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03.11.2016 - Was ist eigentlich das Reichswaisenhaus?

Zu einem Vortrag mit Michael Jacob über die rund 100-jährige Geschichte des Lahrer Reichswaisenhauses von 1878 bis 1977 lädt die Volkshochschule Lahr am Donnerstag, 10. November, ab 19:00 Uhr in das VHS-Zentrum, Kaiserstraße 41, ein. Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Die Bebauung des Geländes am Altvater ist in Lahr umstritten. Jüngst hat die Bürgerinitiative fast 4000 Unterschriften dagegen an Oberbürgermeister Dr. Wolfgang G. Müller übergeben. Doch was ist eigentlich das Reichswaisenhaus? Michael Jacob hat die ungewöhnliche Entstehungsgeschichte und die Entwicklung der sozialen Einrichtung in einem Buch zusammengefasst und ist dabei auf viele interessante und gesellschaftliche Ereignisse gestoßen. Man muss es als große soziale Tat bewerten, als Lahrer Bürger im ausgehenden 19. Jahrhundert die Idee zur Gründung eines Reichswaisenhauses realisierten, in dem Kinder aus allen Teilen Deutschlands und des Auslandes ungeachtet ihrer Konfessionen aufgenommen werden sollten.

Der Redakteur des Lahrer Hinkenden Boten Albert Bürklin und der Verleger Dr. Moritz Schauenburg verwirklichten diesen Plan, indem sie ihren Lesern den Vorschlag machten, Zigarrenabschnitte zu sammeln, um sie zur Herstellung von Schnupftabak zu verkaufen. Außerdem schlugen sie vor, dass jeder Bürger in Deutschland jährlich einen Pfennig spenden sollte. Nach acht Jahren war so viel Geld zusammen, dass man 1885 das Erste Deutsche Reichswaisenhaus eröffnen konnte.

Der Referent Michael Jacob war geschäftsführender Gesellschafter und 26 Jahre Verleger des Kaufmann Verlags. Er hat in den vergangenen Jahren mehrere Bücher von Philipp Brucker herausgegeben. Neben einigen sozialen Engagements ist er Vorsitzender des Freundeskreises Café Löffel und Mitglied des Seniorenrats der Stadt Radolfzell am Bodensee. Er hat die vollständigste Sammlung des Lahrer Hinkenden Boten ab 1801 aus der das Buch über das Erste Lahrer Reichswaisenhaus entstanden ist.

Für das Buch hat Jacob viele Jahre Daten, Dokumente, mündliche Überlieferungen und Bilder in seinem umfangreichen Archiv gesammelt. So konnte er unter anderem Hinweise finden, dass schon im 19. Jahrhundert der Gedanke der Wiederverwertung von Abfällen in Form von breitflächigem Sammeln und Verkaufen umgesetzt wurde.

Anstatt eines Eintritts wird um eine Spende für den Freundeskreis Café Löffel gebeten. Auch dies ist eine besondere Lahrer Einrichtung für Menschen in einer Notlage.

Weitere Informationen gibt es bei der Volkshochschule Lahr, Telefon 07821 / 918-0, E-Mail vhslahr@lahr.de oder im Internet unter www.lahr.de/vhs.