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14.10.2013 - Was macht eigentlich… Martin Geißel, Sachgebietsleiter Haus- und Grundstücksentwässerung Stadt Lahr ?

„Mein Abwasser läuft nicht mehr ab, können Sie bitte schnell vorbeikommen?“ Und schon nimmt Martin Geißel bei der Stadt Lahr den roten „Gummi-Pümpel“ und putzt das Rohr ordentlich durch. So könnte man sich die Arbeit auf dem Gebiet „Hausentwässerung“ vielleicht vorstellen.

Tatsächlich rufen viele Bürger bei der Abteilung Tiefbau an, weil sie Probleme in der Grundstücksentwässerung haben. „Gerade bei älteren Anwesen kommt es oft zu Verstopfungen oder Abflussbehinderungen in alten Rohrleitungen. Austretendes Abwasser im Kellerbereich ist ebenfalls keine Seltenheit“, erklärt Martin Geißel, „Meistens haben die Eigentümer die alten Planunterlagen gar nicht mehr, dann können sie sich aber in der Regel auf unser Archiv verlassen. Von rund 90 Prozent der bebauten Anwesen in Lahr und den Stadtteilen gibt es bei uns eine Hausakte. Dort sind Pläne, Aktenvermerke, Umbauten und Abnahmebescheinigungen hinterlegt.“

In den meisten Fällen sind marode Leitungen mit Rohrbrüchen, Rohrverschiebungen, starken Ablagerungen oder nicht ausreichend gegen Rückstau gesicherte Einläufe die Ursache für die auftretenden Probleme. Martin Geißel geht dann vor Ort und macht sich ein Bild über die Abwassersituation. In die Rohre hineinkriechen muss er dabei nicht, denn heute gibt es auch dafür moderne Technik. Mit einer Kanalinspektionskamera eines Fachunternehmens kann das Rohrinnere genau untersucht werden. „Wir informieren die Eigentümer über die Schäden, die wir dabei festgestellt haben und besprechen mit ihnen, welche Sanierungsmöglichkeiten es gibt.

Martin Geißel warnt vor "schwarzen Schafen"

Dabei muss nicht immer gleich ein Kellerboden aufgemeißelt werden, heutzutage gibt es Sanierungsverfahren, die wesentlich einfacher und schneller sind.“ Bei diesen Verfahren, werden in einem „Schlauch im Rohr Verfahren“ sogenannte Inliner-Schläuche in das beschädigte Rohr eingezogen und ausgehärtet. Das ist meistens günstiger und innerhalb von ein bis zwei Tagen ohne großen Aufwand oder Beschädigungen erledigt.

Martin Geißel warnt aber auch vor „schwarzen Schafen“. Gerade bei Haustürgeschäften sei Vorsicht geboten. „Dabei werden oft Sanierungen im Abwasserbereich angeboten, die nicht notwendig sind oder sie werden laienhaft oder gar nicht durchgeführt“, weiß er aus Erfahrung. Seriöse Firmen besitzen entsprechende Zertifikate oder Gütezeichen und Martin Geißel kann Auskunft darüber geben, welche von ihnen echt sind und tatsächlich Gültigkeit besitzen.

Versicherungen verlangen Nachweis

Doch schon bevor ein Haus überhaupt gebaut wird, kommt Martin Geißel zum Einsatz. Die Grundstücksentwässerungsanlage muss nämlich geplant werden, dies wird überwiegend von Fachplanern übernommen, kontrolliert und genehmigt wird die Anlage aber von Martin Geißel. „Hier treten teilweise schon Planungsfehler auf, die zu späteren Problemen führen können“, sagt er, „Wir korrigieren die Fehler natürlich aber Besprechungen bereits im Vorfeld könnten viele Fehler und Korrekturaufwand vermeiden.“

Durch immer stärker auftretende Niederschläge sind die Bauherren in den neuen Baugebieten mittlerweile verpflichtet, geeignete wasserdurchlässige Pflasterstein-Beläge und Zisternen einzubauen, um somit eine Regenrückhaltung auf den Anwesen zu schaffen. Auch hier ist oft Beratungsbedarf notwendig. Doch damit ist die Sache für den Mitarbeiter der Abteilung Tiefbau noch lange nicht erledigt. Während der Bauphase geht Martin Geißel vor Ort und schaut sich die neu verlegten Abwasserrohre oder auch die gesamte Grundstücksentwässerungsanlage im offenen Rohrgraben an und prüft fachgerechte Verlegung und Dichtigkeit. Dies ist mit einem Wasser- oder Luftdruckprüfverfahren möglich.

„Ist die Anlage undicht, muss der Mangel sofort behoben werden“, erklärt er, „Oft handelt es sich um einen vergessenen Dichtring in den Rohrverbindungen.“ Nach der Fertigstellung gibt es noch eine Schlussabnahmebescheinigung. Besonders von Gebäudeversicherungen wird diese oft bei Vertragsabschluss von den Eigentümern angefordert.

In den Außengebieten gibt es noch Anwesen, die aufgrund zu großer Entfernung nicht an die öffentliche Kanalisation angeschlossen werden können. Diese haben eine eigene kleine Kläranlage und unterliegen ebenfalls einer Prüfpflicht. Sie müssen in regelmäßigen Abständen von einem Fachunternehmen entleert werden. Eine Überwachung erfolgt ebenfalls durch die Tiefbauabteilung der Stadt Lahr.

Rat vom Fachmann wird gerne angenommen

„Aufwendiger sind aber die Entwässerungsanlagen bei Gewerbebetrieben“, weiß Geißel, „Diese betreiben oft besondere Vorbehandlungsanlagen wie beispielsweise Fett- oder sogenannte Leichtflüssigkeitsabscheideranlagen, besser bekannt als Benzin- oder Ölabscheider.“

Die Anlagen unterliegen einer besonderen Prüfpflicht und dürfen nur von geschultem Personal betreut werden. „Hier gab es in der Vergangenheit teilweise besonderen Handlungsbedarf, weil die Betreiber oft keine ausreichenden Kenntnisse über den Betrieb solcher Anlage hatten.“ Immerhin handelt es sich um rund 260 Anlagen, die größtenteils von Martin Geißel vor Ort besichtigt werden. Er informiert die Betreiber über den Zustand ihrer Anlagen und über die Prüfpflichten. Falls notwendig, müssen die Anlagen saniert oder sogar stillgelegt werden. „Die meisten Betreiber sind froh, wenn wir sie beraten und bedanken sich dafür. Das ist auch für mich der angenehmste Teil vom Tag, wenn ich sehe, dass meine Arbeit angenommen wird.“

Für Martin Geißel ist es ein großes Anliegen, dass die Abwasserrohre dicht sind, weil heute die Abwässer mit Medikamentenrückständen und aggressiven Reinigungsmitteln belastet werden. Das wiederum kann das Grund- und Trinkwasser verunreinigen. „Wenn man es genau nimmt“, sagt er, „Betreiben wir aktiven Umweltschutz. Eine gut funktionierende Abwasseranlage ist mindestens genauso wichtig wie ein dichtes Dach.“