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10.08.2016 - "Nominierung ist Anerkennung für die Stadt Lahr"

Nach seiner unerwarteten Nominierung für den World-Mayor-Preis haben Oberbürgermeister Dr. Wolfgang G. Müller und die Stadtverwaltung am Mittwoch das weitere Prozedere vorgestellt.

Noch bis Freitag, 30. September 2016, kann jeder über einen Link auf www.lahr.de/weltbuergermeister eine Begründung abgeben, warum der Lahrer Oberbürgermeister diesen Preis verdient hat. "Es kommt nicht auf eine möglichst große Zahl bloßer 'Likes' an, sondern auf eine adäquate Begründung", erklärte Dr. Wolfgang. G. Müller die Bewertungskriterien der City Mayors Foundation mit Sitz in London. Diese vergibt die Auszeichnung alle zwei Jahre an einen Bürgermeister, der herausragende gesellschaftliche Beiträge geleistet hat, die auch für andere Städte in der ganzen Welt von Bedeutung sind. 2016 wird dieser Preis an einen Bürgermeister verliehen, der die Herausforderungen angenommen hat, die durch Migration und Einwanderung gestellt werden.

"Jedes Statement ist willkommen, jeder kann seine persönliche Meinung abgeben", fügte der Erste Bürgermeister Guido Schöneboom hinzu. Zwar sei das Begründungs-Formular in Englisch gehalten, aber dazu werde es auf der genannten Seite in den nächsten Tagen noch eine Übersetzungshilfe geben. Und die Antworten dürften auch auf Deutsch oder in jeder anderen Sprache abgegeben werden. "Ich würde mich freuen, wenn wir eine Runde weiterkommen. Das wäre ein Anerkennungserfolg für Lahr und die Stadt hat es verdient", hoffte der Oberbürgermeister auf eine möglichst rege Beteiligung der Bevölkerung.

Gleichzeitig unterstrich er, dass die Integration der jetzt nach Deutschland zuziehenden Menschen aus dem Nahen und Mittleren Osten und aus Afrika eine noch größere Herausforderung sei als die in den zurückliegenden Jahrzehnten mit den Flüchtlingen nach dem Zweiten Weltkrieg, den Gastarbeitern, den Boatpeople aus Vietnam und den Spätaussiedlern in den 1990er-Jahren. Die Verantwortlichen der Stadt Lahr wüssten um diese jahrzehntelange Herausforderung und seien nicht blauäugig. Deshalb verwies OB Dr. Müller in diesem Zusammenhang auch auf seine schon wiederholt getätigten Aussagen:
1. Integration ist eine Aufgabe über Generationen!
2. Integration findet nicht im Kanzleramt statt!

Auf der oben genannten Internetseite werden nach und nach auch Informationen zum Prozess der Nominierung, zum Leitbild für das Miteinanderleben in Lahr und zu den Erfolgen durch Zuwanderung veröffentlicht. Der Nominierte und die Verwaltung wollen die verbleibenden sieben Wochen nutzen, um die in den vergangenen rund 25 Jahren in Lahr geleistete Integrationsarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen hervorzuheben und zum Beispiel in den Partnerstädten und auch unter Migranten um eine Unterstützung der Nominierung zu werben. "Wenn Integration so bearbeitet wird wie in Lahr, ist sie ein Zugewinn", betonte Dr. Wolfgang G. Müller. Als Beispiele nannte er die positive Arbeitsmarktentwicklung, die Zahl der Unternehmensgründungen von Migranten, die vielfältigen Angebote des Integrationsbeirats und das Engagement von Jugendlichen mit Migrationshintergrund im Jugendgemeinderat. "Von den aktuell 21 Mitgliedern des Jugendgemeinderats haben 19 Migrationshintergrund", ergänzte Günter Evermann, Leiter des Amts für Soziales, Schulen und Sport in dem der Großteil der Integrationsarbeit angesiedelt ist. Seit Anfang der 1990er-Jahre werde in Lahr eine aktive Integrationsarbeit betrieben. Dabei sei es zunächst vor allem um die Deutschen aus der ehemaligen Sowjetunion gegangen, heute sei die Aufgabe angesichts der aktuellen Flüchtlingssituation komplexer. "In Lahr leben derzeit Menschen aus mehr als 110 Nationen und es gibt ein für alle verbindliches Leitbild für das Miteinanderleben", so Evermann. Schwerpunkte der Integrationsarbeit seien unter anderem die Sprachförderung von den Kindertagesstätten bis ins Erwachsenenalter, die Verbesserung der Bildungschancen für Migranten, die Förderung und Beratung von Familien, die allgemeinen zweisprachigen Sozialberatungen, Bildungs- und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche, die Gewalt-, Sucht- und Kriminalprävention, die mobile Jugendarbeit, die wohngebietsbezogene soziale Arbeit, die Koordination der lokalen Flüchtlingshilfe und der interkulturelle Beirat. Dies alles sei nur mit vielen – auch ehrenamtlichen – Multiplikatoren möglich.

OB Dr. Müller: "Kriterien für die Nominierung sind ausdrücklich auch die Herausforderungen, die eine Stadt in den vergangenen mehr als Jahren auf sich genommen hat sowie das praktizierte Engagement in der Bevölkerung zum Gelingen der Zuwanderung. Deshalb habe ich die Nominierung stellvertretend für alle angenommen. Ich sehe sie außerdem als Anerkennung der Bedeutung von Kommunen für die Integration. Friedliches und solidarisches Zusammenleben gelingt nur in der Form von gelebter kultureller Offenheit in unseren Städten und Gemeinden. Wer sich dieser Sicht anschließen will, den lade ich zur Unterstützung ein, über dessen Unterstützung freue ich mich ganz besonders."