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11.11.2022 - Bergfriedhof Lahr – Ein Blick in die Geschichte 45 Architekten wollten den Lahrer Bergfriedhof planen

Der Bergfriedhof Lahr hat eine über 120-jährige Geschichte.
Quelle: Stadt Lahr
Der Lahrer Bergfriedhof ist fast 120 Jahre alt. 45 Architekten wollten damals den Friedhof gestalten.

Ein Blick in die Geschichte:

Der November gilt als Totenmonat, in diesen Wochen liegen die offiziellen Tage für Trauer und Tod. Friedhöfe sind ein Ort der Trauer, des Abschieds und der Erinnerung. Aber sie sind auch sehr lebendige Orte, die viel über die Geschichte und die Menschen erzählen. Sie laden teils mit großen Parkanlagen zu schönen Spaziergängen inmitten idyllischer Natur ein.

Inmitten idyllischer Natur liegt auch der Lahrer Bergfriedhof. Ein historisches Ensemble mit Kapelle, Leichenhalle, Wohnhaus, Brunnen und ein alter Baumbestand sind charakteristischen Merkmale des Kleinods am Schutterlindenberg, das heute unter Denkmalschutz steht.

1904 wurde der Bergfriedhof errichtet. Anfang des 20. Jahrhunderts entschlossen sich die Lahrer Stadtverantwortlichen, den bisherigen Friedhof an der Stiftskirche nicht zu erweitern, sondern einen neuen im Gewann „Schießrain“ anzulegen. Ziel war eine einfache aber würdige Gestaltung. Die Neugestaltung oder eine mögliche Erweiterung des damaligen Friedhofs wurden heiß diskutiert. Und auch die Frage der Ausschreibung der Planung war umstritten. Die einen plädierten dafür, einige ausgewählte Architekten anzufragen, andere sprachen sich für eine „allgemeine Konkurrenzausschreibung“ aus.

Letztlich wurde ein allgemeiner Wettbewerb ausgeschrieben, der große Resonanz in den damals gängigen Architekturzeitschriften fand. 122 Mal wurden die Lahrer Wettbewerbsunterlagen angefordert, 45 Architekten aus dem gesamten Deutschen Reich gaben ihre Entwürfe ab. Unter den Preisrichtern war der namhafte Karlsruher Architekturprofessor Carl Schäfer, der heute als einer der wichtigsten Vertreter der späten Neugotik angesehen wird. Der erste Preis und den Auftrag zur Planung ging an die Berliner Brüder Oscar und Johannes Grothe. Die baulichen Anlagen mit Dienstgebäude, Kapelle und Leichenhalle haben die Architekten an die Gestaltung eines mittelalterlichen Klosters im frühgotischen Stil angelehnt. Nach nur eineinhalb Jahren war die neue Anlage mit 3,5 Hektar fertiggestellt.

Damit die Lahrerinnen und Lahrer auch den Friedhof erreichen, musste noch die Zufahrt, die heutige Friedhofstraße, angelegt werden.

Als größter Friedhof der Stadt Lahr mit 6,25 Hektar verzeichnet der Bergfriedhof heute bis zu 400 Bestattungen im Jahr. Neben den üblichen Wahl- und Reihengräbern gibt es auf dem Bergfriedhof Urnen-Sammelgrabanalgen, ein Grabfeld für anonyme Bestattungen, ein Gedenkmal für Frühchenbestattungen, Baumbestattungen, ein gärtnergepflegtes Grabfeld und Urnennischen.