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13.09.2019 - Stadt Lahr schützt das Klima schon seit vielen Jahren Gutes Klima – gutes Leben

In diesem Jahr scheinen die Themen Klimawandel und Klimaanpassung in der großen Politik und in der Öffentlichkeit ernsthaft angekommen zu sein. Ob es auch gewichtige Entscheidungen auf Europa- und Bundesebene geben wird, bleibt aber noch abzuwarten.

Zum Schutze von Umwelt und Klima hat die Stadt Lahr schon früh begonnen in den Sektoren Strom, Wärme und Verkehr die Energie effizienter einzusetzen und die Emissionen von Treibhausgasen zu verringern. Die Aufschlüsslung des CO2-Ausstoßes in Lahr nach Sektoren zeigt, dass mit rund 50 Prozent der größte Anteil der CO2-Emissionen im Bereich der Lahrer Wirtschaft ausgestoßen wird. Anschließend folgen die privaten Haushalte mit 28 Prozent und der Verkehrssektor mit 20 Prozent Anteil am CO2-Ausstoß. Die Lahrer Stadtverwaltung hat mit ihren Liegenschaften dagegen nur einen Anteil von zwei Prozent.

 

Stadt Lahr schützt das Klima schon seit vielen Jahren

Im eigenen Handlungsbereich ist die Lahrer Stadtverwaltung erfolgreich aktiv, nachfolgend einige Beispiele:

  • Bei Dienstreisen ist möglichst die Bahn zu nutzen. Sollte eine Flugreise unumgänglich sein, kompensiert die Stadtverwaltung die Treibhausgasemissionen durch die Mitfinanzierung von Klimaschutzprojekten. Zudem gibt es einen Zuschuss zum Jobticket und demnächst zur Fahrradnutzung – Anreiz und Wertschätzung, wenn die Mitarbeitenden mit dem ÖPNV oder Rad zur Arbeit kommen.
  • Seit 2008 schon werden Rathäuser, Schulen und Kindergärten, seit 2013 auch alle anderen kommunalen Gebäude zu 100 Prozent mit qualifiziertem Ökostrom versorgt. Die Stadt Lahr legt Wert darauf, dass mindestens 25 Prozent des Stroms aus Anlagen stammen, die jünger als sechs Jahre sind. Je mehr regenerative Stromquellen neu erschlossen werden, desto größer ist der Umweltnutzen.
  • Bei der Beschaffung orientiert sich Lahr an sozialen, ökologischen und energierelevanten Kriterien. Allein durch die Umstellung des Büro- und Kopierpapiers auf das mit dem Blauen Umweltengel zertifizierte Recyclingpapier werden in der Produktion bis zu 60 Prozent Energie und 70 Prozent Wasser eingespart. Inzwischen druckt die Stadt Lahr generell auch Broschüren und Flyer auf Recyclingpapier aus einhundert Prozent Altpapier. Dafür wurde die Stadt Lahr mehrmals als „Recyclingpapierfreundliche Kommune“ ausgezeichnet.
  • Weitere Energieeinsparungen erreichte die Stadtverwaltung dadurch, dass 600 Einzelplatzdrucker durch ein zentrales, multifunktionales Konzept ersetzt wurden. Im Wettbewerb Büro & Umwelt 2019 wurde der Stadt Lahr für erfolgreiches Engagement zum Umweltschutz im Büro der zweite Platz in der Kategorie Kommunen zugesprochen.
  • Trotz einer Ausweitung der Straßenbeleuchtung konnte der Energieverbrauch seit 2001 um 40 Prozent gesenkt werden. Dies liegt vor allem an der Umstellung auf energiesparende LED-Technik. Die Stadt Lahr spart beim Stromverbrauch, nicht beim Licht.
  • Der Erhalt alter Baumbestände und Neupflanzungen im innerstädtischen Bereich – alleine 4 400 neue Bäume auf dem LGS-Gelände – sind Teil der städtischen Gesamtstrategie für Klimaschutz und Klimafolgenanpassung. Die Bewirtschaftung des Lahrer Stadtwaldes erfolgt nach dem internationalen PEFC-Standard. Der nachhaltig bewirtschaftete Wald behält seine Funktion als natürlicher Schutz von Gewässern, Böden und Klima. Er entzieht der Luft CO2 und bindet es im Holz und im Boden.
  • Mit dem 2016 erstellten Klimaschutzteilkonzept für kommunale Gebäude unternahm die Stadtverwaltung einen wichtigen Schritt, um den stadteigenen Gebäudebestand in Richtung Klimaneutralität zu bringen. Dafür wurden die 45 energierelevantesten städtischen Liegenschaften untersucht und anschließend Sanierungsoptionen und -fahrpläne empfohlen. Schritt für Schritt macht die Stadt Lahr ihre Gebäude zukunftsfähig.
  • Zusätzlich hat sich der Gemeinderat 2018 anspruchsvolle Standards für städtische Bau- und Sanierungsprojekte gesetzt. Dies ist nicht nur ein Beitrag zum Klimaschutz, sondern auch zur Senkung der langjährigen Betriebskosten.

 

Wirtschaft, Haushalte und Mobilität sind schwieriger zu aktivieren

Schwieriger gestalten sich die städtischen Einflussmöglichkeiten in den Bereichen Wirtschaft, private Haushalte und Mobilität. Hier haben die EU, der Bund und das Land wichtige regulatorische Steuerungsmöglichkeiten. Diese Möglichkeiten sollten stärker genutzt werden, damit es auch in diesen Bereichen in den nächsten Jahren zu deutlichen Emissionsminderungen kommen wird.

Im Bereich Wirtschaft ist der durchschnittliche Einsatz an Energie pro Betrieb eher gering (und dadurch vermeintlich nicht so kostenrelevant), aber er summiert sich durch die Anzahl der Betriebe. Die Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen ist im Bereich Wirtschaft oft schwierig, da hier sehr kurze Rentabilitätszeiträume vorgegeben werden.

  • Projekte mit der lokalen Wirtschaft unterstützt die Stadt Lahr unter anderem als Mitglied der Klimapartner Oberrhein. Mit einer Vielzahl an Projekten und Beratungsleistungen, wie beispielsweise dem Kompetenzzentrum Energieeffizienz (KEFF) oder dem Projekt „Vernetzte Industrie“, können kleine und mittlere Unternehmen ihre Effizienzpotenziale heben. Win-win heißt hier: das Klima schützen und gleichzeitig bares Geld sparen.
  • Die gleichzeitige Erzeugung von Strom und Wärme mittels Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) bietet eine äußerst effiziente und umweltfreundliche Energieversorgung. Deshalb hat die Stadtverwaltung das Lahrer KWK-Potenzial ermitteln lassen und unterstützt die Planung von Nah- und Fernwärmenetzen.
  • Beispielhaft ist der Anschluss der Quartiere Kaiser-/Lotzbeckstraße der GEMIBAU sowie Kanadaring der Wohnbau Lahr an das Fernwärmenetz, das über ein Biogas-Blockheizkraftwerk versorgt wird. Einsparungen um rund 2 000 Tonnen CO2 pro Jahr bewirkte diese Erweiterung, die die Lahrer Stadtverwaltung zielstrebig unterstützt hat.

Im Bereich private Haushalte versucht die Stadt Lahr die Bürgerinnen und Bürger mit auf den Weg zu einer klimaneutralen Stadt zu nehmen:

  • Unter dem Motto „Energiewende zum Anfassen und Mitmachen“ nimmt Lahr regelmäßig an den landesweiten Energietagen teil. Mit vielfältigen Aktionen, Führungen und Expertengesprächen zu Gast bei Lahrer Betrieben wurde ein neues Konzept entwickelt, das bei Bürgerinnen und Bürgern gut ankommt.
  • Das gerade veröffentlichte Klimasparbuch Straßburg-Ortenau macht als nützlicher Ratgeber und wertvolles Gutscheinheft Lust auf mehr Klimaschutz im Alltag und liefert konkrete Anreize zu einem klimabewussten Handeln in den Bereichen Ernährung, Konsum, Mobilität sowie Bauen und Wohnen.
  • Wichtig sind für die Stadt Lahr auch Aktionen mit Kindern und Jugendlichen, denn hier werden die Grundlagen für umwelt- und klimafreundliches Handeln gelegt. Mit Energie und Wasser bewusst umgehen, den Verbrauch reduzieren und dadurch Kosten sparen; dass dies in Schulen gut funktioniert, zeigt das Fifty-Fifty-Projekt. Schülerinnen und Schüler nehmen das Energiesparen selbst in die Hand und bekommen dafür 50 Prozent der eingesparten Kosten als Extrageld für ihre Schule. Und sie tragen ihr Wissen auch in das Elternhaus, wo es auch zu Verhaltensänderungen kommen kann.
  • Unter dem Motto „Gemeinsam reparieren, statt allein wegwerfen“ können Besucher ihre tragbaren defekten Gegenstände zum Repair Café Lahr mitbringen und dort reparieren lassen. Das Projekt richtet sich gegen die Wegwerfmentalität und Schnelllebigkeit der Konsumlandschaft. Es will dazu beitragen, dass Gegenstände länger genutzt werden können und dadurch der Müllberg und der CO2-Ausstoß reduziert werden.
  • Weil ein Kühlschrank rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr läuft, ist er der größte Stromfresser im Haushalt. Insbesondere hier lohnt sich eine Umstellung auf ein energieeffizientes Haushaltsgerät. Um die Hürde der höheren Anschaffungskosten für ein sehr energieeffizientes Gerät zu meistern, unterstützt Lahr mit dem KühlCheck - dem Lahrer Kühlgeräte Zuschuss – speziell einkommensschwache Haushalte.

Im Bereich Mobilität sind der private (mit größeren Autos) und der Wirtschaftsverkehr (mit steigenden Fahrleistungen) die wesentlichen Verursacher für die CO2-Emissionen.

  • Die Lahrer Mobilität soll zukünftig umwelt- und klimafreundlicher und nachhaltig sein. Darum wird ein neues Verkehrs- und Mobilitätskonzept erarbeitet. Dabei soll nicht nur der Kraftfahrzeug-Verkehr isoliert betrachtet, sondern insbesondere die Verkehrsmittel des Umweltverbundes (ÖPNV, Rad- und Fußverkehr) mit einbezogen werden, da im motorisierten Individualverkehr neben einem Verkehrsvermeidungs- auch ein Verlagerungspotenzial besteht.
  • Weil Radfahrer und Fußgänger zwar die umweltfreundlichsten, aber auch die verletzlichsten Verkehrsteilnehmer sind, werden auf Grundlage eines Rad- und Fußwegekonzeptes seit 2010 systematisch die bestehenden Hemmnisse und Gefahrenstellen analysiert und Lösungen für eine fahrrad- und fußgängerfreundliche Stadt Lahr entwickelt und umgesetzt. Das gesamte Stadtgebiet erhielt Anfang 2018 eine neue und umfangreiche Wegweisung für den Radverkehr. Neues Herzstück im Radwegenetz der Stadt Lahr, die zur Landesgartenschau eingeweihte Ortenaubrücke, die Mietersheim und Dinglingen verbindet. Mit einem Zuschuss fördert die Stadt Lahr außerdem den Kauf von Lastenrädern.
  • Bei der Elektromobilität geht die Stadtverwaltung mit positivem Beispiel voran. Vier abgasfreie Elektrofahrzeuge befinden sich im kommunalen Fuhrpark, weitere werden nach Beschluss des Gemeinderates folgen. Hinzu kommt ein E-Carsharing-Fahrzeug, zudem nutzt die Stadtverwaltung die Pedelecs der Firma Nextbike. Weitere Maßnahmen sollen sich durch die gegenwärtige Erarbeitung eines kommunalen Elektromobilitätskonzepts ergeben.

 

Klimaschutz und Klimaanpassung ist eine kommunale Daueraufgabe

Die strategische Planung sowie die Umsetzung vieler Projekte liegen in der Hand der Stabsstelle Umwelt. Viele andere Organisationseinheiten nehmen sich jedoch auch des Themas an, denn nur gemeinsam kann das Ziel erreicht werden.

Viele Projekte aus dem „Energie und Klima – Arbeitsprogramm 2018-2022“ werden seit diesem Juni von der neuen Klimaschutzmanagerin Madeleine Meinhardt umgesetzt. Ihr Ziel ist es, zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern, den Unternehmen und Vereinen der Stadt Lahr das Klima und die Umwelt für die nächsten Generationen zu schützen. Um das bisher Erreichte auszubauen, sollen in den nächsten zwei Jahren unter anderem die folgenden Projekte umgesetzt werden:

  • Fortführung der Energie- und CO2-Bilanz und Erhebung weiterer Indikatoren
  • Optimierung der Energieberatung und der Mobilitätsberatung für die Bürgerinnen und Bürger
  • Einführung einer stadtinternen Handlungsanweisung zu Energie und Wasser für Gebäude- und Anlagenverantwortliche sowie Mitarbeitende
  • Prüfung von Möglichkeiten von Finanzierungsmodellen wie Contracting bei städtischen Gebäuden und Anlagen
  • Vertiefung der Themen KWK und Nahwärme und Koordination der Planungsgespräche mit den Akteuren, mit dem Ziel neue Wärmenetze zu ermöglichen
  • Erstellung eines informativen Neubürgerpaketes (Energie- und Wasserversorgung, Abfallentsorgung, Mobilität, Klimasparbuch …)
  • Organisation von energie- und klimarelevante Informationen und Weiterbildungen für die städtischen Mitarbeitenden
  • gezielte Ansprache und Information ausländischer Mitbürger zu den Themen Energie und Klima
  • Aktion Grüne Hausnummer für eine vorbildhafte energetische Sanierung oder einen vorbildhaften Neubau
  • Erarbeitung und Durchführung gemeinschaftlicher Energie- und Klimaschutzprojekte mit lokalen Verbänden, Vereinen, Kirchen und Institutionen
  • Kooperation mit der lokalen Wirtschaft (u.a. KühlCheck, KEFF, Vernetzte Industrieparks)
  • Aktionen zur Energieeffizienz in Hotels und Gaststätten und in Gesundheitseinrichtungen
  • und viel Öffentlichkeitsarbeit mit Informationen, Aktionen und Beratungen usw. usf.

 

Klimaschutz lokal und überregional

Die Stadt Lahr leistet auf lokaler Ebene ihren Beitrag zum globalen Klimaschutz. Die abgestimmte und langfristige Klimaschutzstrategie wird schon seit mehreren Jahrzehnten systematisch und erfolgreich umgesetzt. Für die engagierten Klimaschutzaktivitäten ist die Stadt Lahr daher auch über Baden-Württemberg hinaus bekannt.

Die Stadt Lahr ist gerne Vorreiter und übernimmt eine Vorbildfunktion. Es ist erfreulich, dass auch immer mehr Bürger, Haushalte und Unternehmen die Stadt Lahr auf dem erfolgreichen Weg begleiten und unterstützen. Jeder kann mitmachen und mitgestalten, ob private Haushalte oder große Unternehmen, jedes Engagement, jeder Beitrag ist von Bedeutung.

Die Lahrer Energie- und Klimapolitik wirkt sich nachweislich positiv aus, sowohl ökologisch, als auch ökonomisch. Die Stadt Lahr verringert Risiken, schafft eine lebenswerte Perspektive und gestaltet die Zukunft fair und nachhaltig. Lahr macht das für die jetzigen und zukünftigen Bürgerinnen und Bürger von Lahr, damit auch sie ein gutes Leben in Lahr genießen können.

Wichtige Faktoren der Energie- und Klimapolitik – insbesondere für die CO2-emissionsstarken Bereiche Wirtschaft, private Haushalte und Mobilität – werden aber auf überregionale Ebene vorgegeben. Die Stadt Lahr wartet daher gespannt auf die Ergebnisse des Berliner Klimakabinetts am 20. September 2019.