Gymnasiums Lahr, Fritz Godenschwege, die italienische Lehrerin, Diana Barz, und Sozialarbeiter, Antonio Spampinato, teilgenommen haben. Thema war die Situation der in Lahr lebenden italienischen Gemeinde und Initiativen zur Förderung der italienischen Sprache und Kultur.

„Es geht darum, wie man einzelne Schwierigkeiten beheben und die Integration der Italiener in Lahr verbessern kann“, erklärt Oberbürgermeister Dr. Wolfgang G. Müller das Ziel des Gesprächs, „Wir möchten ein gleichberechtigtes und partnerschaftliches Zusammenleben in unserer Stadt. Dazu gehört auch die Förderung der italienischen Sprache und Kultur.“

Der Begriff „interkulturelle Erziehung“ fasst das zusammen: Kinder und Eltern sollen in einem gemeinsamen Lernprozess zusammenfinden und sich mit anderen Sprachen und Kulturen auseinandersetzen. Alle Kinder bekommen die Chance auf einen vergleichbaren Schulerfolg und sollen sich in Lahr zuhause fühlen.

Die italienische Eisdiele und das italienische Restaurant mit der leckeren Pizza gehören schon längst zu unserem Alltag. 1955, vor 53 Jahren, unterzeichneten Deutschland und Italien einen Vertrag über die Anwerbung italienischer Arbeitskräfte. Heute leben die Kinder und Kindeskinder der einstigen "Gastarbeiter" in Deutschland. Es scheint als seien sie integriert und in Deutschland verwurzelt. Doch manchmal trügt der Schein. "La dolce vita" - Das süße Leben haben die aus Italien stammenden Auswandererfamilien hier nicht gefunden. Vor allem die Kinder dieser Familien sitzen mitunter förmlich „zwischen den Kulturen“. Die Folgen sind in diesen Fällen schulischer Misserfolg und Chancenlosigkeit in Ausbildung und Beruf. Vielfach pendeln Frauen mit ihren Kindern zwischen Italien und Deutschland hin und her. Deshalb gehen viele italienische Kinder gar nicht erst in den Kindergarten und verpassen so einen ganz wichtigen Meilenstein in ihrer Entwicklung und bei der Integration in die deutsche Kultur. In Lahr leben 99 verschiedene Nationen. Die Vielfalt der Menschen, Kulturen und Sprachen ist Bestandteil des Lahrer Alltags in den Kindergärten, Schulen und Betrieben. „Wir müssen diese Vielfalt nutzen und in der Gemeinschaft positiv umsetzen“, fordert Oberbürgermeister Dr. Müller auf.