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04.08.2016 - ICH und die Anderen – DIE ANDEREN und ich

Seit zwei Wochen machen fünf große bunte Banner mit kurzen prägnanten Sprüchen zum Thema Verkehrssicherheit die Lahrer Ortsdurchfahrt zur "Allee der Liebe". Die Banner-Aktion ist Bestandteil der Verkehrssicherheitskampagne "Tu's aus Liebe", mit der die Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg (AGFK-BW) und ihre Mitgliedskommunen, darunter auch die Stadt Lahr, für ein rücksichtsvolleres Miteinander im Straßenverkehr werben. Zu diesem Thema gibt es jetzt auch eine Wendebroschüre und einen kurzen Film in Lahr. Eine tolle Sache mit vielen Tipps zum rücksichtsvolleren Miteinander.

Denn wo sich viele unterschiedliche Verkehrsteilnehmer einen begrenzten Raum teilen, ist besondere Rücksicht gefordert. Unkenntnis oder Missachtung von Regeln führen nicht selten zu egoistischem, aggressivem oder sogar gefährlichem Verhalten im Straßenverkehr. Insbesondere Radfahrer und Autofahrer geraten häufig aneinander. Im schlimmsten Fall endet der Konflikt in einem Unfall.

Unter dem Motto "ICH und die Anderen" beleuchtet die Broschüre die Situation aus Sicht des Radfahrers. Wenn es zwischen Auto und Rad auf Baden-Württembergs Straßen kracht, sind hierfür in 63 Prozent der Fälle die Autofahrer verantwortlich. Das sind die häufigsten Ursachen:

Vorfahrtsverletzungen: Radfahrer sind gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer. Auch ihnen gegenüber gilt: "rechts vor links". An Grundstücks/Parkplatzein- und -ausfahrten müssen Autofahrer den Radfahrern die Vorfahrt gewähren. Sie dürfen auch nicht auf dem Radweg stehend darauf warten, in den fließenden Verkehr einzubiegen. Wer Radfahrern die Vorfahrt nimmt, riskiert ihr Leben. In Lahr kommt es zum Beispiel am Rewe-Parkplatz häufig zu Vorfahrtsverletzungen.

Fehler beim Abbiegen: Viele Autofahrer vernachlässigen den Schulterblick oder sind abgelenkt und übersehen deshalb Radfahrer beim Abbiegen. Neuralgische Punkte in dieser Hinsicht in Lahr sind zum Beispiel die Einmündungen entlang der B 415 (Ortsdurchfahrt Lahr), zum Beispiel Schützenstraße.

Ein- und Aussteigen: Tür auf, Radfahrer krankenhausreif – ein Klassiker. Niemand kann schnell genug reagieren, wenn sich bei fließender Fahrt plötzlich eine Autotür vor dem Rad öffnet. In Lahr gibt es dieses Problem zum Beispiel oft am Parkstreifen Schwarzwaldstraße in/aus Richtung Bahnhof.

Parken auf Radwegen: Gutes und sicheres Fahren auf Radwegen ist nur ohne Hindernisse möglich. Es ist nicht nur ärgerlich, wenn Radwege zugeparkt sind, sondern auch verboten und gefährlich. Radfahrer müssen sich dann in den fließenden Autoverkehr einfädeln oder auf den Gehweg ausweichen. Dabei kann es zu Unfällen kommen. In Lahr ist dies zum Beispiel auf dem Radfahrstreifen Schwarzwaldstraße ein Problem.
Einfahren in den fließenden Verkehr: Oft haben Autofahrer beim Ausparken nur die fahrenden Autos im Blick. Sie achten nicht auf den Radverkehr und es kommt zu Kollisionen. Ein in dieser Hinsicht neuralgischer Punkt in Lahr ist der Parkstreifen an der B 415/ Tiergartenstraße gegenüber dem Rewe-Markt

Zu wenig Abstand: Beim Überholen rücken Autos Radfahrern oft auf die Pelle. Dadurch erhöhen sie nicht nur deren Stresslevel. Sie gefährden die Radfahrer auch, weil diese Schlaglöchern oder Gegenständen auf ihrem Weg nicht mehr ausweichen können.

Tempo und Alkohol: Geschwindigkeits- und Alkoholunfälle haben die schwersten Unfallfolgen.

Dreht der Leser die Broschüre wird unter dem Motto "DIE ANDEREN und ich" die Situation aus Sicht des Autofahrers erläutert: 37 Prozent der Unfälle zwischen Auto und Rad gehen in Baden-Württemberg auf die Kappe der Radfahrer. Das sind die häufigsten Ursachen:

Rücksichtslosigkeit: Wer auf sein Recht pocht, die Geschwindigkeit nicht anpasst oder sich seine eigenen Regeln macht, provoziert Unfälle und gefährdet sein eigenes Leben. Beispiele aus Lahr sind: Radfahren auf Gehwegen oder Radfahren in der Fußgängerzone während der Ladenöffnungszeiten, Radfahren über Zebrastreifen

Als Geisterfahrer unterwegs: Auch wenn es im ersten Moment einfacher erscheint, die falsche Straßenseite zu benutzen – Geisterradler gefährden sich und andere. Die Verkehrsteilnehmer rechnen nicht mit ihnen und haben kaum Zeit zu reagieren. Auch für Fahrradfahrer gilt das Rechtsfahrgebot. Radwege auf der linken Seite sind tabu; es sei denn, Verkehrsschilder erlauben es. Besonders häufig sind Geisterradler in Lahr zum Beispiel auf den Radwegen entlang der B 415 (Ortsdurchfahrt Lahr), insbesondere zwischen Friedrich-Ebert-Platz und Doler Platz, anzutreffen.

Bei Rot über die Ampel fahren: Für Radfahrer ist es verlockend, bei Rot über die Kreuzung zu fahren, wenn kein Auto in Sicht ist. Trotzdem gilt: bei Rot anhalten. Auch vor Zebrastreifen müssen Radfahrer anhalten, wenn Fußgänger über die Straße wollen. Neuralgische Punkte in dieser Hinsicht in Lahr sind die Ampel am Doler Platz und die Zebrastreifen an fast allen Kreisverkehren.

Einfahren in den fließenden Verkehr: Oft endet der Radweg plötzlich und Radfahrer müssen auf die Straße fahren. Beim Einfädeln passieren häufig Unfälle, weil die Autofahrer nicht damit rechnen. Der Schulterblick und ein Blickkontakt zum Autofahrer helfen auch Radfahrern. In Lahr betrifft dies zum Beispiel die B 3/Freiburger Straße stadtauswärts: Der Radweg endet auf Höhe der Schutterbrücke in der Zufahrt zum Kreisverkehr Hirschplatz.

Kein Licht: Wer ohne Beleuchtung fährt, den sieht man nicht – weder in der Dämmerung noch bei Regen und schon gar nicht im Dunkeln. Autofahrer haben dann meist keine Chance, auszuweichen.

Alkohol am Lenker: Ab 1,6 Promille ist in Deutschland das Radfahren verboten. Aber auch schon unterhalb dieser Grenze beeinträchtigt Alkohol die Radfahrtüchtigkeit. Wird man beim alkoholisierten Radfahren erwischt, droht der Führerscheinentzug.

In der Mitte gibt die Broschüre einige nützliche Tipps für Alle:
- Rot ist rot
- Tief durchatmen: Radfahrer, Fußgänger und Autofahrer sind nur andere Verkehrsteilnehmer – keine Feinde.
- Augen und Ohren auf: Das Straßengeschehen im Blick haben und nicht das Smartphone. Kopfhörer schränken die Wahrnehmung ebenso ein.
- Sich einfach mal in den anderen hineinversetzen, Blickkontakt aufnehmen, anlächeln. So lassen sich Ärger und Unfälle vermeiden.
- Jeder auf seinem Weg: Radfahrer, Fußgänger und Autofahrer nutzen nur die Wege, die für sie vorgesehen und ausgewiesen/beschildert sind.

In dem Film "Tu's aus Liebe" geht es ebenfalls um die Themen Abbiegen, blockierte Radwege, Ein- und Aussteigen, Zebrastreifen, Geisterfahrer und Beleuchtung. Der knapp anderthalb Minuten lange Spot wird unter anderem vor den Filmen im Rahmen der Lahrer Sommer-Kino-Nächte vom 17. bis 25. August 2016 gezeigt. Wer so lang nicht warten will, findet ihn auch unter www.agfk-bw.de. Die Broschüre ist im Kulturbüro, in der Mediathek, in der VHS, im Bürgerbüro, beim Stadtplanungsamt und bei der Abteilung Öffentliche Sicherheit und Ordnung erhältlich.

Wendebroschüre "ICH und die Anderen - DIE ANDEREN und ich"