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27.11.2012 - Aus fremden Welten

Am Dienstag, 04. Dezember 2012, heißt es zum dritten Mal in der Mediathek: „Lahr erzählt“! Um 19:30 Uhr werden drei Lahrerinnen und Lahrer ihre spannenden, interessanten und bewegenden Erinnerungen erzählen und damit die Zuhörer ganz unmittelbar und authentisch an ihrem Leben teilhaben lassen. Der Erzähl-Salon trägt die Überschrift: „Aus fremden Welten“. Welche Erfahrungen haben Menschen gemacht, die nach Lahr gekommen sind? Und umgekehrt: Was haben Frauen oder Männer der Region erlebt, die ins Ausland gegangen sind? Diese und weitere Fragen werden die Erzähler an diesem Abend anhand ihrer Erlebnisse beantworten.

Anne Rall-Krauß beispielsweise ging 1997 für fünf Jahre mit ihrem Mann und ihren Kindern ins Emirat Sharjah in der Nähe von Dubai. Arabien empfing sie nicht gerade mit offenen Armen, die Eingewöhnung dauerte länger als gedacht. Als Mutter und als Frau, die dort nicht arbeiten durfte, erlebte sie die fremde Welt auf eine ganz besondere Weise. Und doch sagt sie heute, dass die Jahre im Ausland zu den besten ihres Lebens zählen.

Als Frankreich 1967 aus der NATO austrat, wurden die bisher in Lahr stationierten französischen durch kanadische Streitkräfte ersetzt – einer der schließlich in der Stadt und der Umgebung lebenden rund 10.000 kanadischen Staatsangehörigen war Jacques Côté. Er kam 1972 nach Lahr. Eigentlich hätte er nach spätestens sechs Jahren zurückversetzt werden müssen, doch seine Sprachkenntnisse befähigten ihn zu einer besonderen Aufgabe, so dass er sogar noch den Abzug der Truppen im Jahr 1994 miterlebte. Wie Deutschland zu seiner neuen Heimat wurde – er sollte nicht mehr nach Kanada zurückkehren – wird er im Erzähl-Salon berichten.

Eine neue Heimat fand auch Adelheid Höckl, die dritte Erzählerin dieses Abends. 1937 in der Stadt Temeschburg, dem historischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum des Banats geboren, reiste die Rumäniendeutsche 1977 gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem Sohn aus – das unter den Kommunisten geführte Doppelleben hatte endlich ein Ende. „Als Lehrerin stand ich mit einem Fuß immer im Gefängnis“, sagt sie. Mal stützte das Regime die Rumäniendeutschen, mal verfolgte und drangsalierte es sie. „Sicher aber konnte man sich nie fühlen.“ Das Positive an ihrer Geschichte: Der Neuanfang in Deutschland gelang mühelos.

Die Initiative „Lahr erzählt“ und die insgesamt sechsteilige Reihe der Erzähl-Salons wurde vom Seniorenbeirat der Stadt Lahr ins Leben gerufen und findet in Zusammenarbeit mit der Mediathek sowie der Stadtmühle statt. Der Eintritt ist frei. Moderiert werden die Veranstaltungen von Sabine Frigge von Rombach Biografien. Wer Interesse hat, sich an einem der Erzähl-Salons als Erzähler zu beteiligen, kann sich bei Sabine Frigge melden, Tel. 07663/605 977 oder E-Mail: sabine.frigge@gmx.de.