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11.07.2008 - Fischtreppe bei der Hammerschmiede lässt die Fische wieder schutteraufwärts wandern

Ortvorsteher Hermann Kleinschmidt und Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn haben heute in Lahr-Reichenbach die neue Fischtreppe bei der Wasserkraftanlage Hammerschmiede ihrer Bestimmung übergeben. Die Schutter ist damit auf einem weiteren Abschnitt für Fische und andere Wasserlebewesen wieder passierbar.

Für die Wiederherstellung von artenreichen und gewässertypischen Lebensgemeinschaften ist es besonders wichtig, dass Bäche und Flüsse durchgängig sind. Teilweise werden die Wassertiere von Barrieren wie zum Beispiel Wehren behindert. Den Fischen, Amphibien, Krebsen und Insekten wird dadurch die Möglichkeit der Wanderung und der Verbreitung flussauf- bzw. flussabwärts erschwert oder unmöglich gemacht. Für viele im Wasser lebende Organismen ist das Wandern aber überlebenswichtig, da sie im Laufe ihrer Entwicklung unterschiedliche Lebensräume, beispielsweise Laichplätze und Nahrungsgründe, brauchen. Nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie ist die ökologische Durchgängigkeit ein wichtiges Ziel und muss bis 2015 umgesetzt sein.

Im Rahmen ihrer Zuständigkeit ist die Stadt Lahr bestrebt die Durchgängigkeit der Fließgewässer auf Lahrer Gemarkung dauerhaft wieder herzustellen. Fischtreppen sind in der Regel die einzige Möglichkeit Aufstiegshindernisse passierbar zu machen. Von der Stadt Lahr wurde daher schon im letzten Jahr im Rahmen eines Innovationsprojektes die Wehranlage am Padbergwehr mit Hilfe eines Borsten-Fischpasses durchgängig gestaltet.

Bürgermeister Langensteiner-Schönborn begrüßt die weitere gewässerökologische Verbesserung der Schutter durch die neue Fischtreppe. „Dass die neue Auf- und Abstiegshilfe inzwischen von den Fischen gut angenommen wird, haben die Umweltverbände und Angler inzwischen bestätigt. Mit dem Bau der beiden Fischtreppen hat die Stadt Lahr ihre Hausaufgaben gemacht. Damit die Schutter in Lahr in absehbarer Zeit aber vollständig passierbar ist, sind wir mit den Eigentümern weiterer Wehre im Gespräch um die Hindernisse schnellstmöglich zu beseitigen.“

Auch Ortsvorsteher Kleinschmidt freut sich über die neue Fischtreppe und bedankt sich für die besonders gelungene Gestaltung, die den gesamten Bereich der historischen Hammerschmiede weiter aufwertet. „Die Fischtreppe korrigiert den Eingriff in die Natur, den die aufgestaute Schutter darstellt weitgehend. Für die Reichenbacher ist das von großer Bedeutung, denn jetzt kann die vor einigen Jahren zur Stromerzeugung eingebaute Anlage ohne Einschränkung bestaunt werden.“

Nach einer Bauzeit von nur einem Monat ging die Fischtreppe schon Anfang März in Betrieb. Das Besondere an der Fischtreppe ist die Bauweise: Der Raugerinne-Beckenpass ist eine Mischform aus Raue Rampe und technischem Beckenpass und passt sich sehr gut in die natürlichen Gegebenheiten ein. Der Höhenunterschied von 1,75 Meter wird auf einer Fließstrecke von rund 28 Metern mit elf Becken überwunden, sodass der wandernde Fisch nur noch eine Höhe von jeweils knapp 16 Zentimeter überwinden muss. Ein zusätzlicher Nebeneffekt der neuen Rinne ist zudem ein verbesserter Wasserabfluss bei Hochwasserereignissen. Neben dem Neubau der Fischtreppe wurde zusätzlich auch die Ausleitungsstrecke mit Steinriegeln strukturiert, um einen Mindestwasserstand zu halten.

Geplant wurde die Fischtreppe vom Ingenieurbüro Hydro Energie Roth aus Karlsruhe, baulich umgesetzt von der Firma Himmelsbach aus Schuttertal und das Projekt begleitet vom Lahrer Umweltbeauftragten Manfred Kaiser. Die Baukosten betragen rund 75.000 Euro. Dank schneller und großer Zustimmung für das Projekt durch die Ausschüsse der Stadt Lahr und rechtzeitiger Beantragung, gab es aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes einen Zuschuss in Höhe von sechzig Prozent.