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01.06.2010 - Kunst in die Stadt!

Mittlerweile zum sechsten Mal präsentiert das Kulturamt Lahr in diesem Sommer die etablierte Ausstellungsreihe „Kunst in die Stadt!“. Am Samstag, 12. Juni 2010 um 11:00 Uhr eröffnet der neue Erste Bürgermeister Guido Schöneboom die Ausstellung des Künstlers Stefan Rohrer. Bis Sonntag, 03. Oktober 2010, werden seine augenfälligen Objekte, zu denen Nikolaus Bischoff eine Einführung gibt, auf ausgewählten Plätzen in der Lahrer Altstadt zu sehen sein. Begleitend zu den Kunstwerken im öffentlichen Raum zeigt die Städtische Galerie im Alten Rathaus bis Sonntag, 11. Juli 2010, Zeichnungen, Video-Arbeiten und kleinere Objekte des Stuttgarter Künstlers.

Bereits zur ersten Ausstellung „Kunst in die Stadt!“ im Jahr 2000 konnte der international renommierte Künstler und Stuttgarter Akademieprofessor Werner Pokorny mit seinen Stahlplastiken für das Projekt gewonnen werden. Es folgte 2001 das spektakuläre Lichtkunstprojekt „Casa Magica“, im Jahr darauf bereicherten die fragilen Ziegelsteinobjekte von Reiner Seliger und 2004 figürliche Bronzeplastiken von Gunter Stilling den Lahrer Stadtraum. Nach einer finanziell bedingten Pause konnte letztes Jahr die Reihe mit Holzskulpturen von Thomas Diermann wieder aufgenommen werden.

Mit der diesjährigen Präsentation wird das bewährte Konzept, Kunst im öffentlichen Raum zu zeigen und in ihn einzugreifen, weitergeführt und zugespitzt. Nachdem in den vorangegangen Ausstellungen die „klassischen“ bildhauerischen Werkstoffe Metall, Stein und Holz im Vordergrund standen, überrascht Stefan Rohrer, der zur jüngeren Bildhauergeneration gehört, mit Verfremdungen uns bekannter Alltagsgeräte. Insbesondere Fahrzeuge: Autos und Motorroller, aber auch Schub- oder Sackkarren sind Ausgangsmaterial der gestalterischen Abwandlungen des Künstlers. Rohrer löst die vorgegebene Form häufig durch Verzerrung oder Dehnung auf. In der Arbeit „Roller Coaster“ beispielsweise lässt er zwei Motorroller eine Vespa und eine Schwalbe in geschwungenem Linienspiel einander durchdringen: Bewegung wird hier in Form übersetzt.

Mit „Pushcar“ einem weiteren Objekt persifliert Rohrer die Fetischisierung des „aufgemotzten“ Motorrads. Blitzendes Chrom und Flammenairbrush lassen an eine liebevoll verschönerte Harley Davidson denken, den Inbegriff von Freiheit und Unabhängigkeit, und steht damit im krassen Gegensatz zum profanen und unmotorisierten Arbeitsgerät des Schubkarren, das dem Kunstwerk als Basis diente.

Stefan Rohrer, Jahrgang 1968, studierte nach seiner Ausbildung zum Steinmetzmeister von 1998 bis 1999 Bildhauerei an der Burg Giebichenstein - Hochschule für Kunst und Design Halle. 1999 wechselte er an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, wo er bei Prof. Werner Pokorny und Prof. Micha Ullman bis 2004 studierte. Von 2004 bis 2006 absolvierte er ein Aufbaustudium bei Prof. Udo Koch an der Kunstakademie Stuttgart. 2003 erhält Rohrer das Werkstattstipendium der Erich Hauser Kunststiftung, 2007 das Stipendium Künstlerdorf Schöppingen und 2009 das Stipendium Kommandantenhaus Dilsberg.