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20.11.2015 - „Ich bin nicht nur für Konflikte da“

Sabrina Weinacker hat viel zu tun. Seit einigen Wochen ist die junge Kippenheimerin Schulsozialarbeiterin am Max-Planck-Gymnasium. In ihrem noch etwas provisorisch eingerichteten Büro im Erdgeschoss treffen sich bereits regelmäßig Schülerinnen und Schüler zum Zeitungslesen, Spiele machen oder einfach zum Reden. „Auch Einzelgespräche mit Schülerinnen und Schülern aber auch Termine mit Eltern finden immer häufiger hier statt“, berichtet Weinacker.

Seit sie sich in allen Klassen und Kursen, bei den Elternabenden und in den Gremien der Schule vorgestellt hat, verstehen die Schülerinnen und Schüler zunehmend ihre neue Rolle im Schulalltag. „Ich bin neutral, ich gebe keine Noten und ich bin zur Verschwiegenheit verpflichtet. Außerdem ist mein Angebot freiwillig. Auf diese Weise können mich die Kinder und Jugendlichen einfach ansprechen“, beschreibt sie, wie die Kontaktaufnahme mit ihr funktioniert. Auf die Frage „Warum Schulsozialarbeit an einem Gymnasium?“ antwortet sie: „Seit der Einführung von G8 und Ganztagesschule ist Schule immer mehr vom Lernort zum Lebensort geworden. Soziales Lernen erfordert auch hier eine professionelle pädagogische Beratung, die über das hinausgeht, was die Lehrkräfte bereits an sozialer Arbeit leisten und leisten können.“ Weinacker ist überzeugt, dass auch aufgrund sich verändernder familiärer Strukturen die Grundlagen sozialen Miteinanders zunehmend in der Schule gelegt werden, deshalb sei Schulsozialarbeit nicht mehr nur an so genannten Brennpunktschulen wichtig. „Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt an einem Gymnasium aber eher auf der Prävention“, fährt sie fort. „Gymnasiasten haben sozusagen eine längere Schullaufzeit als Werkreal- oder Realschüler, die früher im Leben lernen müssen, sich in die Gemeinschaft einzufügen.“ Auch am Gymnasium gäbe es individuelle und gesellschaftliche Herausforderungen, welche die Kinder und Jugendlichen belasten, hierfür biete Sie Beratung an.

Nach einer Ausbildung und beruflichen Tätigkeit als Erzieherin hat Sabrina Weinacker an der Hochschule Villingen-Schwenningen ein Duales Studium absolviert und bereits in verschiedenen Tätigkeitsfeldern bei der Stadt Lahr Erfahrungen gesammelt. „Kulturelle Vielfalt, die Arbeit mit Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedlern sowie Menschen mit Migrationshintergrund interessieren mich. Ebenso wollte ich bewusst mit Kindern und Jugendlichen dieser Altersgruppe arbeiten. Meine eigene Schulzeit habe ich als sehr positiv erlebt – über das Lernen hinaus. Daher möchte ich zu einer guten Schulatmosphäre am ‚Max’ beitragen“, sagt sie. Neben der Beratung von Schülerinnen und Schülern und ihren Eltern ist die Zusammenarbeit mit Lehrern, Ämtern und Vereinen ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit. Auch Gruppenangebote wie Arbeitsgemeinschaften plant sie: „Hierbei denke ich zum Beispiel an eine Nachbereitung des Sozialpraktikums, nehme aber gerne Ideen von Schülerinnen und Schülern auf. Es gibt am ‚Max’ ja bereits ein großes Angebot an AGs für den Nachmittag.“

Sabrina Weinacker ist es wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler sie frühzeitig aufsuchen: „Ich bin nicht nur für Konflikte da! Viele kommen erst, wenn’s brennt. Ich kann Streite aber nicht immer schlichten. Ich möchte den Beteiligten dabei helfen, den Konflikt selbst zu reflektieren und gemeinsam eigene Lösungsmöglichkeiten zu finden.“