Integriertes Klimaschutzkonzept für Lahr

Die Bundesregierung hat in ihrem Energiekonzept vom September 2010 beschlossen, die Treibhausgasemissionen erheblich zu reduzieren.

So sollen die Emissionen bundesweit bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent, bis 2030 um 55 Prozent, bis 2040 um 70 Prozent und bis 2050 um 80 bis 95 Prozent unter das Niveau von 1990 gesenkt werden. Um diese ehrgeizigen Ziele zur Reduktion zu erreichen, müssen die Kommunen den Hauptanteil leisten.

Schon mit dem Beitritt zum Klimabündnis hat die Stadt Lahr beschlossen, den CO2-Ausstoß alle fünf Jahre um zehn Prozent zu senken und die Pro-Kopf-Emissionen bis spätestens 2030, gegenüber dem Basisjahr 1990, zu halbieren. Um dieses Ziel zu erreichen hat die Stadt Lahr 1997-99 ein erstes kommunales Klimaschutzkonzept erstellen lassen. In der Folgezeit wurden in den verschiedensten Handlungsbereichen schon vielfältige Aktivitäten und Projekte umgesetzt.

Damit die Stadt Lahr weitere Fortschritte in den Bereichen Energieeinsparung, Energieeffizienz und der Erzeugung und dem Einsatz erneuerbarer Energien erzielt, wurde nach mehr als zehn Jahren ein neues, zeitgemäßes Klimaschutzkonzept für das Gebiet der Stadt Lahr erstellt. Als ein integriertes Klimaschutzkonzept umfasst es nicht nur den eigenen Handlungsbereich der Stadtverwaltung, sondern auch die privaten Haushalte und die Bereiche Industrie, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen (GHD) sowie Verkehr und Ver- und Entsorgung.

"Als der für den Klimaschutz zuständige Minister begrüße ich die vorbildlichen Aktivitäten, die die Stadt Lahr schon seit vielen Jahren auf dem Gebiet des Klimaschutzes unternommen hat. Und obwohl Sie schon vielfach tätig waren, möchten Sie den eingeschlagenen Weg weiter gehen und ein umfassendes Klimaschutzkonzept erarbeiten. Dies verdient Anerkennung. Es freut mich dabei besonders, dass Sie eine umfassende Beteiligung der Öffentlichkeit und wichtiger Akteure bei der Erstellung des Klimaschutzkonzepts vorsehen", sagte Franz Untersteller, der Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg 2011.

Das integrierte Lahrer Klimaschutzkonzept sollte zeigen, welche technischen und wirtschaftlichen CO2-Minderungspotenziale in Lahr vorhanden sind und welche Maßnahmen zur Verfügung stehen, um kurz-, mittel- und langfristig CO2-Emissionen einzusparen und Energieverbräuche zu senken. Außerdem sollte es als Entscheidungsgrundlage, Planungshilfe und Handlungsprogramm für die Klimaschutzstrategie der Stadt Lahr dienen.

Der Gemeinderat sollte anhand dieser Analyse und den Empfehlungen in die Lage versetzt werden, ein kurz-, mittel- und langfristiges Klimaschutzkonzept zu beschließen und notwendige Investitionen in den Haushalt einzuplanen.

Im Oktober 2012 wurde das Integrierte Klimaschutzkonzept für Lahr vom Gemeinderat beschlossen.

Zentrale Bestandteile des Lahrer Klimaschutzkonzepts sind:

  • eine fortschreibbare Energie- und CO2-Bilanz für das Gebiet der Stadt Lahr,
  • eine Potenzialanalyse zur Energieeinsparung, zur Energieeffizienz und zu erneuerbaren Energien,
  • die Festlegung von Klimaschutzzielen,
  • sowie ein detaillierter Maßnahmenkatalog inklusive Kosten- und Zeitplänen. Die geplanten Maßnahmen werden zudem soweit wie möglich hinsichtlich ihrer Wirkung auf Energieverbrauchs-, Energiekosten- und CO2-Minderung bewertet.

Besonders wichtig bei der Erstellung des Klimaschutzkonzepts war eine umfassende Beteiligung der Öffentlichkeit und wichtiger Akteure. Die Grundlagen und Maßnahmen wurden daher mit aktiver Beteiligung der Bürger, der Politik, der Stadtverwaltung, der Energieversorger, der Interessenverbände aus Wirtschaft, Umwelt und Soziales, der Wohnungswirtschaft, den Bauschaffenden und weiteren Interessierten erarbeitet. Ziel der Stadt Lahr war es, die Akzeptanz und Sensibilisierung für Klimaschutzbelange bei den jeweiligen Gruppierungen zu erhöhen, um frühzeitig Lösungen und Kooperationen zu finden und um den Maßnahmenplan später erfolgreich umsetzen zu können.

Für eine langfristige Überprüfung der Zielerreichung der einzelnen Maßnahmen war ein Controlling-Instrument unumgänglich. Das von der Stadtverwaltung im European Energy Award genutzte Controlling-Instrument bildete hier die Grundlage und wurde um die Bereiche private Haushalte, Industrie und GHD sowie Verkehr erweitert.

Das im Rahmen des Projekts zu erarbeitende Konzept für die Öffentlichkeitsarbeit war wichtig für die spätere Umsetzung des Maßnahmenplans und um die Projekte effizient zu kommunizieren.

Das Lahrer Klimaschutzkonzept wurde in einem partizipativen Prozess mit möglichst großer Beteiligung der Lahrer Bevölkerung erarbeitet. Diese umfassende Beteiligung brachte nicht nur das spezifische lokale Fachwissen ein, es sollte auch sicherstellen, dass später die im Klimaschutzkonzept vorgeschlagenen Maßnahmen und Projekte auch umgesetzt werden.

Bei verschiedenen Veranstaltungen und Workshops konnten sich die Lahrer Bürger informieren und ihre Ideen, Wünsche und Anregungen einbringen. Natürlich gab es auch die Möglichkeit sich über den Stand der Aktivitäten im Internetangebot der Stadt Lahr zu informieren und Ideen, Wünsche und Anregungen per E-Mail einzubringen.

Der Lahrer Klimaschutzrat bestand aus sachkundigen lokalen Experten, die Ideen, Strategien, Ziele, Maßnahmen und Projekte für das Klimaschutzkonzept erarbeiten und diskutieren. Mitglieder des Lahrer Klimaschutzrat waren ausgewählte Vertreter aus Industrie, GHD, Verkehr, Ver- und Entsorgung, Verbänden aus Umwelt und Soziales, Lokalen Agenda 21-Gruppen, Kirchen, IHK, Handwerkskammer, der Wohnungs- und Bau- und Kreditwirtschaft.

Der Projektbeirat wurde geleitet von Oberbürgermeister Dr. Wolfgang G. Müller und bestand aus dem Energiebeirat (Vertreter des Gemeinderats), dem EEA-Energieteam (Vertreter der Stadtverwaltung) und der Steuerungsgruppe. Der Projektbeirat leitete das Projekt und beriet und unterstützte die Erarbeitung des Klimaschutzkonzepts. Er soll Interessenkonflikte aufdecken und Lösungsansätze diskutieren, um eine spätere Konsensfindung und Umsetzung vorzubereiten.

Die Steuerungsgruppe steuerte und moderierte das Projekt, erhob Daten und Informationen und entwickelte mit den Beiträgen und der Unterstützung aller Akteure das Lahrer Klimaschutzkonzept. Mitglieder der Steuerungsgruppe waren Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn, der Umweltbeauftragte Manfred Kaiser sowie die Fachbüros endura kommunal und Ortenauer Energieagentur. Die beiden Fachbüros wurden von der Stadt Lahr ausgewählt und mit der Erstellung des Lahrer Klimaschutzkonzepts beauftragt.

Das Projekt begann am 01. September 2011 und wurde innerhalb eines Jahrs abgeschlossen.

Zuerst erfolgte eine umfassende Bestandsaufnahme zum Gesamtenergieverbrauch und den daraus resultierenden CO2-Emissionen. Dazu wurde der Wärme- und Strombedarf der kommunalen Liegenschaften, der privaten Haushalte und von Industrie und GHD erfasst. Auch die Verbrauchsdaten des Verkehrs flossen in die Bestandsaufnahme mit ein.

Mit der Vorstellung der Energie- und CO2-Bilanz gab es einen ersten Workshop für die Lahrer Bevölkerung und die Möglichkeit sich aktiv, mit Ideen, Wünschen und Anregungen, am Prozess zu beteiligen. Einen weiteren Workshop für die Lahrer Bevölkerung gab es später, als die ersten Projektideen vorlagen.

Nach der Bestandsaufnahme wurde das Potenzial analysiert für die beiden Teilbereiche Energieeffizienz und Energieeinsparung sowie erneuerbare Energien. Bei der Potenzialanalyse wurden Kriterien wie Ausbauraten und Sanierungszyklen der Gebäude, die wahrscheinliche Entwicklung der Bevölkerungszahlen, die Energiekosten und die regionale Wertschöpfung berücksichtigt.

Ziel der Potenzialanalyse Energieeffizienz und Einsparung war die Ermittlung von CO2-Reduktionspotenzialen im Vergleich zu einem Referenzszenario ohne Klimaschutzanstrengungen mittels Energieeffizienz- und Einsparmaßnahmen in den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr.

Die Potenzialanalyse für die erneuerbaren Energien untersuchte die Entwicklungspotenziale in Lahr für Biomasse, tiefen- und oberflächennahe Geothermie, Photovoltaik und Solarthermie, Wasserkraft, Windenergie und Nutzung von Abwärme.

Auf Basis der Bestandsaufnahmen und der Potenzialanalysen wurden vom Lahrer Klimaschutzbeirat in einem Workshop Ziele und in einem weiteren Workshop Maßnahmen und Projektideen entwickelt und diskutiert.

Die Projektideen wurden hinsichtlich ihrer Priorität und Umsetzungswahrscheinlichkeit anhand wirtschaftlicher, technischer und sozialer Kriterien beschrieben. Anschließend wurde der Maßnahmenkatalog erstellt, der folgende Inhalte umfasste:

  • Beschreibung der Maßnahme,
  • erste Schätzung der Gesamtkosten,
  • Angaben zum erwarteten Energieverbrauchs-, Energiekosten- und CO2-Minderungspotenzial,
  • überschlägige Berechnung zur regionalen Wertschöpfung durch die vorgeschlagenen Maßnahmen,
  • Zeitraum für die Durchführung,
  • Akteure und Zielgruppe,
  • Priorität der Maßnahme,
  • Handlungsschritte.

Die Priorisierung der Maßnahmen erfolgte dabei nach den Investitionskosten für eine eingesparte Tonne CO2 (CO2-Vermeidungskosten).

Die Bestandsaufnahme und die vorgeschlagenen Maßnahmen wurden den Mitgliedern des Gemeinderats vorgestellt und im Rahmen eines Workshops diskutiert. Anschließend bechloss der Gemeinderat dann das integrierte Lahrer Klimaschutzkonzept mit den kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmenplan und plante die für die Umsetzung erforderlichen Finanzmittel ein.

15.10.2012 Öffentliche Sitzung des Gemeinderats zur Beratung und zum Beschluss des Integrierten Klimaschutzkonzepts für Lahr Beschlussvorlage
26.06.2012 Klausursitzung des Gemeinderats zum Entwurf des Klimaschutzkonzepts und des Leitbilds
13.06.2012 Projektbeirat: Präsentation des Rohentwurfs des Klimaschutzkonzepts
16.05.2012 Projektbeirat: Präsentation der Projektideen und des Maßnahmenkatalogs sowie Diskussion des Leitbilds
21.04.2012 Bürger-Workshop im Rahmen der Nachhaltigkeitstage Baden-Württemberg mit Vorführung des Dokumentarfilms "Die 4. Revolution" und gemeinsamer Erarbeitung von Ideen für das Klimaschutzkonzept.
Info-Plakate (PDF, 2,5 MB)
18.04.2012 Beim Workshop "Maßnahmen" konnten der Klimaschutzrat und die Lahrer Bürger Maßnahmen entwickeln und diskutieren, die notwendig sind um die möglichen Lahrer Klimaschutzziele zu erreichen.
Ergebnisse aus dem Workshop Maßnahmen (PDF, 5,4 MB)
Bilder vom Workshop Maßnahmen (PDF, 1,3 MB)
(Badische Zeitung)
21.03.2012 Beim Workshop "Ziele" konnten der Klimaschutzrat und die Lahrer Bürger Ideen, Wünsche und Anregungen einbringen und über die möglichen Lahrer Klimaschutzziele diskutieren.
Ergebnisse aus dem Workshop Ziele (PDF, 70 KB)
Bilder vom Workshop Ziele (PDF, 590 KB)
(Badische Zeitung, Lahrer Anzeiger)
13.03.2012 Projektbeirat: Präsentation der Energie- und CO2-Bilanz und der Potenzialanalysen für die Teilbereiche Energieeffizienz und -einsparung, Erneuerbare Energien und Verkehr (Zusammenfassung, PDF, 440 KB)
12.03.2012 Besprechung der Arbeitsgruppe "Umweltverbände"
14.02.2012 Besprechungen der Arbeitsgruppen "Banken", "Energieversorgungsunternehmen" und "Kirchen"
13.02.2012 Besprechungen der Arbeitsgruppen "Mietwohnungsbau" und "Energieeffizienz in Betrieben"
10 - 12.2012 Expertenbefragungen
12.+13.11.2011 Information der Lahrer Öffentlichkeit und Aufnahme von Ideen, Wünsche und Anregungen bei den Energietagen Lahr
08.11.2011 Öffentliche Auftaktveranstaltung mit Vorstellung des Projekts, ersten Ergebnissen der Lahrer Energie- und CO2-Bilanz und einer Teilnehmerbefragung zu Ideen, Wünschen und Anregungen für das Projekt (PDF, 67 KB)
Bilder von der Auftaktveranstaltung (PDF, 1 MB)
Grußwort des Ministers für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Lands Baden-Württemberg (PDF, 160 KB)
(Badische Zeitung)
18.10.2011 Oberbürgermeister Dr. Wolfgang G. Müller, Rolf Pfeifer von endura kommunal und Rigobert Zimpfer von der Ortenauer Energieagentur informieren die Öffentlichkeit über das Projekt (Badische Zeitung, Lahrer Anzeiger, Hitradio Ohr)
01.09.2011 Projektbeginn
06.05.2011 Bewilligung des Förderantrags durch das Bundesumweltministerium
14.02.2011 Antrag auf Fördermittel beim Bundesumweltministerium zur Erstellung eines integrierten Klimaschutzkonzeptes für die Stadt Lahr
13.12.2010 Gemeinderat: einstimmiger Beschluss zur Erstellung eines Klimaschutzkonzepts (Beschlussvorlage)

 

 

Das integrierte Klimaschutzkonzept der Stadt Lahr wird im Rahmen der nationalen Klimaschutzinitiative vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert (Förderkennzeichen 03KS1522).

Fördermittelgeber ist das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Projektträger ist das Forschungszentrum Jülich. Das Projekt wird geleitet durch die Stabsstelle Umwelt der Stadt Lahr und Projektpartner sind endura kommunal und die Ortenauer Energieagentur.