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20.09.2013 - Was macht eigentlich…

Kaffee trinken, Zeitung lesen und auf den nächsten Einsatz warten. Der Arbeitsalltag der Beschäftigten der Feuerwehr Stadt Lahr ist traumhaft! Wenn er tatsächlich so ablaufen würde! Dass die Realität ganz anders aussieht, dafür sind die mehr als 400 Einsätze aber nur indirekt verantwortlich, auch wenn spektakuläre Bilder von Unfällen und Bränden das Bild der Feuerwehr in der Öffentlichkeit prägen. Denn Zeit zum Entspannen und Warten auf den Alarmgong gibt es auch aufgrund der unzähligen Aufgaben im Hintergrund nicht.

Der beinharte Kämpfer gegen die Flammen, der Held und Retter von Kindern und Katzen ist Thomas Happersberger als Leiter der Lahrer Feuerwehr ganz sicher. Aber eben nicht immer! Dennoch dreht sich sein Arbeitsalltag natürlich um Feuerwehreinsätze: „Bei meiner Arbeit abseits des Brandes, Unfalls oder Wasserrohrbruchs geht es zum Einen darum, immer zuverlässig auf jegliche Schadensereignisse vorbereitet zu sein und zum Anderen arbeiten wir täglich daran, einen Schadensfall nach Möglichkeit gar nicht erst eintreten zu lassen und ihn mit allen erdenklichen Vorbeugungsmaßnahmen von vorn herein zu verhindern“, erklärt Happersberger seine Arbeit im Hintergrund.

Zur perfekten Vorbereitung gehört zum Beispiel die Prüfung und Instandhaltung von 27 Fahrzeugen inklusive Ausrüstung sowie die Aus- und Weiterbildung von ehrenamtlichen und hauptamtlichen Kräften. Damit die Feuerwehr Stadt Lahr zu jedem Zeitpunkt einsatzbereit ist, läuft so Einiges über seinen Tisch, vom Wasserschlauch bis hin zu Großprojekten, wie die Beschaffung von Fahrzeugen. Aktuelles Beispiel ist der Kauf einer neuen Drehleiter. Solche Anschaffungen können sich gerne mal über einen Zeitraum von fast zwei Jahren erstrecken, angefangen von der Planung bis hin zur Auslieferung und der ersten Einsatzfahrt. Nicht nur der Zeitaufwand ist hoch, auch die Umsetzung ist komplex: Bereitstellung der erheblichen finanziellen Mittel durch den Gemeinderat, europaweite Ausschreibung, Vergabe des Auftrags, Umsetzung und Abnahme des Fahrzeugs. Zudem müssen formale Vorgaben eingehalten werden und eine detaillierte Dokumentation erfolgen.

Ein weiterer sehr umfassender Aufgabenbereich ist der vorbeugende Brandschutz, dieser dient der Prävention und ist sehr eng mit Baugenehmigungen und der Bauüberwachung verbunden. „Als Brandschutzsachverständiger nehme ich die Aufgabe der Brandschutzdienststelle wahr“, erklärt Thomas Happersberger, „Das heißt, ich prüfe Bauanträge im Hinblick auf die Belange des Brandschutzes und ich überwache nach Fertigstellung des Gebäudes die Umsetzung und Einhaltung der Vorgaben.“ Außerdem führt der Feuerwehrleiter regelmäßig Brandverhütungsschauen in bereits bestehenden Gebäuden durch. Dazu zählen beispielsweise Industriebauten, Hochhäuser, Schulen und Mehrzweckhallen bis hin zu Alten- und Pflegeheimen. „Im Grunde ist es so, je größer ein Gebäude oder je spezieller die Nutzung, umso mehr Brandschutz steckt drin“, sagt er, „Da fangen wir mal mit den klassischen Flucht- und Rettungswegeplänen an, bewegen uns zu den Sprinkleranlagen und Rauchschutztüren und landen am Ende bei einer komplizierten Brandmeldeanlage.“

Planer und Bauherren brauchen im Vorfeld aber auch während der Umsetzung von Baumaßnahmen eine gute Brandschutzberatung. Gleiches gilt auch, wenn ein Gebäude anders genutzt wird und sich somit die Variablen für den vorbeugenden Brandschutz ändern. Werden beispielsweise die Brandmelder nicht auf die Gegebenheiten und die Nutzung abgestimmt, kann das zu Störungsalarmen führen und die Feuerwehr rückt sozusagen umsonst aus. Brandschutzkonzepte dienen dazu, die verschiedenen Bereiche des Brandschutzes aufeinander abzustimmen. Für städtische Gebäude, wie beispielsweise Erweiterungsbauten von Schulen, stellt Happersberger die entsprechenden Brandschutzkonzepte auf und setzt sie um.

Brandschutz bei Gebäuden ist jedoch nur eine Aufgabenstellung zur Vorbeugung von Gefahren. Thomas Happersberger plant außerdem, was bei Störfällen im Zusammenhang mit Verkehr und Industrie zu tun ist oder wie vorzugehen ist, wenn die sogenannte „kritische Infrastruktur“ wie beispielsweise das Trinkwasser oder die Stromversorgung beeinträchtigt wird. Und selbstverständlich ist Happersberger auch dafür zuständig, dass im Falle eines Brandes das Löschwasser fließen kann und muss deshalb die flächendeckende Löschwasserversorgung sicherstellen. Genauso wichtig ist es, dass die Einsatzfahrzeuge im Falle eines Brandes auch ungehindert an die Brandstelle heranfahren können. Deshalb wird der Feuerwehrleiter eingebunden, wenn es beispielsweise um die Einrichtung von Baustellen geht. Er muss in Abstimmung mit dem Rechts- und Ordnungsamt dafür sorgen, dass Brandschutz und Rettungswege für die Häuser im Baustellenbereich sicher gestellt sind.

Und selbst mit Blumen hat Thomas Happerberger zu tun, denn auch an ihm geht die Chrysanthema nicht einfach so vorüber. Er ist bei der Aufstellung und Prüfung von Sicherheitskonzepten für Großveranstaltungen beteiligt – ein Teil seiner Arbeit, der dem Begriff „Bevölkerungsschutz“ zugeordnet ist. „Der Bereich ist eine Querschnittsaufgabe mit vielen Beteiligten und unterschiedlichen Interessen, die berücksichtigt werden wollen“, sagt er, „Am Ende zählt nur, dass ein tolles Fest gefeiert werden kann, wo sich alle Gäste bestmöglich unterhalten und gleichzeitig so sicher wie möglich sind.“