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24.11.2008 - Vögel füttern – aber richtig

Verhungern müssen heimische Singvögel bei uns nicht, denn die Natur hält auch im Winter genügend Nahrung bereit. Wer nicht gen Süden zieht, ist an die Bedingungen hierzulande angepasst. Dennoch, viele Menschen lieben es, Meisen, Finken, Rotkehlchen und Co einmal ganz nah an der Futterstelle beobachten zu können. Das Für und Wider der Winterfütterung bewerten Vogelschützer zum Teil unterschiedlich – die Experten sind sich aber einig, dass eine maßvolle Fütterung den Tieren nicht schadet. Maßvoll heißt, dass artgerechtes Futter zur richtigen Zeit in angemessener Art und Weise angeboten wird.

Vielfältiges Futter lockt verschiedene Vogelarten an
Körnerfresser wie Finken und Sperlinge ernähren sich von Samen aller Art, sie mögen zum Beispiel Sonnenblumenkerne, geschrotetes Getreide oder gehackte Nüsse. Daneben gibt es Weichfresser; häufige Vertreter dieser Gruppe sind Amseln, Rotkehlchen und Drosseln. Ihnen können Haferflocken – auch kurz in Pflanzenöl getaucht –, Rosinen oder ein Apfel angeboten werden. Obst darf ruhig schon etwas angestoßen sein, da sind die Geschmäcker von Mensch und Tier unterschiedlich. Hauptsache, die Früchte gefrieren nicht, daher Äpfel lieber am Stück auslegen. So kann sich jeder Vogel die passende Portion abpicken. Einige Arten sind weniger wählerisch: Kohl- und Blaumeisen beispielsweise fressen Körner und Weichfutter. Mit einer qualitativ hochwertigen Futtermischung aus dem Handel liegt man in der Regel richtig.

Wichtig zu wissen: Das Futter muss trocken bleiben und darf nicht faulen, also besser öfters kleine Mengen anbieten. Und Salz, Zucker und Gewürze sind für viele Vögel schädlich, daher sollen keine Essensreste, Müsli oder gesalzene Nüsse verfüttert werden. Auch mit Brot tun Tierfreunde den Vögeln keinen Gefallen, denn Brot quillt im Magen auf.

Fütterung nur bei Schnee und Frost
Im Spätherbst kann begonnen werden, die Vögel mit kleinen Portionen auf die Futterstelle aufmerksam zu machen und an die Umgebung zu gewöhnen. Die eigentliche Fütterung sollte auf Zeiten mit Dauerfrost und geschlossener Schneedecke beschränkt sein, wenn die Nahrungssuche für die Tiere schwierig ist. Spätestens im Frühjahr müssen die Vögel langsam vom „Winter-Restaurant“ entwöhnt werden und selbst Nahrung suchen. Denn für die Aufzucht des Vogelnachwuchses gehört eiweißreiche Insektenkost auf den Speiseplan und die fangen die Vogeleltern am besten selbst.

Futtertafel: übersichtlich und sauber
Schön, wenn sich eine bunte Vogelschar um die Leckerbissen tummelt. Aber wie sieht ein geeigneter Futterplatz aus? Er bietet den Vögeln einen guten Rundumblick, damit sie Feinde wie Katzen und Marder frühzeitig sehen. In der Nähe sollte ein Gebüsch oder Baum den Vögeln Deckung geben. Günstig sind „Pfahlbauten“ und „Baumhäuser“: Auf einen Pfahl montiert oder in einem Baum aufgehängt, wird das Vogelhaus nicht so leicht zum Schnellimbiss für Katzen.

Der Futterplatz muss frei von Verunreinigungen sein. „Wo viele Vögel auf engem Raum zusammenkommen, können sich tödliche Darminfektionen ausbreiten“, sagt Manfred Kaiser, Umweltbeauftragter der Stadt Lahr. Kot auf dem Futterbrett sollten daher regelmäßig mit heißem Wasser entfernt werden. Wird auf dem Boden gefüttert, verlegt man die Futterstelle öfters, damit sich Kot und Körner nicht vermischen.

Hilfe zur Selbsthilfe im vogelfreundlichen Garten
Wer sich an den gefiederten Besuchern im Garten erfreut, richtet ihnen vielleicht auch eine natürliche Schlemmertafel an. Schon mit kleinen Kniffen können Gartenbesitzer ihnen ein vielfältiges Nahrungsangebot schaffen. „Lassen Sie etwas Laub unter den Sträuchern und auf dem Rasen liegen – darunter finden Vögel Insekten und Würmer, gleichzeitig schützt es die Pflanzen vor Frost“, rät Kaiser. Ideal ist auch ein Komposthaufen: Die Mülltonne wird dadurch entlastet, er spendet beste Blumenerde gratis und nebenbei beherbergt er unzählige Kleintiere – ein Festessen für Vögel und Igel.

Im naturnahen Garten finden auch jene Arten Nahrung, die mit der traditionellen Winterfütterung nicht erreicht werden. Gartenbesitzer tragen so zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Beispielsweise, indem einheimische Beeren tragende Sträucher gepflanzt werden, wie Eberesche, Schlehe, Liguster oder Weißdorn. An Blumen und Stauden laben sich Vögel noch lange nach der Blüte – vorausgesetzt die Fruchtstände werden nicht abgeschnitten!