Eine Kommune kann ihre eigenen Liegenschaften energetisch auf Vordermann bringen, Energiekonzepte erstellen und die kommunale Infrastruktur modernisieren, wirklich erfolgreich in Sachen Klimaschutz ist sie jedoch erst, wenn ihre Bürgerinnen und Bürger, die Wirtschaft und die Institutionen ihren Teil dazu beitragen. Die Aufteilung der Verursacher von Treibhausgasen in Lahr zeigt, dass die Lahrer Stadtverwaltung selbst nur mit zwei Prozent der Treibhausgasemissionen zu Buche schlägt, wohingegen der Bereich Wirtschaft mit 50 Prozent, die Haushalte mit 28 Prozent, der Verkehr mit 20 Prozent dabei sind.
Daraus wird deutlich: Klimaschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, für die es viele Akteure und gemeinschaftliches Handeln braucht. Über ihren eigenen, begrenzten Handlungsbereich hinaus nutzt die Stadt Lahr ihre Vorbildfunktion, um privaten Haushalte und der Wirtschaft Anregung zum eigenen Handeln zu geben und unterstützt sie dabei, durch Wissenstransfer, Vernetzung mit Expertinnen und Experten und bei der Organisation von kreativen und anschaulichen Projekten und Aktionen. Ein breites Bündel an Kommunikationsmaßnahmen nimmt die Menschen mit auf den Weg zu einer klimaneutralen Stadt. „Die meisten Menschen wissen vom menschengemachten Klimawandel. Doch oft fällt es schwer, das Wissen in die Tat umzusetzen. Mit Wissenstransfer und vor allem anschaulichen Projekten und Aktionen unterstützen wir Lahrerinnen und Lahrer dabei, Klimaschutz Teil des Lebensstils oder des betrieblichen Fortschritts werden zu lassen, ganz nach dem Motto „vom Wissen zum Handeln“, erklärt Klimaschutzmanagerin Madeleine Krol.
Die Projekte
Unter dem Leitspruch „Energiewende zum Anfassen und Mitmachen“ nimmt Lahr regelmäßig an den baden-württembergischen Energiewendetagen teil und hat mit vielfältigen Aktionen, Führungen und Expertengesprächen zu Gast bei Lahrer Betrieben ein neues Konzept entwickelt, dass bei Bürgerinnen und Bürgern gut ankommt.
Projekte mit der lokalen Wirtschaft unterstützt die Stadt unter anderem als Mitglied der Klimapartner Oberrhein. Mit einer Vielzahl an Projekten und Beratungsleistungen, wie beispielsweise der Kompetenzstelle Energieeffizienz (KEFF) oder dem Projekt „Vernetzte Industrie“, können kleine und mittlere Unternehmen ihre Effizienzpotenziale heben. Die gemeinsam mit der KEFF ins Leben gerufene Effizienzoffensive Lahr 2020 hat bisher zahlreiche Lahrer Unternehmen dabei unterstützen können, Potenziale für Energieeffizienz ausfindig zu machen und sich dadurch gut für die Zukunft aufzustellen. Win-win heißt hier: Das Klima schützen und gleichzeitig bares Geld sparen.
Bei der LED-Aktion „alles LeuchtED“ kooperierte die Stadt Lahr mit dem Elektrofachhandel, dem Öko-Institut Freiburg, dem E-Werk Mittelbaden und der Ortenauer Energieagentur. Denn moderne LED-Leuchtmittel benötigen bis zu 90 Prozent weniger Energie als herkömmliche Lampen. Die Lahrer Testhaushalte waren von Lichtqualität und Energieeinsparung durchweg überzeugt. „Aktuell unterstützt der Lahrer Elektrofachhandel die Stadt Lahr und die Neue Arbeit Lahr im Rahmen des Projekts KühlCheck, um einkommensschwachen Haushalten in Lahr ein energieeffizientes Kühlgerät kostengünstig zu ermöglichen. Kühlgeräte zählen mit zu den größten Stromfressern im Haushalt, schließlich laufen sie rund um die Uhr“, weiß Madeleine Krol.
Um Lahrs Gebäudebestand klimafit zu gestalten, rief die Stadt Lahr zusammen mit der Ortenauer Energieagentur im vergangenen Jahr erstmalig die Sanierungskampagne „Gut beraten – gut saniert!“ ins Leben. Es geht darum, Eigentümer und Mieter über die Potenziale zu informieren, die ihre Häuser und Wohnungen zum Energiesparen haben. Außerdem gibt es Unterstützung für jene, die ihre Häuser und Wohnungen energieeffizient sanieren möchten. Egal, ob es dabei um Solarenergie oder den Heizungstausch geht, Wohnkomfort, Werterhalt der Immobilie und das langfristige Einsparen von Energiekosten stehen im Vordergrund. Die Ortsteilkampagnen haben mit ihrem Vortrags- und Beratungsangebot bisher erfolgreich in Sulz, Kuhbach und Reichenbach stattgefunden und sollen in den kommenden Jahren in den weiteren Lahrer Ortsteilen und der Kernstadt durchgeführt werden.
Die Lokale Agenda 21-Gruppe Energie führte über acht Jahre einen bundesweit beachteten Feldtest zu Wärmepumpen durch. Ein Ergebnis: Erdreich-Wärmepumpen erfüllen die Erwartungen an die Energieeffizienz, Luft-Wärmepumpen dagegen oft noch nicht. Zwei Fraunhofer-Institute kamen später zu vergleichbaren Ergebnissen.
Mit Energie und Wasser bewusst umgehen, den Verbrauch reduzieren und dadurch Kosten sparen: Dass dies in Schulen gut funktioniert, zeigt das Projekt Fifty-Fifty. Schülerinnen und Schüler nehmen das Energiesparen selbst in die Hand und bekommen dafür 50 Prozent der eingesparten Kosten als Extrageld für ihre Schule. Das Klima profitiert obendrein.
Das Repair Café wird von der BUND-Ortsgruppe Lahr in Zusammenarbeit mit der Stadt Lahr und mit Unterstützung vom Landratsamt Ortenaukreis – Eigenbetrieb Abfallwirtschaft organisiert. Das Projekt richtet sich gegen die Wegwerfmentalität und Schnelllebigkeit der Konsumlandschaft. Damit Gegenstände länger genutzt werden können und sowohl Müllberge als auch CO2-Austoß reduziert wird, können Besucherinnen und Besuchers des Repair Cafés ihre defekten Gegenstände von Zuhause mitbringen und gemeinsam mit ehrenamtlichen Helfern unentgeltlich reparieren. Das Repair Café versteht sich nicht als normaler Reparaturbetrieb, sondern als Hilfe zur Selbsthilfe, bei der auch Fachwissen, wie man etwas repariert weitergegeben wird.
Alleine kann die Stadt Lahr nur bedingt den lokalen Klimaschutz vorantreiben, das zeigen die Emissionszahlen deutlich. „Wir sind Vorreiter und übernehmen eine Vorbildfunktion, aber nur gemeinschaftliches Engagement und Aktivitäten können den Klimaschutz in Lahr erfolgreich sein lassen. Lahrerinnen und Lahrer bringen den Klimaschutz voran und die Stadt Lahr unterstützt sie dabei“, fasst die Lahrer Klimaschutzmanagerin zusammen.
