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01.10.2024 - Voll besetzter Saal beim Dialogtheater zum Thema Demenz „Früher haben wir das doch auch immer so gemacht. Weißt du das nicht mehr?“

Szenenfoto, Dr. Hubert Schreiner tanzt mit seiner Frau Gerda
Dialogtheater „Der 52. Hochzeitstag“
Quelle: Stadt Lahr/Beatrice Meyer
Volles Haus: Das Dialogtheaterstück „Der 52. Hochzeitstag“ im Schlachthof Lahr stieß auf große Resonanz.

Dr. Hubert Schreiner, ehemaliger Geschäftsführer, leidet seit einiger Zeit an Demenz. Obwohl seine Frau Gerda oft an ihre Grenzen stößt, versucht sie, die Situation nach außen hin zu verharmlosen. Anlässlich ihres 52. Hochzeitstages lädt Gerda ihre Kinder ein. Die geplante Feier, die auch dazu dienen sollte, den Familienfrieden wiederherzustellen, löst jedoch zahlreiche schwelende Konflikte aus. Das Theaterstück im Schlachthof endete mit einem herausfordernden Schluss und vielen offenen Fragen.

Schon beim Sektempfang vor dem Stück war jeder freie Platz besetzt. Vorherrschendes Gesprächsthema war die Begleitung und Pflege von Angehörigen mit Demenz und die damit verbundenen Herausforderungen. Interessierte konnten sich anhand von Flyern über das Thema Demenz, das Projekt „Zeit für mich“ und den Pflegestützpunkt informieren.

Beatrice Meyer, Poolmanagerin des Projekts „Zeit für mich“ im Netzwerk Demenz, begrüßte die rund 140 Besucherinnen und Besucher. Anschließend stellte Heike Dorow vom Pflegestützpunkt Ortenaukreis, Außenstelle Lahr, den Pflegestützpunkt sowie die Demenzagentur vor. Die Nachbarschaftshilfen informierten zudem über ihre Arbeit.

Im perfekt inszenierten Theaterstück von Karlo Müller, Theaterpädagoge und Psychotherapeut, und Kornelia Masur, Diplom-Sozialpädagogin und Krankenschwester, ließen die Schauspielerinnen und Schauspieler die Situationen bewusst eskalieren, um im darauffolgenden Teil gemeinsam mit dem Publikum nach Verbesserungsvorschlägen zu suchen.

Anhand der Fragen „Was hat Sie berührt?“ und „Wo sehen Sie Probleme?“ wurde das Publikum in die Szenen eingebunden. Es fielen Stichworte wie Eskalation aus geringem Anlass, der Vergleich früher und heute, Kränkungen und Entmündigungen, falsche Scham, Verdrängung, die Hilflosigkeit der Angehörigen, Zeitmangel, Beschuldigungen, herausforderndes Verhalten, fehlende Diagnose, Angst vor Offenheit, das Spannungsfeld zwischen Wut und Ohnmacht sowie der Umgang mit negativen Gefühlen, Selbstschutz und Selbstfürsorge.

Im zweiten Teil des Abends wurden die eskalierenden Szenen erneut angespielt, und das Publikum war aufgefordert, die Konfliktsituationen zu erkennen. Anschließend schlüpften die Zuschauenden selbst in die Rollen und spielten aus dem Stegreif die Szenen mit alternativen Verhaltensweisen und Reaktionen, die zur Deeskalation und Lösung der Konflikte beitragen konnten.

Der Abend ging somit weit über einen gewöhnlichen Theaterauftritt hinaus und zeigte konkrete Handlungsalternativen auf, die trotz des ernsten Themas auch für Lacher sorgten.

Der Theaterabend war eine Kooperation des Netzwerks Demenz, der Demenzagentur, des Pflegestützpunkts, des Mehrgenerationenhauses, von LahrKultur, der Lahrer Rockwerkstatt und der Dreyspringbar, unterstützt durch das Ministerium für Soziales und Integration und gefördert durch Mittel der gesetzlichen Pflegeversicherung.

Theaterprojekt Das Thema Demenz ist in der Mitte der Gesellschaft noch nicht wirklich angekommen. Menschen mit Demenz gegenüber herrschen oft Unsicherheit und Hilflosigkeit. Ursachen hierfür sind häufig Unwissenheit und Berührungsängste. Die Not der Betroffenen und ihrer Angehörigen wird oft nicht wahrgenommen. Pflegende Angehörige sind meist überlastet und nehmen kaum noch am sozialen Leben teil, was die Isolation der Demenzkranken und die Vereinsamung ihrer Angehörigen fördert. Pflegekräfte und Angehörige konkurrieren oft um die beste Behandlung für die Erkrankten.

Mit diesem Theaterprojekt wollten die Veranstaltenden das Thema Demenz auf besondere Weise ansprechen und einen fruchtbaren Austausch anstoßen. Mit Mitteln des Theaters regten sie dazu an, sich auf die Welt der Menschen mit Demenz einzulassen und die Kommunikation mit ihnen zu verbessern.