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26.07.2013 - Aktiv gelebte Partnerschaft: 40 Jahre Lahr - Belleville

Im Jahre 2012 bestand die Partnerschaft zur kanadischen Stadt Belleville bereits seit 40 Jahren. Dieses Jubiläum war Anlass für die elfte Partnerschaftsreise von Lahr nach Belleville unter der Leitung von Oberbürgermeister Dr. Wolfgang G. Müller von Mittwoch, 10. bis Montag, 15. Juli 2013. 19 Lahrerinnen und Lahrer, darunter Gemeinderäte, Verwaltungsmitarbeitende und Bürger haben teilgenommen.

Zurück aus Belleville sind die Eindrücke vielfältig. Die Mitreisenden, die in Privatquartieren untergebracht waren, hat insbesondere die große Gastfreundschaft und Warmherzigkeit beeindruckt. Die allermeisten Gastgeber waren bei der letzten Partnerschaftsreise nach Lahr im Jahre 2011 dabei. So konnten bereits bestehende Bande vertieft werden. „Nach Belleville kommen ist immer ein bisschen wie nach Hause kommen“ brachte es Oberbürgermeister Dr. Müller in seiner Begrüßungsrede im Belleviller Rathaus auf den Punkt. Und die für die Partnerschaft zuständige Stadträtin Jacky Denyes ergänzte: „Lahr und Belleville haben viele gemeinsame Rahmenbedingungen und Vorzüge, die einen regen Austausch interessant machen“.

Gelebter Austausch zwischen den Menschen ist die eine Säule der Partnerschaft. Die andere Säule, der Schüleraustausch, hat im Verlauf der letzten 40 Jahren Veränderungen erfahren. Schließlich konnte 2011 der bis dahin jährlich stattfindende Schüleraustausch nicht mehr fortgeführt werden. Das Interesse der kanadischen Schüler hatte stark nachgelassen, nachdem seit einigen Jahren an den Schulen in Belleville Deutsch als Fremdsprache nicht mehr gelehrt wird.

Bei einem Gespräch im Belleviller Rathaus, an dem neben Oberbürgermeister Dr. Wolfgang G. Müller, die Gemeinderäte Dr. Rudolf John, Eberhard Roth, Jörg Uffelmann und Lukas Oßwald sowie Friederike Ohnemus und Juliane Dörflinger von der Stadtverwaltung teilnahmen, konnten neue Perspektiven entwickelt werden. So soll es ab 2014 einen Praktikantenaustausch geben. Hierzu bedarf es noch eines Beschlusses des Belleviller Gemeinderats.

Entsprechend dem im Lahrer Rathaus erarbeiteten Konzept soll zunächst ein Praktikant aus Lahr pro Jahr für die Dauer von drei Monaten die Möglichkeit haben, bei der Stadtverwaltung Belleville in verschiedenen Bereichen Praxiserfahrung zu sammeln. Das Gleiche gilt für einen Praktikanten aus Belleville bei der Stadtverwaltung Lahr.

Schwerpunkt des Besuchsprogramms war es, die Stadt Belleville und die Region näher kennenzulernen. So stand eine Stadtrundfahrt auf dem Programm, die das Canadian Forces Base in Trenton -nur wenige Kilometer von Belleville entfernt- einschloss. Dieses ist heute Kanadas größter Militärflugstützpunkt und war einst Brückenkopf zum europäischen Hauptquartier der kanadischen Streitkräfte in Lahr. Von hier fanden die Transport- und Personenflüge nach Lahr statt.

Besucht wurden auch öffentliche Einrichtungen, wie die Mediathek, in der Medien der Bevölkerung kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Dort wurde auch die von Stadtarchivarin Gabriele Bohnert, die an der Reise ebenfalls teilnahm, konzipierte Ausstellung „Lahr – klein Kanada am Oberrhein, Fotografien 1967 – 1993“, gezeigt. Des Weiteren wurde das vor zwei Jahren renovierte und erweiterte Quinte Sport & Wellnesszentrum besucht, u.a. mit Eishockeyhalle und Schwimmbad. Dieses wird komplett mit Solarenergie betrieben. Über die dort gerade ausgetragenen Wettkämpfe im Hufeisenweitwerfen, eine in Kanada gängige Sportart, waren alle Teilnehmenden sichtlich beeindruckt.

Auf dem Besuchsprogramm standen auch zwei Tagesausflüge: Der Besuch der Niagarafälle und eine Schifffahrt auf dem Ontariosee im kleinsten Nationalpark Kanadas, den „Thousand Islands“, deren Name für das weltbekannte Salatdressing Pate stand.

Den Abschluss bildete der Besuch des Waterfrontfestivals, der kulturelle Höhepunkt im Festkalender der kanadischen Partnerstadt, das alles bietet, was zu einem richtigen Stadtfest gehört. Als Überraschung für die Lahrer Delegation spielte dort sogar eine deutsche Volksmusikband. Der Abschiedsempfang am Abend bot Oberbürgermeister Dr. Wolfgang. G. Müller den passenden Rahmen zur Überreichung des offiziellen Gastgeschenks. Dazu konnte die Lahrer Künstlerin Renate Henninger, die mit ihrem Ehemann anwesend war, gewonnen werden, die Partnerschaft künstlerisch umsetzen. Sie schuf zwei mit transparentem Wachs auf mehreren Lagen Seidenpapier gearbeitete, mit Farbpigmenten eingefärbte und auf Acrylglas gezogene Bildtafeln. Diese stehen nicht nur formal sondern auch thematisch für die Vielschichtigkeit einer lebendigen Partnerschaft. Zu sehen sind auf der einen Tafel rote Ahornblätter, stellvertretend für Canada, auf der anderen grüne Eichenblätter, stellvertretend für Deutschland. Im Zusammenspiel ergeben diese ein farbintensives, lebendiges Ganzes.

Um dieses Zusammenspiel ging es auch Oberbürgermeister Dr. Wolfgang G. Müller bei seiner Abschiedsrede. Er unterstrich den Wert der Partnerschaft: „Wir wollen lokale Politik teilen, gemeinsame Projekte entwickeln und in ständigem Austausch bleiben. Es ist etwas Einzigartiges, das unsere partnerschaftlichen Beziehungen prägt. Schließlich ist Lahr die erste Stadt in Deutschland, die eine Partnerschaft mit einer Stadt in Kanada begründete.“ Oberbürgermeister Dr. Wolfgang G. Müller würdigte auch die Verdienste seiner Vorgänger Dr. Philipp Brucker, der 1972 die Partnerschaft begründete und Oberbürgermeister Werner Dietz, nach dem eine Uferpromenade in Belleville benannt ist. Auf kanadischer Seite hob er die Verdienste des langjährigen Bürgermeisters George Zegouras hervor, dessen Arbeit er auch durch einen Besuch seines Grabes würdigte. Auch Bürgermeister Neil R. Ellis ging in seiner Rede auf den Wert der 40jährigen Partnerschaft ein, die den weltpolitischen Wandel, der den Abzug der kanadischen Streitkräfte in Lahr mit sich brachte, überdauert hat und von gegenseitiger Sympathie und Wertschätzung geprägt ist. Beides sind wichtige Voraussetzungen für das weitere Fortbestehen.

Nach Ende des offiziellen Partnerschaftsbesuchs trennten sich die Wege der Reisegruppe. Ein Teil trat die Rückreise an, weitere Teilnehmer bereisen noch auf privater Ebene Kanada.

Die Partnerschaftsreise hat einmal mehr dazu beigetragen, die Partnerschaft mit Belleville auf offizieller und privater Ebene durch die vielen persönlichen Kontakte weiter zu vertiefen.