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23.03.2017 - Vorteile für Lahr aus der Auflassung der Canadian Airbase am Flughafen nach 25 Jahren OB Dr. Müller beim Deutsch-Kanadischen Wirtschaftsklub über die Lahrer Zeitenwende

OB Dr. Müller steht an einem Rednerpult vor einem Mikrophon und spricht beim Deutsch-Kanadischen Wirtschaftsklub
OB Dr. Müller spricht beim Deutsch-Kanadischen Wirtschaftsklub
Quelle: Helmut Ulrich

Auf Einladung des Honorarkonsuls Prof. Dr. Thomas Reith hat OB Dr. Wolfgang G. Müller vergangenen Donnerstag, 9. März, in Stuttgart vor dem Deutsch-Kanadischen Wirtschaftsklub den Wirtschaftsstandort Lahr vorgestellt. Zu dem Abend kamen gut 150 Personen aus den Bereichen Wirtschaft, Politik und öffentliche Verwaltung einschl. Bundeswehrvertretern. Unter ihnen war auch der in Lahr bestens bekannte Angehörige der Kanadischen Botschaft in Berlin, Detlef Engler, der von 1993 bis 1997 das Deutsch-Kanadische Wirtschaftsinstitut in Lahr geleitet hatte. Eine Vielzahl der Gäste hatte eigene Lahr-Erfahrungen, sowohl ziviler, insbesondere wirtschaftlicher Art oder als Militärangehörige, aus der Zeit der Kanadier in Lahr. Die Stadtverwaltung Lahr pflegt regelmäßigen Kontakt zur Botschaft von Kanada in Berlin und zum kanadischen Honorarkonsulat sowie zum Deutsch-Kanadischen Wirtschaftsklub und nimmt an dessen Veranstaltungen teil.

OB Dr. Müller richtete in seinem Vortrag den Fokus darauf, wie Lahr ab 1993 die Herausforderungen des Abzugs des kanadischen Militärs angegangen ist und sich neu aufgestellt hat. „Wir haben quasi über Nacht, wenn man es im Zeitraffer der Stadtentwicklung sieht, 600 Hektar Militärbrache übernommen und 10 000 gutverdienende Militärangehörige einschließlich ihrer Familien verloren. Es kamen knapp 10 000 Neubürger, überwiegend Spätaussiedler, die sich wirtschaftlich und kulturell erst einmal in der neuen Heimat zurechtfinden mussten. Das hieß, 200 Millionen Euro Kaufkraft gingen verloren, die durch Neubürger in der Existenzgründung nur zu geringeren Teilen kompensiert wurden.“

 

OB Dr. Müller schlug vor den sehr interessieren Zuhörern mit anschaulichem Bildmaterial den Bogen von den damaligen Bestandseinrichtungen Kaserne, Hospital und Flughafengebäude über die neu geschaffene Infrastruktur, wie die Kindergärten und Schulen, die Integrationsmaßnahmen bis hin zum Zukunftsprojekt Landesgartenschau Lahr 2018. Einige Nachfragen der Zuhörer bezogen sich darauf, wie es gelang, den Flughafen in eine private Betreiberschaft zu überführen und was die Stadt dafür bezahle. Dr. Müller: „Es lief nicht alles glatt und es gab auch versäumte Chancen. Doch heute können wir glücklich sein über den erreichten Standard, denn wir haben die fliegerische Nutzung etabliert und das Kostenrisiko wird rein privat getragen.“ OB Dr. Müller fasste sein Referat mit den Worten zusammen: "Wir haben diese Herausforderung, 600 Hektar Fläche zu übernehmen und

10 000 Neubürger zu integrieren, nicht gesucht, aber wir haben sie angenommen und die Chancen genutzt: Am Flughafen sind schon heute 5 000 Arbeitsplätze absehbar. Das Militärhospital ist eine moderne Herzklinik, die Neubürger und die praktische  Integrationsarbeit geben der Stadt Wirtschaftskraft und unbezahlbare Erfahrungen bei der Bewältigung künftiger Anforderungen, etwa zur Bewältigung der Flüchtlingsaufnahme.“

 

Der Vortrag von OB Dr. Müller beim Deutsch-Kanadischen-Wirtschaftsklub steht auch im Zusammenhang mit den Vorbereitungen der Botschaft für die 150-Jahr-Feiern Kanadas im Jahr 2018. Aus diesem Anlass finden auch Veranstaltungen in Deutschland statt. Die Stadt Belleville wird sich außerdem auf der Landesgartenschau 2018 in Lahr engagieren. Die Kontakte zwischen der Stadtverwaltung und dem Deutsch-Kanadischen Wirtschaftsklub wurden neu intensiviert nach dem Besuch der kanadischen Botschafterin Marie Gervais-Vidricaire in Lahr im Juli 2015.

 

Zum Abschluss lud OB Dr. Müller die „Stuttgarter“ zur Landesgartenschau im Frühjahr 2018 ein.