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27.08.2021 - Stadt Lahr befasst sich mit der Anpassung an die Folgen des Klimawandels Hitze, Starkregen, Dürre

Wärmestreifen (Warming Stripes) visualisieren den Temperaturverlauf über einen bestimmten Zeitraum. Je nach Temperaturabweichung vom Durchschnittswert, zeigen blaue Streifen kältere Jahre und rote Streifen wärme Jahre.
Wärmestreifen von Baden-Württemberg von 1881 bis 2019 © (Ed Hawkins (University of Reading)
Die Stadtverwaltung hat beim Thema Klimaveränderung zunehmend die Anpassung an den menschengemachten Klimawandel im Blick - und das nicht erst seit der Flutkatastrophe in diesem Jahr.

Es ist kein Geheimnis, dass auch Baden-Württemberg schon heute messbar vom menschengemachten Klimawandel betroffen ist. Die Durchschnittstemperatur ist in den letzten hundert Jahren um mehr als ein Grad gestiegen, von rund acht auf über neun Grad Celsius. Das mag für manche zunächst nicht so schlimm klingen, doch die zunehmenden Hitzetage und Tropennächte machen die Folgen des Klimawandels deutlich spürbar. Die Sommer werden immer heißer und trockener, im Winter nehmen die Eistage ab und der Niederschlag fällt häufiger als extremer Starkregen.

 

„Klimamodellen zufolge wird sich diese Entwicklung gerade in unserer Region in den kommenden Jahrzehnten verstärken“, weiß Manfred Kaiser, Leiter der Stabsstelle Umwelt in Lahr, „Und das wird sich unterschiedlich stark auf die Wasserwirtschaft, den Bodenschutz, die Land- und Forstwirtschaft, den Natur- und Artenschutz, die menschliche Gesundheit, den Tourismus, die Wirtschaft und auf die Stadt- und Gebäudeplanung auswirken.“

 

Hat sich die Stadt Lahr also zunächst vorrangig um den Klimaschutz gekümmert, so geht es jetzt verstärkt darum, sich an die Klimaveränderungen anzupassen. Vorausschauend laufen bei der Stadtverwaltung schon seit einigen Jahren entsprechende Vorbereitungen. Um besonders sensible Bereiche zu finden und Wege, Klimawandelfolgen zu berücksichtigen, hat die Stadt schon 2006 die Regionale Klimaanalyse der Region Südlicher Oberrhein unterstützt. Seit 2018 werden bei der Bauleitplanung die Belange des Klimaschutzes und der Klimaanpassung anhand eines  Leitfadens besonders beachtet.

 

Seit vergangenem Jahr beteiligt sich die Stadt am Projekt „Lokale Kompetenzentwicklung zur Klimawandelanpassung in kleinen und mittleren Kommunen und Landkreisen“ (LoKlim). Hier geht es darum, die Veränderungen für das Gebiet der Stadt Lahr besser zu beurteilen. Im Rahmen des LoKlim-Projekts wurden unter anderem die zukünftigen Klimadaten für die Lahrer Gemarkung berechnet:

 

 

1971 - 2000

nahe Zukunft

2021 - 2050

ferne Zukunft

2071 - 2100

Mittlere Jahrestemperatur (°C)

10

11,3

13,7

Sommertage

Anzahl der Tage mit Tmax > 25°C

45

59

90

Heiße Nächte

Anzahl der Tage mit Tmax ≥ 30°C

9

17

41

Tropennächte

Anzahl der Tage mit Tmin > 20°C

0

2

18

Vegetationsperiode (Tage)

Anzahl der Tage zwischen der ersten Phase mit mindestens sechs Tagen Tmean > 5°C und erster Phase nach dem 1.6. mit mindestens sechs Tagen Tmean < 5°C

272

292

324

Frosttage

Anzahl der Tage mit Tmin < 0°C

70

50

26

Eistage (Tag)

Anzahl der Tage mit Tmax< 0°C

14

7

2

Winterniederschlag (mm)

Niederschlagssumme (Dez , Jan, Feb)

207

229

251

Sommerniederschlag (mm)

Niederschlagssumme (Jun, Jul, Aug)

292

274

237

Starkniederschlag (mm)

Anzahl der Tage mit Niederschlag > 20 mm

6

7

9

Trockenperioden (Periode)

Anzahl der Perioden mit mindestens vier aufeinanderfolgenden Trockentagen (Niederschlag < 1 mm)

34

37

34

 

Demnach steigen in naher Zukunft beispielsweise die Sommertage von aktuell 45 auf 59, die heißen Nächte von neun auf 17 und Froststage wird es statt derzeit 70 nur noch 50 geben.

 

(Weiterführende Informationen zu den Klimaparametern und den Handlungsfeldern gibt es auf der Projektwebseite https://lokale-klimaanpassung.de.)

 

„Ohne weitere lokale und überregionale schnelle und effektive Klimaschutzaktivitäten, insbesondere einer Reduktion der Treibhausgas-Emissionen, ist diese Entwicklung sehr wahrscheinlich und wird verstärkt Auswirkungen auf unsere Landschaft und Bevölkerung haben“, erklärt Manfred Kaiser.

 

Um einen Überblick über die Folgen des Klimawandels vor Ort und deren Auswirkungen zu bekommen und danach die richtigen Maßnahmen zur Anpassung auszuwählen und umzusetzen, soll demnächst ein Klimaanpassungskonzept für die Stadt Lahr erarbeitet werden.

 

Im privaten Bereich wird es zunehmend um die Fragen gehen wie ein Wohnhaus am besten gedämmt werden kann, ob eine Dachbegrünung sinnvoll ist und wie sich Sturmschäden vermeiden lassen. Informationen und Unterstützung gibt es dazu bei der Stadtverwaltung schon: beispielsweise im Ratgeber des Deutschen Instituts für Urbanistik, mit praxisorientierten Tipps wie Gebäude vor den Folgen des Klimawandels geschützt werden können.

 

Die Lahrer Klimaschutzmanagerin Madeleine Krol hat ihn schon ausgiebig gelesen: „Der Ratgeber beschreibt Problemfelder, die auf jeden Hausbesitzer mit hoher Wahrscheinlichkeit zukommen können. Um gut auf die Risiken durch Starkregen, extreme Hitze und Stürme vorbereitet zu sein, werden entsprechende bauliche und technische Präventionsmaßnahmen vorgeschlagen. Dabei ist egal, ob ein Haus oder eine Wohnung neu gebaut, gekauft, saniert oder umgebaut werden soll, denn eine klimagerechte Ausführung lohnt sich in jedem Fall.“

 

Eine Checkliste gibt einen Überblick, welche Maßnahmen für einen klimaangepassten Neubau oder die Sanierung bereits eingeplant oder umgesetzt wurden und in welchen Bereichen es eventuell noch Handlungsbedarf gibt. Außerdem gibt es Informationen über Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten. Die Broschüre liegt im Rathaus 2 (Alte Luisenschule) und in den Ortsverwaltungen zum Mitnehmen aus und ist auf der Lahrer Website www.lahr.de zu finden unter: Bauen + Umwelt / Energie + Klima / Gutes Klima - Gutes Leben / Klimafolgenanpassung https://www.lahr.de/klimafolgenanpassung.98944.htm