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25.08.2017 - Stadtverwaltung hautnah Serie: Was macht eigentlich…? - Teil 4: Ralph Brucker, Leiter Abt. Liegenschaften und Verwaltungsservice

Rund 30 Mitarbeitende sind in Ralph Bruckers Abteilung bei der Stadtverwaltung tätig, 17 davon begrüßt er jeden Morgen persönlich. „Das sind die Leute in meiner ‚Kernabteilung‘“, erklärt er, „Dazu kommt noch die Verwaltung des Bäderbetriebes mit dem Hallen- und Terrassenbad. Aber die Mitarbeitenden dort, kann ich natürlich nicht jeden Tag begrüßen gehen, sonst wäre ja der halbe Arbeitstag schon rum.“

Hinter der Abteilung Liegenschaften und Verwaltungsservice verbirgt sich eine Vielzahl an Aufgabengebieten. „Ein ganzes ‚Sammelsurium‘“, sagt Ralph Brucker, „Wir betreuen die unbebauten Grundstücke der Stadt Lahr und den Grundstücksverkehr: Kaufen, Verkaufen, Verpachten, landwirtschaftlichen Flächen, Pachtverhältnisse in den städtischen Kleingartenanlagen mit mehr als 1 000 Einzelpächtern und Erbbaupachten.“

 

Im zweiten Teil des Abteilungsnamens „Verwaltungsservice“ stecken noch weit mehr Arbeitsfelder. Brucker erklärt, dass dieser Bereich beispielsweise zentrale Dienste für das Baudezernat beinhaltet. Außerdem ist hier die zentrale Vergabestelle der Stadtverwaltung für sämtliche Vergabeverfahren. Auch das Archiv des Baudezernats ist in Bruckers Abteilung angesiedelt und das Sekretariat ist zentraler Anlaufpunkt für die verschiedensten Mitarbeiter und Bürger.

Ralph Brucker, Leiter der Abt. Liegenschaften und Verwaltungsservice bei der Stadt Lahr im Rathausinnenhof vor einem bunten Blumenbeet.
Ralph Brucker, Leiter der Abt. Liegenschaften und Verwaltungsservice bei der Stadt Lahr

„Bei uns ist außerdem die Sanierungsstelle für die städtebaulichen Erneuerungsmaßnahmen. Wir koordinieren die Fördermaßnahmen des Bundes und des Landes“, erklärt er, „Wir sorgen dafür, dass die Zuschüsse, die die Stadt in Millionenhöhe erhält, entsprechend der Förderrichtlinien vergeben und verteilt werden und nach Abschluss der Sanierung die sanierungsbedingten Bodenwerterhöhungen wieder an die Stadt oder das Land zurück geführt werden.“ Das klingt kompliziert und wichtig zugleich. Ralph Brucker erklärt: „Damit können wir natürlich entscheidend dazu beitragen, dass sich unsere Stadt positiv entwickelt. Aktuell sieht man das eindrucksvoll im Bereich nördliche Altstadt an vielen Einzelobjekten, die eine Förderung erhalten haben, zum Beispiel in der Friedrichstraße, am Urteilsplatz, beim Kino und beim Gasthaus ‚Löwen‘.“ Auch der Kanadaring sei ein gutes Beispiel für die sehr engagierte Arbeit seines Mitarbeiters in der Städtebauförderung, sagt Brucker. Für die große Erneuerungsmaßnahme, die man dort im Moment beobachten kann, wurde die Fördergeldakquise und -abwicklung in seiner Abteilung gemanagt.

 

Für die bebauten Gebiete der Stadt sind Brucker und seine Mitarbeiter für die Erhebung der Erschließungs- und Abwasserbeiträge und für die naturschutzrechtlichen Ausgleichzahlungen zuständig. Der Bereich der „Bodenordnung“ ist ein weiteres Sachgebiet in der Abteilung. „Hier geht es um die Grundstücksneueinteilung und anschließende Verteilung an die Eigentümer in Neubaugebieten“, erklärt er. Die Geschäftsstelle des Gutachterausschusses wird von Bruckers Abteilung organisatorisch unterstützt, außerdem fallen auch „Exoten“ in sein Aufgabengebiet, wie die Bearbeitung der Jagden und Fischwasserpachten. „Als ‚jüngstes Kind‘ wuchs uns die Altlastensachbearbeitung zu, was natürlich in Lahr als traditionellem Industrie- und Militärstandort in Einzelfällen sehr diffizil und besonders sein kann.“

 

Neben dem Hallen- und Terrassenbad unterstützt Bruckers Abteilung auch die vereinsbetriebenen Bäder in Sulz und Reichenbach sowie den Waldmattensee in Kippenheimweiler.

„Und zu guter Letzt habe ich noch außerhalb der Abteilungsstruktur die Funktion des Leiters des ‚Stabes für außergewöhnliche Ereignisse‘ inne“, schließt er die lange Aufgabenreihe ab. „Beim Brand der Eishalle im ehemaligen Kasernenareal haben wir damals erkannt, dass die gewöhnlichen Verwaltungsstrukturen bei solchen Ereignissen unter Umständen nicht die notwendige Flexibilität und fachgerechte Einschätzung garantieren. So wurde der sogenannte SAE gegründet, der sowohl bei Großereignissen als auch bei Schadenslagen mit größeren Auswirkungen tätig wird.“ Die markantesten Ereignisse waren der Papstbesuch, der NATO-Gipfel, die Tour de France Etappe durch die Ortenau, verschiedene Unwetter oder Kampfmittelfunde. „Im Jahreslauf kommen hier zwei bis drei Ereignisse auf uns zu; oftmals ohne Vorwarnung, nachts oder an Wochenenden.“

 

Einen typischen Arbeitstag hat Ralph Brucker aufgrund der vielen verschiedenen Aufgaben nicht. „Es sieht kaum ein Arbeitstag aus wie der andere“, sagte er, „Beim letzten Bombenfund kam ich beispielsweise um 7.30 Uhr ins Büro und wollte meinen Dienstpost und die E-Mails durchsehen, als der Anruf des Polizeireviers kam. Von diesem Moment an war ich im SAE tätig, bis der Einsatz um 0:30 Uhr beendet war.“ Und welche der vielen Aufgaben macht er am liebsten? „Am liebsten habe ich Tätigkeiten, die etwas Positives bewirken.“ Das könne zum Beispiel der Verkauf eines schönen Bauplatzes an eine junge Familie sein oder eine Maßnahme in einem Sanierungsgebiet. „Es freut mich immer besonders, wenn Menschen zu uns in die Verwaltung kommen, die schon lange nicht mehr in Lahr waren und dann unvermittelt im Gespräch erklären, wie positiv sich die Stadt verändert hat und sagen ‚In Lahr hat sich ganz schön was getan.‘“

 

Besonders schön findet Brucker auch seine „Outdoor-Aktivitäten“, wenn er mit den Förstern, mit denen er im Bereich der Jagdverpachtung zusammenarbeitet, gute Ansätze findet, wie Wald, Natur und besondere Lebensräume geschützt oder entwickelt werden können. „Für einen sogenannten ‚Sesselpubser‘ sind diese Termine immer wieder erkenntnisreich“, sagt er. „Stolz bin ich natürlich auch auf unsere schönen Bäder. Ich hoffe, dass wir diese Angebote noch lange halten können und den notwendigen Rückhalt und die Mittel dafür bekommen.“

Er wolle aber nicht nur schwärmen, denn es gäbe durchaus auch Tage, an denen er frustriert das Büro verlässt und auf einen besseren Tag hofft. Trotzdem liebt er seine Arbeit: die Abwechslung und die Gewissheit, dass kein Tag wie der andere verlaufe und dass seine Arbeit allen in Lahr zu Gute komme. „Auch wenn das nicht immer publik wird und wir selten für unsere Arbeit Anerkennung finden, sind wir uns sicher, dass wir an der positiven Gesamtentwicklung der Stadt einen entscheidenden Anteil leisten.“         

Was man in seiner Position haben muss? „In jedem Fall ein dickes Fell, Flexibilität und bestimmt auch ein gewisses Maß an Gelassenheit, was mir bis heute leider ab und zu in Einzelsituationen immer noch schwer fällt“, gibt er zu. „Zu Beginn meiner Tätigkeit als Abteilungsleiter hätte ich nie vermutet, dass die Personalkomponente für rund 30 Mitarbeitende derart anspruchsvoll sein wird.“ Das sei einer der schwierigsten Bereiche. Hier die richtige Balance zu finden zwischen Verständnis für die jeweiligen persönlichen Situation, dem Bedürfnis, dabei so gut wie möglich zu helfen und gleichzeitig im Sinne der Stadt die höchstmögliche Leistung abzufordern, das erfordere doch reichlich Energie und bedeute auch immer wieder einige schlaflose Nächte, verrät er.

 

Hat Ralph Brucker ein Lieblingsgrundstück in Lahr? „Ja, der süd-westliche Teil des Flurstückes Nr. 6231.“ Ratlose lässt Brucker jetzt aber nicht unwissend und erklärt: „Es ist die Sandsteinformation oberhalb des Altvaters am Pipelistein im Lahrer Stadtwald. Von hier aus hat man einen wunderschönen Blick über die Kernstadt Lahrs bis ins Rheintal und bei Tiefdruckwetterlage bis zu den Vogesen.“

 

 

Steckbrief:

Ralph Brucker hat ein Studium zum Diplom Verwaltungswirt an der Fachhochschule in Kehl absolviert.

 

1988 hat er bei der Stadt Lahr begonnen. Nach Sachbearbeiterstellen bei der Baurechtsbehörde und dem Stadtplanungsamt, wurde er 2001 mit die Leitung der damaligen Abteilung Bauverwaltung betraut. 2012 entstand die jetzige Abteilung „Liegenschaften und Verwaltungsservice“, die er heute leitet.

 

Ralph Brucker ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er wohnt mit seiner Familie natürlich in Lahr