Lahrer Zeitungen, Badische Zeitung, Lahrer Zeitung, Lahrer Anzeiger

23.12.2022 - Austausch zur Zukunft der Wirtschaftsbeziehungen mit China und Russland Die europäische Karte spielen

Bereits im November 2022 hat auf Einladung von Oberbürgermeister Markus Ibert ein Austausch mit dem Lahrer Gemeinderat sowie Vertreterinnen und Vertretern der regionalen Wirtschaft zur Zukunft der deutsch-chinesisch-russischen Wirtschaftsbeziehungen stattgefunden.

Dr. Christine Althauser, bis Juni 2021 Deutsche Generalkonsulin in Shanghai, und Bernhard Weber, bis August 2022 Repräsentant von Baden-Württemberg in China, haben mit ihrer Expertise die Veranstaltung bereichert. Die Impulsvorträge der Expertin und des Experten sowie die anschließende gemeinsame Austauschrunde über die Wirtschaftsbeziehungen und die deutsch-internationale Zusammenarbeit im Kontext aktueller geopolitischer Verwerfungen fanden bei den Teilnehmenden großen Anklang.

In ihrem Vortrag zog Dr. Christine Althauser das Fazit, dass der Dialog weder mit China noch mit Russland abgebrochen werden sollte. Die strategischen europäischen Interessen werden die Regierungszeiten des russischen Präsidenten Wladimir Putin und des chinesischen Staatschefs Xi Jinping überdauern. Im globalen Wettbewerb verfolgten beide Länder zwar übereinstimmend gegen den Westen gerichtete Ziele, trotzdem dürfe man sie aber nicht gleichsetzen. „Deutschland muss immer das europäische Momentum im Kopf haben und diesbezüglich die deutsch-französische Zusammenarbeit noch mehr stärken. Deutschland – auch Lahr – sollte sowohl die Verbindungen nach China als auch nach Russland nicht aus dem Auge verlieren und mit neuen Inhalten versehen. Von großer Bedeutung ist es, selbstbewusst die eigenen Prioritäten zu vertreten, sowohl gegenüber russischen als auch chinesischen Partnerinnen und Partnern“, so Dr. Christine Althauser.

Bernhard Weber erläuterte zunächst die geschichtliche und wirtschaftliche Entwicklung Chinas der vergangenen Jahre. Der Experte verdeutlichte: „Die wirtschaftliche Weltmacht China hat einen Plan und verfolgt ihre Ziele sehr langfristig. Die weiteren Entwicklungen in der neuen Amtszeit von Präsident Xi Jinping werden im Westen genau beobachtet. Auch China steht vor sehr großen Herausforderungen, wie zum Beispiel Überalterung, Fachkräftemangel, soziales Gefälle und Umweltprobleme. China beneidet uns sehr um unser Berufsschulsystem. In der Breite des Bildungssystems liegen wir im Vergleich mit China noch weit vorne.“

Markus Ibert plädierte für eine starke europäische Wirtschaftspolitik. „Diese Veranstaltung hat gezeigt: Wir dürfen den Dialog mit Russland und China nicht stoppen“, sagte der Oberbürgermeister, der auf die deutsch-französischen Beziehungen in der Vergangenheit verwies und an die Beurkundung der Städtefreundschaft zwischen Dole und Lahr im Jahr 1962 erinnerte. „Prägend für unsere Beziehungen sind stets die persönlichen Kontakte zu den Menschen. Die Karte, die wir spielen, ist die europäische. Gerade im Drei-Länder-Eck hier am Oberrhein wissen wir um die Bedeutung der europäischen Wirtschaftspolitik. Das ist unsere Chance, auch für Lahr.“