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14.01.2021 - Angebot für Asylbewerber mit geringer Bleibeperspektive Erstmals Erstorientierungskurs der Volkshochschule Lahr

Die Volkshochschule Lahr bietet seit 2020 einen Erstorientierungskurs, gefördert vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Dieser kostenfreie Kurs richtet sich an Asylbewerberinnen und Asylbewerber, die keine gute Bleibeperspektive und deshalb auch keinen Zugang zu Integrationskursen haben, sich aber trotzdem besser in ihr momentanes Lebensumfeld integrieren und ihre zu Beginn oftmals kaum vorhandenen Deutschkenntnisse verbessern möchten.

Die Teilnehmer sind meist vier bis acht Monate in Deutschland und kommen aus verschiedenen Ländern, wie dem Irak, dem Iran, der Türkei oder auch aus Somalia, was einen bunten Mix an verschiedenen Sprachen und Kulturen ergibt. Trotz allen Unterschieden von Sprache bis Alter beherrschen die meisten zumindest Arabisch oder Englisch, so fällt die Kommunikation zwischen den Teilnehmern leichter.

Der Ende September gestartete und bis Ende des Jahres dauernde Kurs fand jeden Nachmittag im alten Gebäude der Theodor-Heuss-Schule statt. Der vierstündige Kurs wurde nur durch eine viertelstündigen Pause unterbrochen.

Die Teilnehmer waren sehr motiviert bei der Sache, Hausaufgaben wurden fleißig erledigt und Arbeitsblätter schnell ausgefüllt. So blieb viel Zeit für das Sprechen und das gemeinsame Lernen im Kurs, worauf auch der Fokus liegt.

Die Themengebiete, die im Kurs behandelt werden, sind vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge vorgegeben. Die Lehrkräfte können aus zehn Modulen sechs auswählen. Das Modul „Werte und Zusammenleben“ ist obligatorischer Bestandteil des Kurses. Im Kurs wurde das Modul „Mediennutzung in Deutschland“ behandelt, bei dem die Teilnehmer unter anderem mit den von der VHS bereitgestellten Laptops arbeiteten und Rechercheaufträge erledigten. In den unterschiedlichen Themengebiete wird das passende Vokabular der Lektion unterrichtet, das später für Situationen im „echten“ Leben hilfreich ist und gebraucht wird. Außerdem werden oft genutzte Floskeln und Höflichkeitsformeln geübt und angewendet, um das Verständnis im Alltag zu erleichtern. Da dieser Kurs jedoch kein klassischer Sprachkurs ist, wird Grammatik nur angesprochen und erlernt, wenn es für das Verständnis nötig ist.

Für die Lehrkräfte ist es oftmals eine Herausforderung, die unterschiedlichen Niveaus der Teilnehmer im Unterricht zu vereinen. Die doch relativ breit gefächerte Spanne bewegt sich vom Analphabeten bis hin zu fortgeschrittenen Anfängern. Ermöglicht wird dies durch das Eingehen auf Fragen, das Arbeiten in kleinen Schritten und individuell gestaltete Aufgaben, so dass jeder eine für sein Niveau passende Förderung erhält. Außerdem werden Lernmittel wie Laptops und Lehrbücher bereitgestellt. Der manchmal doch ziemlich theoretische Unterricht wird durch Exkursionen ergänzt, bei denen die Teilnehmer das Gelernte anwenden und Erfahrungen sammeln können. So besuchte der Kurs die Mediathek, machte einen Ausflug in ein Lebensmittelgeschäft sowie in den Stadtpark. Neben der Auflockerung des Unterrichts wird so neues Vokabular vor Ort erlernt, das dann gleich besser verinnerlicht wird.

Der Kurs wurde aufgrund der aktuellen Situation seit dem 16. Dezember 2020 online zu Ende geführt.

Die Teilnehmer können in einem vom Landratsamt Ortenaukreis geförderten VwV-Deutschkurs weiterlernen.