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19.05.2021 - Kulturamt und Künstler unterschiedlichster Sparten laden ein zu Aufführungen, Workshops, Ausstellungen und spontanem Vorbeischauen Villa Jamm wird Kreativstätte für Kulturtreibende

Die Villa Jamm im Lahrer Stadtpark erwacht diesen Sommer mit einem Artist in Residenz-Programm aus dem Dornröschenschlaf. Das historische Gebäude verwandelt sich in eine Produktions- und Begegnungsstätte der Künste, in der kreativ gewerkelt, geprobt, getanzt und musiziert wird.

Seit dem Auszug des Museums in die Tonofenfabrik im Jahr 2017 stand die Villa leer. Bis in den Oktober hinein beleben es nun im monatlichen Wechsel regionale und überregionale Künstlerinnen und Künstler aus unterschiedlichen Sparten.

 

Insgesamt 136 Künstler sind an dem Projekt beteiligt und bieten auf Einladung des Kulturamts Lahr, sofern die pandemische Lage dies zulässt, 27 Aufführungen,

vom Konzert bis zur Opernaufführung und von der Performance bis zur Installation. Auch 60 Workshops unterschiedlichster Art und wechselnde Ausstellungen gehören zum Programm. Sämtliche Aufführungen (außer jene im Oktober) werden open-air im Musikpavillon des Stadtparks stattfinden. Der Eintritt ist frei.

 

Die Vorabproben haben bereits Anfang Mai begonnen. Die im Ortenaukreis seit einigen Tagen unter 100 liegenden Inzidenzwerte geben Hoffnung, dass die für Ende Mai geplanten Aufführungen tatsächlich – zumindest in kleinem Rahmen – über die Bühne gehen können.

 

Die Macher

Der Kopf hinter dem Residenzprogramm Villa Jamm Artists ist die neue Kulturamtsleiterin Cornelia Lanz. Sie ist profilierte Mezzosopranistin und Seele des Vereins Zukunft Kultur e.V. (früher Zuflucht Kultur), der mit auch medial viel beachteten Opernproduktionen zur Integration von Geflüchteten beitrug. Lanz startete trotz Pandemie mit viel Schwung in ihr neues Leben. Schließlich gibt ihr die Position als Kulturamtsleiterin ganz andere Möglichkeiten, ihre Vision, Kultur allen Menschen nahezubringen, zu verwirklichen. Mitten in der Pandemie hat sie in den vergangenen Monaten zusammen mit ihrem Team an ihrem großen „Projekt Hoffnung“ gearbeitet und betet nun, dass zumindest der Großteil der Veranstaltungen auch stattfinden kann.

Offene Türen rannte sie damit beim Lahrer Kulturbürgermeister Guido Schöneboom ein: „Villa Jamm Artists kommt zum richtigen Zeitpunkt. Dass wir Live-Kultur erleben, mehr noch, aktiv dabei sein dürfen, ist ein Geschenk für Lahr, die vielen Stadtpark-Besucher und für unsere Sommergäste.“

 

Die Höhepunkte

Jeweils an den letzten Freitagen und Samstagen im Monat präsentieren die darstellenden Künstler jeweils um 17 Uhr im Musikpavillon im Stadtpark ihre Ergebnisse in einer Aufführung.

Zu den Höhepunkten zählen die Rossini-Oper „Der Barbier von SevilLahr“ mit dem jüngst gegründeten „Frischluft und Musik Festspiel-Orchester Ortenau“ unter der Leitung des renommierten Dirigenten Michael Güttler, eine Performance des Musiktheater-Kollektivs Trisolde, die inklusive, „lebende“ Musik-Tanz-Installation „infect“ der Freien Bühne Stuttgart und der Tanzkompagnie Szene 2wei Lahr sowie die Uraufführung „tō'bo – Libelle“ der Komponistin Saskia Bladt für Ensemble und Flugzeug anlässlich des 50. Jahrestags der Umsiedlung Langenwinkels.

Die Villa Jamm Artists auf allen Ebenen Kontakte zwischen Kulturschaffenden und Publikum schaffen mit einer Fülle von Workshops,

Mitmach-Aktionen und offenen Werkstätten. Sie finden jeden Sonntag um 14 Uhr vor der Villa Jamm und jeden Mittwoch um 15.45 Uhr vor oder im Lahrer Stadtmuseum Tonofenfabrik statt.

 

Aktuelle Informationen sind jeweils über das KulTourBüro (Tel. 07821-950210) zu erfragen oder der Internetseite des Kulturamts unter www.kultur.lahr.de zu entnehmen. Das Gesamtprogramm „Villa Jamm Artists“ mit Ausstellungen und Workshops ist in einer 60-seitigen Programmbroschüre erschienen, die im KulTourBüro erhältlich ist. (Bitte die ggf. eingeschränkt geltenden Servicezeiten beachten. Stand 18. Mai nur telefonisch erreichbar: dienstags und donnerstags von 13 bis 16.30 Uhr, mittwochs, freitags und samstags von 10 bis 13 Uhr)

 

Villa Jamm Artists: Das Programm in Auszügen

 

Freitag, 28. Mai und Samstag, 29. Mai von 13 Uhr bis 17 Uhr, jeweils 15 Minuten

Ensemble TRISOLDE mit „DIVE DARK VOL. 2“ -. Eine musiktheatrale Eins-zu-Eins Performance auf Abstand

Maria Buzhor und Julia Lwowski stammen aus Odessa und leben in Berlin. Ihr radikales

Musiktheater vereint Text, Video, Tanz und Gesang zu opulenten Inszenierungen. Für Villa Jamm Artists entwickeln sie einen 15-minütigen Parcours für kleine Gruppen – eine Oper der Intimität in pandemischen Zeiten, die bewusst Raum lässt für Impulse der Performerinnen und Wechselwirkungen mit dem Publikum.

 

Freitag, 28. Mai und Samstag, 29. Mai, 16.40 Uhr (möglicher Ausweichtermin 17. und 18. Juli)

Armando Merino in Dieter Schnebels, „Nostalgie“ - Ein Stück für einen Solo-Dirigenten

Die besondere Liebe von Armando Merino, gebürtig in Spanien, momentan hauptsächlich in München tätig, gilt der zeitgenössischen Musik. In Lahr kann man ihn nicht nur als temperamentvollen Rossini-Dirigenten erleben. Quasi als Vorgruppe der Opernaufführung steht er selbst als Solist auf der Bühne: in dem verrückten Stück „Nostalgie“ für Solo-Dirigenten, verfasst von dem in Lahr geborenen Komponisten Dieter Schnebel (1930-2018).

 

Freitag, 28. Mai und Samstag, 29. Mai, 17 Uhr (möglicher Ausweichtermin 17. und 18. Juli 2021)

„Der Barbier von SevilLahr“ -  Oper von Gioacchino Rossini

Eine Kooperation von Zukunft Kultur e.V. und dem Frischluft und Musik Festspiel-Orchester Ortenau

Rossinis Opernhit aus dem Figaro-Universum besticht bis heute durch seine Frische und Italianità. Für amtliche musikalische Qualität sorgen das eigens gegründete Frischluft und Musik Festspiel-Orchester Ortenau unter der Schirmherrschaft von Wolfgang Schäuble, alternierend geleitet von den namhaften Dirigenten Michael Güttler und Armando Merino, besetzt mit Solisten aus den Opernensembles Essen und München. Für Bühne und Kostüme zeichnen Julia Doll-Kolev und Heinz Treiber verantwortlich,  mit tatkräftiger Unterstützung von kunstbegeisterten Bürgern aus der Region. Fun fact: In der Hauptrolle der Rosina gibt Cornelia Lanz ihr Lahrer Debüt als Sängerin.

 

Eine ganze Konzertreihe widmet sich einem außergewöhnlichen Naturinstrument. Meisterlich vorgeführt wird das Klangwunder Alphorn von Virtuosen ihres Fachs und herausragenden Musikern an anderen Instrumenten.

 

Sonntag, 6. Juni, 17 Uhr: Naturhornensemble Hornklang mit Hornologie: Naturhorn –Jagdhorn – Waldhorn

Sonntag, 13. Juni von 11 bis 16.30 Uhr: Alphorn- und Weisenbläser

Sonntag, 13. Juni, 17 Uhr: Konzert mit einer Alphorn-Großformation

Freitag, 25. Juni, 17 Uhr: AUAhorns mit G. F. Händels „Wassermusik“. Jazziges & außergewöhnliches Alphorniges

Samstag, 26. Juni, 17 Uhr: FraPapEpi mit „Sinnliche Weltmusik“

Sonntag, 4. Juli, 17 Uhr: Schlääzig und löpfig. Maultrommel trifft Volks- und klassische Musik

 

Im gesamten Monat Juli

Rebecca Egeling mit „Botschaft der Frauen“

Der Anlass für dieses auto-ethnographische Projekt scheint ganz privat und ist doch viel mehr als das. Die Intendantin des Kulturhauses Lüdenscheid ist seit drei Monaten Mutter. Während ihrer Residenz in Lahr erforscht sie, ebenso praktisch wie künstlerisch, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Das will sie jedoch nicht alleine tun. In ihrer „Botschaft der Frauen“ lädt sie ein zum Austausch über Gleichstellung und Gender-Gerechtigkeit. Die gesammelten anonymisierten O-Töne werden gesampelt und in einer Komposition zusammengeführt.

 

Freitag, 30. Juli und Samstag, 31. Juli, 17 Uhr

Freie Bühne Stuttgart und SZENE 2WEI, „infect“ -  Eine lebende Installation im Stadtpark Lahr.

Interdisziplinär, international und inklusiv: „infect“ bringt nicht nur die Freie Bühne Stuttgart und die Lahrer Tanzkompagnie Szene 2wei zusammen. Die Musik-Performance unter der künstlerischen Leitung von Ismene Schell und Marko Mrdja schlägt in vielfacher Hinsicht Brücken, zwischen darstellender Kunst, Musik und Lichtkunst, zwischen Performern mit und ohne Behinderung und nicht zuletzt zwischen mehreren Locations in Lahr. Die „lebende Installation“ nach dem großen Vorbild von Marina Abramovic ist genau das, was „lebend“ verspricht, eine unvorhersehbare Begegnung zwischen Künstlern und Publikum.

 

Freitag, 27. August und Samstag, 28. August, 17 Uhr

Tatjana Charalgina (Sopran), Menno Koller (Bariton), Pervez Mody (Klavier) mit „Klassik zwischen russischer Leidenschaft und Mystik“

Russischer August! In Lahr leben viele Menschen mit familiären Verbindungen nach Russland. Sie können sich besonders auf dieses Programm freuen. Neben den zwei Konzerten Ende August führen die drei Musiker auch mit Workshops und Meisterkursen in die faszinierende Klangwelt des Ostens ein, von Skrjabin und Tschaikowsky bis zu Rubinstein und vielen anderen.

 

Freitag, 24. September, 17 Uhr

Ulrike und Marian Kraew (Violine), Nadine Hartung (Klavier): Die Konzertmeister der Münchner Symphoniker mit den größten Geigen-Highlights

Ein musikalischer Ausflug in die Romantik: Ulrike und Marian Kraew und Nadine Hartung spannen den Bogen von Brahms, Elgar und Massenet bis hin zu Korngold und Prokofiev. Ein wahres Feuerwerk der Virtuosität entzünden sie mit sechs Charakterstücken von Fritz Kreisler und Pablo de Sarasates „Navarra“.

 

Samstag, 25. September, 17 Uhr

Ensemble Aventure mit „Kunst = Leben?!“

Scheinbar Bekanntes neu beleuchten, radikal Neues fördern, das Freiburger Ensemble hat sich mit Haut und Haaren der Avantgarde verschrieben. Zum 100. Geburtstag des Aktionskünstlers Joseph Beuys spüren sie den fließenden Grenzen zwischen Kunst und Leben nach. Gemeinsam mit Laienmusikern erkunden sie den Klangraum des Alltags. Die Ergebnisse werden in einem aktionsreichen Mitmachkonzert präsentiert.

 

Samstag, 2. Oktober 2021, 11 Uhr

Saskia Bladt & Ensemble tō mit “tō'bo – Libelle”. Uraufführung für Ensemble und Flugzeug

Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Umsiedlung des Lahrer Ortsteils Langenwinkel hat die Stadt bei der Komponistin Saskia Bladt ein Werk in Auftrag gegeben. Konzipiert ist es für vier Stimmen, E-Gitarre, E-Geige, Synthesizer, Perkussion und Flugzeug. Mit dem geschlossenen Umzug ins neue Langenwinkel im Jahr 1971 wollten die Menschen dem Lärm des NATO-Flugplatzes entkommen. Die Uraufführung wird über dem alten Ortsteil stattfinden, um den Klang des Flugzeugs und des Ensembles zu integrieren.

 

Samstag, 16. Oktober und Sonntag, 17. Oktober, 17 Uhr

tō mit Henry Purcell, Dido & Aeneas

Die unmögliche Liebe zwischen Dido, der Königin von Karthago, und dem Kriegsfeind Aeneas, neu erzählt. Instrumental stark reduziert, erweitert durch Klangobjekte und fokussiert auf die menschliche Stimme, lädt das ko-kreative Ensemble ein zu einer leidenschaftlichen Seelenreise. Die Titelrolle der Dido singt einer der großen Stars der exklusiven Countertenor-Szene, Kai Wessel.

Villa Jamm Artists ist eine Veranstaltung des Kulturamts Lahr. Unterstützt wird das Projekt von der Sparkassenstiftung Ortenau, der TRI-AG und EDEKA-Kohler. Das Frischluft und Musik Festspiel-Orchester Ortenau unter der Schirmherrschft von Wolfgang Schäuble wird gefördert von der Baden-Württemberg Stiftung.