Reisen ist der Deutschen schönstes Hobby. Ob einmal Abschalten und Entspannen im Vordergrund stehen oder neue Erlebnisse und Aktivitäten: Authentisch soll unser Urlaubsziel sein, die Umgebung möglichst ursprünglich. Doch wenn zu viele Menschen am gleichen Ort Erholung und Natur finden wollen, zerstören sie das, was sie suchen. Bettenburgen ruinierten den Ruf ganzer Landstriche am Mittelmeer. Wer sinnliche Erlebnisse in der Natur sucht, stößt hier nur auf Beton.
Solche Fehler möchten viele Ferienregionen inzwischen vermeiden. Sie bemühen sich um nachhaltige Tourismuskonzepte. Schließlich soll die Urlaubsregion auch noch in zwanzig Jahren für die Besucher attraktiv sein. Nachhaltiger Urlaub bedeutet, dass er natur- und sozialverträglich ist. Nachhaltiger Tourismus fördert einen schonenden Umgang mit Natur und Landschaft. Es werden Lärm, Abgase, Abfälle und ungeklärte Abwässer vermieden. Und nachhaltiger Tourismus sorgt für mehr Arbeitsplätze in der Region, weil Wert auf regionale Produkte und Lebensmittel gelegt wird. Vom nachhaltigen Tourismus profitieren also im Idealfall Einheimische und Urlauber.
Nachhaltiger Urlaub oder auch Ökotourismus ist zwar in aller Munde, aber nicht geschützt. Urlaubsreife finden sich deshalb bei ihrer Ferienplanung schnell in einem Dschungel aus Gütezeichen wieder. Was steckt wirklich hinter den Zeichen für besonders umweltfreundliches Unterkünfte und Reisen? Da hilft nur nachhaken, weiß der Lahrer Umweltbeauftragte Manfred Kaiser: „Fragen Sie im Reisebüro ganz gezielt nach der Bedeutung der Gütezeichen. Die Nachhaltigkeit des geplanten Urlaubs kann auch mit einem einfachen Öko-Check im Internet unter www.reisekompass-online.de überprüft werden.“
Eine weitere Krux liegt in der Luft. „Mehr und kürzere Urlaubsreisen liegen im Trend“, sagt Manfred Kaiser. Was zunächst wunderbar klingt, hat leider einen Haken: „Weil Fliegen immer noch billig ist, sind Kurztrips über weite Distanzen verlockend. Doch hat das Flugzeug, verglichen mit Bahn und Bus, eine miserable Klimabilanz.“ Will man dennoch Fliegen, so können ökologisch bewusste Flugreisende Ausgleichszertifikate kaufen. Dieser Zuschlag fließt in Klimaschutzprojekte und soll die Klimawirkung der Flugreise kompensieren. Es gibt inzwischen diverse Anbieter auf dem Markt. Wählen Sie einen Anbieter, der nach dem so genannten Gold-Standard zertifiziert ist.
Klimafreundlicher ist es aber mit der Bahn oder dem Bus zu reisen – oder wie wäre es mit einer Radwanderung? Und warum eigentlich immer in die Ferne schweifen? Man muss für spannende Naturerlebnisse nicht um den halben Erdball reisen. Mit dem Mountainbike den Schwarzwald rauf und runter oder entlang des Rheines, wandern im Harz oder am Wattenmeer, durch idyllische Flusstäler paddeln – vor der eigenen Haustür warten neue Eindrücke und unbekannte Landschaften darauf, entdeckt zu werden.
Kaiser´s Tipp für den umweltfreundlichen Urlaub mit maximalem Entspannungspotenzial: „Besser seltener verreisen, aber dafür – wenn möglich – gleich mehrere Wochen am Stück.“
Gute Erholung beim fair reisen!