Lahrer Zeitungen, Badische Zeitung, Lahrer Zeitung, Lahrer Anzeiger

17.11.2006 - Ganztagsschulbetrieb in der Schutterlindenbergschule:

OB Dr. Müller: „Bauarbeiten erforderten viel Improvisation“

Die Schutterlindenbergschule hat zum Schuljahresbeginn den Ganz-tagsschulbetrieb mit 10 Klassen aufgenommen. Die erforderlichen Klassenzimmer konnten jedoch erst vor wenigen Tagen bezogen werden. Eine Verschiebung des Ganztagsbetriebs war aufgrund der vorliegenden Anmeldungen und der darauf frühzeitig abzustimmenden Personalplanungen nicht mehr möglich.
In der Zwischenzeit mussten Schulleitung, Kollegium, Schülerinnen und Schüler sowie die Verwaltungskräfte mit vielen Provisorien leben: Klassen mussten in den Aktienhof, in die Gymnastikhalle und in die frühere Schwimmhalle ausgelagert werden. Auch die Theodor-Heuss-Hauptschule leistete nachbarschaftliche Hilfe bei der Unterbringung einer Klasse. Baulärm, Staub, Baumaterialien in den Fluren, Toiletten in Containern auf dem Hof, in Überseecontainer ausgelagerte Lehr- und Lernmittel u.a.m machten jeden Tag zu einer neuen Herausforderung und Belastungsprobe. „Wir mussten uns die schönen neuen Räumlichkeiten hart verdienen,“ sagt Rektor Roland Wichmann rückblickend.

Oberbürgermeister Dr. Wolfgang G. Müller: „Bei einem Vorortbesuch konnte ich mich persönlich vom großen Durchhaltevermögen der Kinder und Lehrer überzeugen. Der vorbildliche Einsatz der Schulleitung, die große Flexibilität des Kollegiums, das geduldige Verständnis der Eltern sowie die fröhliche Unbekümmertheit der Schüler sind ausdrücklich zu loben. Nur so war es möglich, trotz der Bauarbeiten Unterricht zu halten.“
Gemeinsam mit der Stadtverwaltung und engagierten Handwerkern ist es der Schulleitung gelungen, eine Reihe von Problemen mit einzelnen Firmen zu lösen, die zu mehrfachen Bauverzögerungen geführt hatten. Silke Kabisch, Leiterin der städtischen Hochbauabteilung: „Eine solche Situation gab es bei unseren Bauvorhaben noch nie. Zunächst hat der lange Winter den Baubeginn verzögert. Dann lieferten gleich mehrere Firmen keine ordentliche Arbeit ab. Bereits in zwei Fällen mussten wir sogar den Auftrag entziehen. Mehrmals ist der städtische Baubetrieb BGL eingesprungen. Unser Problem ist, dass wir als öffentlicher Auftraggeber nach VOB (Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen) an den wirtschaftlichsten, und das ist im Regelfall der billigste, Bieter gebunden sind. In Bezug auf die Einhaltung von Ausführungsfristen und die Handhabe bei Baumängeln ist die VOB eher handwerkerfreundlich ausgelegt. Letztendlich waren und sind die Leidtragenden die Schüler und Lehrer, aber auch d i e Handwerker, die gut gearbeitet haben und mit Zusatzschichten in die Bresche gesprungen sind.“
Zu der ohnehin angespannten Situation kamen enorme Lieferzeiten bei den Baumaterialien, unter anderem begründet durch die anstehende Mehrwertsteuererhöhung.
Ungünstige Witterungsverhältnisse nach dem Estricheinbau sorgten für extrem lange Trocknungszeiten, weshalb die Folgegewerke nicht ausgeführt werden konnten und sich der gesamte Zeitplan verschob.
Jetzt herrscht jedoch überwiegend Freude bei allen Beteiligten über die neuen Räumlichkeiten an der Ganztagsschule. „So schön hätte ich es auch gerne gehabt.“, sagte eine Mutter in einem neuen Klassenzimmer mit Blick nach draußen. Durch die außerordentlich gelungenen und gleichzeitig sehr funktionalen Fenster bietet sich von überall ein idyllischer Blick auf den Berg, dessen Name die Schule trägt.
Das bisherige Durchhaltevermögen wurde damit erst einmal belohnt, wird aber weiterhin gefordert bleiben, bis der erste Bauabschnitt vollends fertiggestellt ist. Denn im EG ist neben den Verwaltungsräumen ein weiterer Klassenraum noch nicht bezugsfertig. Die Lehrerinnen und Lehrer werden sich noch eine geraume Zeit mit der provisorischen Mensa, die im Moment gleichzeitig Lehrerzimmer ist, arrangieren müssen. Sekretariat und Schulleitung werden ebenfalls noch ein paar Wochen im Container ausharren müssen. „Wichtig ist, dass ordnungsgemäßer Unterricht gehalten werden kann und die Schüler gerne zur Schule kommen“,sagt Wichmann ganz unaufgeregt.

Fast wie eine Anekdote am Rande wirkt es, dass der Beginn der Rohbauarbeiten für den zweiten Bauabschnitt, der Neubau für Mensa und Ganztagsräume, der für September geplant war, sich ebenfalls verschoben hat: Wegen schlechtem Baugrund und dem Verdacht auf Kriegsaltlasten mussten die Art der Gründung umgeplant und aufwändige Kampfmittelsondierungen vorgenommen werden.
Die stellv. Schulleiterin Ursula Horny nimmt auch dies mit Humor: „Gegen höhere Gewalt ist kein Kraut gewachsen. Nach den bisherigen Erfahrungen kann uns nichts mehr erschüttern. Wir freuen uns jedenfalls darauf, eines Tages auch das neue Gebäude mit der Mensa und den zusätzlichen Räumen für die Ganztagesschule beziehen zu können. Dann sind wir nicht nur eine gute, sondern auch eine besonders attraktive Schule.“