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13.11.2018 - Lahr ist in China aktiv Industriestädteallianz – Landesgartenschau – Unternehmensplattform

Auf dem Bild ist Oberbürgermeister Dr. Wolfgang G. Müller als zweiter von links in einer Gruppe mit chinesischen und deutschen Arbeitskollegen auf einer Bühne zu sehen. Im Hintergrund sieht man an einer großen Wand nebenchinesischer Schrift auch in deutscher Schrift: Oberbürgermeister-Dialog der Chinesisch-Deutschen Industriestädteallianz
Oberbürgermeister Dr. Müller in Foshan, China
Oberbürgermeister Dr. Müller hat eine Lahrer Delegation im Oktober zu einer Reihe von Gesprächen und Treffen mit Regierungsverantwortlichen und Unternehmensvertretern nach China geführt.

Der Oberbürgermeister stellte den Standort Lahr in chinesischen Großstädten vor und nahm an der Plenarversammlung der Chinesisch-Deutschen Industriestädteallianz ISA teil. Gemeinsam mit Geschäftsführerin Ulrike Karl von der LGS Lahr GmbH sowie Geschäftsführer Markus Ibert von der IGZ GmbH präsentierte Oberbürgermeister Dr. Müller den startkLahr Airport und Businesspark Raum Lahr sowie die Landesgartenschau. Weitere Delegationsteilnehmer waren Stefan Basler von der schrempp EDV GmbH sowie der Leiter des OB-Büros, Arnfried Sickinger.

 

Die Industriestädteallianz ISA hat auf deutscher Seite die Stadt Hamburg sowie auf chinesischer Seite die Stadt Lanzhou sowie den Bezirk Xiaoshan der Stadt Hangzhou als neue Mitglieder aufgenommen. Dr. Müller hat an einer Diskussionsrunde von acht Oberbürgermeistern der Mitgliedsstädte teilgenommen. Sowohl der gastgebende Oberbürgermeister Wei Zhu aus Foshan als auch weitere chinesische und deutsche Diskussionsteilnehmer haben betont, gegenseitige Investitionen unterstützen und die Zugangsvoraussetzungen gleichberechtigt für beide Seiten verbessern zu wollen.

 

Die ISA hatte auf der Messe Internet+ in Foshan einen eigenen Messestand eingerichtet, den Unternehmen aus Mitgliedsstädten in diesem Jahr kostenfrei nutzen konnten. Stefan Basler, Geschäftsführer bei schrempp EDV in Lahr, hat auf Einladung der ISA an der Plenarversammlung und der Messe teilgenommen. Basler: "Der chinesische Markt ist natürlich schon aufgrund seiner immensen Größe sehr interessant. Als Mitglied der Delegation konnte ich mir in einer Reihe von Terminen und Gesprächen einen ersten  praktischen Eindruck verschaffen von der chinesischen Kultur und Mentalität gerade in Unternehmen. Diese Erfahrung nehme ich mit, sie kann für einen eventuellen Schritt in den chinesischen Markt sehr wertvoll sein."

 

Nach einem Besuch der Landesgartenschau in Lahr im Sommer durch einen Repräsentanten der Stadt Foshan wurden die Geschäftsführerin der LGS Lahr GmbH, Frau Ulrike Karl, und Oberbürgermeister Dr. Müller gebeten, das Konzept der LGS Lahr in Foshan vor Ort vorzustellen. Die Stadt Foshan liegt im Perlflussdelta und entwickelt auf einer Länge von 30 Kilometern entlang des Flusses einen neuen Uferpark. Bisher ist ein Teil von sechs Kilometer Länge realisiert, der dem Oberbürgermeister und Lahrer Vertretern vorgestellt wurde. Geschäftsführerin Karl hat den Verantwortlichen der zuständigen Entwicklungskommission von Foshan die Elemente der Lahrer LGS erläutert. Es besteht größeres Interesse von chinesischer Seite, das Konzept der Landesgartenschau Lahr als deutsches Muster der Garten- und Parkgestaltung im Uferpark Foshan zu realisieren. Zunächst werden Überlegungen angestellt, welche Teile der LGS geeignet sind und wie sie auch um regionaltypische Gestaltungselemente des Oberrheins und des Schwarzwaldes ergänzt werden können.

 

Ein Hauptteil der Delegationsreise war die Präsentation des Standortes Lahr und vor allem des startkLahr Airport und Businessparks gemeinsam mit dem China Start-up Center Lahr/Schwarzwald (CSC), in fünf chinesischen Großstädten. Oberbürgermeister Dr. Müller, Markus Ibert, Arnfried Sickinger sowie die Geschäftsführer des China Start-up Centers Lahr/Schwarzwald, Jingwen Liu sowie Hongtao Song, haben die Investitionsmöglichkeiten in Deutschland bzw. vor allem am Standort Lahr vorgestellt. Präsentationen gab es in den Millionenstädten Zhengzhou, Chengdu, Tangshan, Tianjin und Shanghai. Gesprächspartner waren Unternehmer aus den jeweiligen Städten, die Interesse haben, in Deutschland zu investieren bzw. die Vertreter von Städten und Gewerbeparks. Insbesondere die Regierungsvertreter der Stadt Tianjin, sowie die hochrangigen Vertreter der Handelskommission und der dortige Gewerbepark möchten den Aufbau einer Verbindung nach Lahr und gegenseitige Investitionen unterstützen. Es wurde ein Gegenbesuch in Lahr zur Erörterung weiterer Schritte vereinbart. Tianjin ist – neben Peking, Shanghai und Chongqing – eine von vier regierungsunmittelbaren Städten in China; diese Städte haben einen Status wie eine Provinz und sind ohne Zwischenebene direkt der Zentralregierung in Beijing unterstellt.

 

Oberbürgermeister Dr. Müller: "In China ist alles um den Faktor 15 bis 20 größer als in Deutschland. Trotzdem gibt es dort ein sehr großes Interesse, mit Städten jeder Größenordnung zusammen zu arbeiten, entsprechend des jeweiligen Standortpotentials."

 

Dies resultiert auch aus der langfristig orientierten, weltweiten Entwicklungsstrategie der chinesischen Regierung. Wir wissen dies, und wir sind nicht naiv. Wir können und müssen uns gegenüber China selbstbewusst einbringen und unser Licht nicht unter den Scheffel stellen. Dies zeigen zum Beispiel die Werte des BIP per capita. Deutschland liegt mit 44 550 US Dollar pro Einwohner (Rang 19)  weit vor China mit 8643 US Dollar pro Einwohner (Rang 75; im Jahr 2017). Auch bei den Patentanmeldungen  liegt Deutschland pro Einwohner gerechnet um den Faktor vier vor China. Und innerhalb von Deutschland leistet wiederum  Baden-Württemberg ein Viertel der gesamten Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten.

 

Wenn wir die richtigen Rahmenbedingungen einfordern, haben auch kleinere Unternehmen aus Lahr und der Ortenau beste Voraussetzungen für den Eintritt in den chinesischen Markt bzw. den Ausbau der Geschäftstätigkeit. Ich habe den Eindruck, dass unsere Maßgaben, wie etwa der Schutz des geistigen Eigentums sowie die Reziprozität des Markt- und Investitionsverhaltens, bei unseren Gesprächspartnern zunehmend mehr verstanden und akzeptiert werden.

Umso mehr können Verbindungen über die ISA und das CSC hilfreich sein für kleinere Unternehmen. Die Rahmenbedingungen des geschäftlichen Umfelds in China mitzubestimmen bleibt sicher eines der interessantesten und gleichzeitig schwierigsten Vorhaben für deutsche Unternehmen. Neben den klassischen baden-württembergischen Leitbranchen gerade auch im Bereich neuer digitalbasierter Technologien. Mein Ziel ist es, einen Beitrag zu leisten, dass auch kleinere, nicht konzerngesteuerte Unternehmen gute Standortbedingungen in China vorfinden. Die neue Seidenstraße (One belt - One road) darf keine Einbahnstraße sein! Und ich möchte auch chinesische Investitionen nach Lahr holen. Das ist den Aufwand einer anstrengenden Reise wert."

 

Markus Ibert erklärt: “Wir wollen erreichen, dass ein Teil der chinesischen Dynamik auch nach Lahr und in die Region ausstrahlt. Mit dem startkLahr-Areal bietet sich hierfür eine besondere Chance.“

 

Hintergrund:

1. Lahr ist seit Oktober 2017 Mitglied der Chinesisch-Deutschen Industriestädteallianz (ISA). Der ISA gehören 18 deutsche und 21 chinesische Städte an.

Initiator und Sitz der ISA ist die Stadt Foshan in der südchinesischen Provinz Guangdong. Die Stadt Foshan hat ca. 7,5 Millionen Einwohner, die Provinz Guangdong 108,49 Millionen.

2. Das China Start-up Center Lahr/Schwarzwald (CSC) hat sich im Februar 2018 gegründet und im Juni 2018 auf dem zeitareal gemeinsam mit dem chinesischen Botschaftsrat aus Berlin Eröffnung gefeiert. Das CSC versteht sich als Inkubator für gegenseitige Investitionen und ist mit einem eigenen Netzwerk in vielen chinesischen Provinzen tätig.