Die Ausstellung „Die Langsdorff-Expedition – Vor deinen Augen“ ist noch bis einschließlich Sonntag, 8. September 2024, in der Villa Jamm im Stadtpark Lahr zu sehen. Führungen mit Dr. Wolfgang G. Müller, Oberbürgermeister der Stadt Lahr a.D., sowie Workshops mit der brasilianischen Künstlerin Aline Xavier und Cornelia Lanz, Leiterin des Amt für Stadtgeschichte und Archivwesen, bringen den Gästen die Expedition näher.
Am Sonntag, 26. Mai 2024, führt Dr. Wolfgang G. Müller als Initiator und Leiter des Symposiums „Lahr, Langsdorff und Lateinamerika“ von 11 bis 12:30 Uhr durch die Ausstellung. Seit Jahren reist Müller immer wieder in verschiedenen Funktionen nach Brasilien, wo er auch sechs Jahre lang berufstätig war. Nicht zuletzt mit seinem Engagement in der Deutsch-Brasilianischen Gesellschaft fördert er einen intensiven Austausch mit dem lateinamerikanischen Land. Als ausgesprochener Kenner Brasiliens reist Müller auch auf den Spuren der Langsdorff Expedition. Sein besonderes Interesse gilt den Schicksalen der Auswanderinnen und Auswanderer aus Lahr und der Region, die 1822 zusammen mit Langsdorff nach Brasilien aufbrachen. Weitere Führungen finden am Sonntag, 16. Juni und 14. Juli 2024, jeweils ab 11 Uhr statt.
Gemeinsam mit Cornelia Lanz bietet die brasilianische Künstlerin Aline Xavier Workshops zu ihrer Ausstellung „Die Langsdorff-Expedition. Vor Deinen Augen“ über die Forschungsreise Georg Heinrich von Langsdorffs durch das damals noch weitgehend unbekannte Brasilien an. Sie finden im Gewölbekeller der Villa Jamm an folgenden Terminen statt: Mittwoch, 5. Juni 2024, 16 bis 17:30 Uhr für Kinder und Jugendliche ab sechs Jahren sowie Freitag, 7. Juni 2024, 15:30 bis 17 Uhr für Erwachsene. Außerdem haben Gruppen von zehn bis 20 Personen, Kitagruppen mit Kindern ab vier Jahren sowie Schulklassen noch die Möglichkeit, im Zeitraum von Dienstag bis Sonntag, 3. bis 8. September 2024, einen Workshop zu buchen.
Mit diesem Angebot lädt das Amt für Stadtgeschichte und Archivwesen zu einer kleinen Forschungsreise ein. In der Ausstellung und im Stadtpark begegnen die Gäste verschiedenen Tieren – mal in Käfigen, mal freilaufend. Die Teilnehmenden werden aufgefordert, auf die Geräusche der Tiere zu hören: Wie klingt ein Frosch, ein Affe, ein Erdmännchen oder ein Vogel?
Als Teil der Ausstellung „Die Langsdorff-Expedition. Vor Deinen Augen“ untersucht der Workshop das Konzept der Dokumentation als Kunstform. Wie kann man zum Beispiel Klänge und Geräusche festhalten und beschreiben? Xavier und Lanz geben Einblicke in die kreative Nutzung musikalischer Notationen von der Langsdorff-Expedition des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Auf der Expedition wurden Erfindungen gemacht, beispielsweise ein Instrument, das Tierstimmen in geschriebene Notation verwandelt.
Vor diesem Hintergrund ermutigt der Workshop, sich durch die Kunst des Klangs kreativ mit der Natur zu verbinden. Gesungen, gemalt oder als Skulptur: Für das Erlebte und Erlernte finden die Teilnehmenden gemeinsam eine Form. Der Workshop verspricht damit ein Erlebnis, das Kunst, Natur und Geschichte verbindet.
Die Teilnahme an allen Führungen und Workshops ist kostenfrei, der Eintritt in den Stadtpark ist jeweils zu entrichten. Eine Anmeldung per E-Mail an cornelia.lanz@lahr.de oder gretje.treiber@lahr.de ist erwünscht, aber nicht verpflichtend.
Hintergrundinformationen zur Ausstellung
Zwischen 1822 und 1829 führte Georg Heinrich von Langsdorff (1774–1852) eine Gruppe von Wissenschaftlern und Künstlern von São Paulo bis zum Amazonas, durch das damals noch recht unerforschte Brasilien. Die Expedition hatte sich zum Ziel gesetzt, Land, Menschen und Natur aufs Genaueste zu erkunden und zu dokumentieren. Unzählige Tierpräparate, Herbarien, Zeichnungen, Aquarelle, Karten, Notizen und nicht zuletzt 1400 akribische Tagebuchseiten zeugen vom großen Forscherdrang der Reisegruppe.
Im Jahr 2022 begab sich die brasilianische Künstlerin Aline Xavier ihrerseits auf eine Forschungsreise: In den Archiven und Museen der Russischen Akademie der Wissenschaft in St. Petersburg begann sie, die dort bewahrten Archivalien der Langsdorff-Expedition zu sichten, kritisch zu befragen, neu zu ordnen und zu kontextualisieren. Für die Auseinandersetzung mit dem Erbe der Expedition kuratiert sie Repliken des Archivbestands und kommentiert sie mit eigenen künstlerischen Reaktionen. Der Dialog der historischen Materialien und der gegenwärtigen Bildwelten erlaubt einen neuen, zeitgenössischen, stellenweise unerwarteten und vor allem kritischen Blick auf eine kolonialistisch geprägte Wissenschaftsgeschichte. Die mit der künstlerischen Forschung entstehende Wechselwirkung von Kunst und Wissenschaft gibt die Möglichkeit, tradierte Sichtweisen zu erkennen, zu hinterfragen und aus der Gegenwart neu einzuordnen.
Weitere Informationen
- Pressemitteilung zur Ausstellung von Aline Xavier mit Hintergrundinformationen zur Künstlerin
- Pressemitteilung zum Symposium mit Hintergrundinformationen zu Georg Heinrich von Langsdorff