Kapitel 2 Bevölkerungsbewegung
Die Bevölkerungsbewegung setzt sich zum einen aus der natürlichen Bevölkerungsveränderung, den Geburten und den Sterbefällen einer Kommune sowie den Wanderungen aus Zu- und Fortzügen in bzw. aus der Stadt zusammen. Auf Stadtteilebene wurde zudem die Binnenwanderung mit einbezogen, sodass die Wanderungsbewegungen zwischen den Stadtteilen mit berücksichtigt werden. Bei den Altersklassenberechnungen wurde der Binnenzuzug und -wegzug nicht berücksichtigt, da er auf die Gesamtstadt bezogen ist und Wanderungen innerhalb der Gemeinde irrelevant sind.
In den meisten Kommunen erreichen die Wanderungen viel höhere Werte als durch die natürlichen Bevölkerungsveränderungen. Demzufolge sind die Wanderungssalden, die Differenz zwischen Zu- und Fortzug entscheidende Größen für das Wachstum einer Stadt. Bitte beachten Sie, dass die Bevölkerungsbewegungen aufgrund der Dynamik im Melderegister auf unterschiedliche Art und Weise aufbereitet werden kann. Nähere Hintergründe zur Aufbereitung der Daten zur Bevölkerungsbewegung entnehmen Sie bitte dem Kapitel Methodik 7.2 Wanderung).
2.1 Natürliche Bevölkerungsbewegung
Im Jahr 2023 wurden in der Gesamtstadt Lahr 476 Kinder geboren. Die durchschnittliche Anzahl an Geburten beträgt für die Jahre 2014 bis 2022 502. Im letzten Jahr sind 561 Menschen mit Hauptwohnsitz in Lahr gestorben. Die durchschnittliche Anzahl an Todesfällen der Jahre 2014 bis 2021 liegt bei 494,8. Im Durchschnitt der Jahre 2022 und 2023 sind demzufolge 70,2 mehr Todesfälle zu verzeichnen als im achtjährigen Mittel der Jahre 2014 bis 2020. Einen Rückschluss auf einen möglichen Einfluss der Covid-19 Pandemie kann an dieser Stelle allerdings nicht getätigt werden, da die Zahlen nicht auf die Geburtenjahrgänge und deren entsprechenden Bevölkerungsgröße normiert sind. Vielmehr ist zu bemerken, dass zunehmend mehr ältere Menschen über 80 Jahren in Lahr leben (vgl. Kapitel Bevölkerungsstruktur 1.2 Gesamtstadt), was eine höhere Anzahl an Sterbefällen erklärt.
Der natürliche Saldo (Differenz aus Geburten und Sterbefällen) je 1.000 EinwohnerInnen (EW) war im Jahr 2023 negativ (-85). Lediglich in 2014, 2016 und 2017 wurden mehr Geburten als Sterbefälle im Melderegister der Stadt Lahr eingetragen. Folgende Tabelle 2.1 listet die Geburten und Todesfälle bezogen auf 1.000 EW für das Jahr 2023 auf. Zudem ist die absolute Anzahl an Geburten und Todesfällen im Verlauf seit 2014 in Balkendiagrammen aufgeführt (Vorsicht, die entsprechenden Daten sind nicht auf 0 skalliert bzw. normiert und sind daher untereinander nicht direkt vergleichbar). Das resultierende natürliche Saldo für das Jahr 2023, wiederum auf 1.000 EW bezogen ist ebenfalls, wie auch der Verlauf der absoluten Differenz zwischen Geburten und Todesfällen seit 2014 für die einzelnen Stadtteile und die Gesamtstadt dargestellt.
Stadtteil | Einwohner | Geburten 2023 | Geburten ab 2014 | Todesfälle 2023 | Todesfälle ab 2014 | Saldo 2023 | Saldo ab 2014 |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Stadtmitte | 8.035 | 10,0 | 17,9 | -8,0 | |||
Nordstadt | 4.759 | 9,7 | 16,2 | -6,5 | |||
Oststadt | 3.570 | 13,4 | 5,0 | 8,4 | |||
Südstadt | 6.580 | 12,0 | 8,5 | 3,5 | |||
Dinglingen-Ost | 8.499 | 9,6 | 12,5 | -2,8 | |||
Dinglingen-West | 2.603 | 8,8 | 6,5 | 2,3 | |||
Hugsweier | 1.537 | 8,5 | 7,8 | 0,7 | |||
Kuhbach | 1.571 | 5,7 | 9,5 | -3,8 | |||
Reichenbach | 3.097 | 9,4 | 8,1 | 1,3 | |||
Sulz | 3.681 | 6,0 | 11,7 | -5,7 | |||
Mietersheim | 2.087 | 7,7 | 5,3 | 2,4 | |||
Kippenheimweiler | 1.944 | 10,3 | 9,8 | 0,5 | |||
Langenwinkel | 2.000 | 4,5 | 9,0 | -4,5 | |||
Gesamtstadt | 49.963 | 9,5 | 11,2 | -1,7 |
Aus Tabelle 2.1 ist ersichtlich, dass für die Gesamtstadt im Jahr 2023 eine negative natürliche Bevölkerungsveränderung von -1,7 je 1.000 EW zu verzeichnen ist. Die Stadtteile Stadtmitte (-8) und Nordstadt (-6,5), sowie Sulz (-5,7) weisen einen überdurchnittlich hohen Bevölkerungsrückgang aufgrund der Anzahl an Sterbefällen pro 1.000 EW gegenüber den Geburten pro 1.000 EW auf. In erstgenannten Stadtteilen ist auch der Anteil an Todesfällen pro 1.000 EW am höchsten (16,2 bis 17,9). Die Ortsteile Sulz (6), Kuhbach (5,7) und Langenwinkel (4,5) haben hingegen die geringsten Geburten pro 1.000 EW aller Stadt- und Ortsteile. In der Stadtmitte und der Nordstadt ist der natürliche Saldo in allen Jahren seit 2014 negativ.
Dieser Umstand könnte damit erklärt werden, dass in der Stadtmitte der überwiegende Teil der Alten- und Pflegeheime lokalisiert ist. In der Nordstadt ist neben Dinglingen-Ost die Anzahl an Menschen über 67 Jahren gegenüber den übrigen Stadtteilen am Größten (vgl. Kapitel 1 Stadtteile). In Anbetracht des Verlaufs der Todesfälle in Dinglingen-Ost fällt auf, dass in den Jahren 2022 und 2023 mehr Menschen gestorben sind als in den einzelnen Jahren zuvor. Mit 115,5 Todesfällen kam es dementsprechend zu 31,9 Sterbefällen mehr als im Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2021 (83,6), was einem Zuwachs von 38,1% entspricht. Ein Blick auf Kapitel 1.3 Stadtteile zeigt, dass in Dinglingen-Ost im Vergleich zu den übrigen Stadt-, bzw. Ortsteilen die meisten Menschen über 67 Jahren leben.
Die geringsten Sterbefälle pro 1.000 EW finden sich in Mietersheim (5,3) und der Oststadt (5). Die geringsten Geburten je 1.000 EW finden sich dagegen in den Ortsteilen Sulz, Kuhbach und Langenwinkel (4,5 bis 9,7). In der Oststadt wurden die meisten Kinder je 1.000 EW geboren (13,4), was 48 Geburten entspricht. Die größte Anzahl an Geburten pro Stadt- bzw. Ortsteil verzeichnen die Stadtmitte und die Südstadt (80 bzw. 79). Zudem sind in der Oststadt die wenigsten Menschen je 1.000 EW gestorben (5). Dies erklärt den mit Abstand größten natürlichen Saldo aller Stadt- und Ortsteile (+8,4), welcher im Gegensatz zu den übrigen Stadt- und Ortsteilen in allen Jahren seit 2014 einen positiven Wert aufweist. Einen positiven natürlichen Bevölkerungszuwachs weisen darüber hinaus für das Jahr 2023 die Ortsteile Kippenheimweiler (+0,5), Mietersheim (+2.4), Hugsweier (+0.7) und Reichenbach (+1.3) sowie die Stadtteile Dinglingen-West (+2.3) und die Stadtmitte (+-8) auf.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass für die Gesamtstadt seit 2018 ein negativer natürlicher Saldo auszumachen ist. Die Differenz zwischen Todesfällen und Geburten wird dabei stetig größer. Ohne Zuzug nach Lahr würde die Stadt demnach schrumpfen. Im Folgenden wird das Wanderungsverhalten in den einzelnen Orts- und Stadtteilen aufgeführt.
2.2 Wanderungssaldo
Die Wanderungsbewegungen aus Zu- und Fortzügen besitzen einen fünf- bis zehnfachen Wert gegenüber der natürlichen Bevölkerungsveränderung aus Geburten und Todesfällen. Entsprechend ist das Wachstum bzw. die Schrumpfung der Bevölkerungsgröße maßgeblich von den Wanderungsverhältnissen in und aus der Stadt Lahr abhängig. Im Mittel der vergangenen fünf Jahre (2019 bis 2023) sind 3.245,8 Menschen in die Stadt Lahr hinzugezogen, während 3.827,2 Personen aus Lahr weggezogen sind.
Mit Blick auf Tabelle 2.2 wird ersichtlich, dass 2023 in allen Ortsteilen, bis auf Hugsweier und Kuhbach mehr Menschen weggezogen als hinzugezogen sind, was in einem negativen Wanderungssaldo resultiert. Auffallend für das Jahr 2022 ist die deutlich angestiegene Anzahl an Zuzügen (4.687) in die Stadt- und Ortsteile. Lediglich Kippenheimweiler weist eine geringere Anzahl an Zuzügen gegenüber dem vorangegangenen Jahr 2021 auf. Einen großen Anteil daran hatten die Migrationsbewegungen in Folge des andauernden Russland-Ukraine-Konflikts.
In die Gesamtstadt Lahr sind im Jahr 2023, 3.947 Menschen hinzugezogen, was 376 Personen mehr als im Mittel der Jahre 2014 bis 2021 entspricht. Die meisten Personen sind 2023 aus der Ortenau (1.446), aus Rumänien (269), der Ukraine (218) und aus Freiburg (135) nach Lahr gezogen.
Auch die Wegzüge aus der Stadt Lahr weisen 2023 mit 3.486 Menschen eine höhere Anzahl auf als im Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2021 (3.131,9). Im Jahr 2022 wurden im Melderegister der Stadt Lahr 3.378 Wegzüge registriert. Gegenüber dem Mittelwert der Jahre 2014 bis 2021 sind im Jahr 2023 416 mehr Menschen aus Lahr weggezogen. Die meisten Wegzüge im Jahr 2023 haben in der Ortenau (1.344) eine neue Heimat gefunden. 206 Menschen sind nach Rumänien, 158 Menschen in die Ukraine und 83 nach Freiburg gezogen. Bei 287 Personen ist im Melderegister diesbezüglich keine Information vorhanden.
Stadtteil | Einwohner | Zuzug 2023 | Zuzug ab 2014 | Wegzug 2023 | Wegzug ab 2014 | Saldo 2023 | Saldo ab 2014 |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Stadtmitte | 8.035 | 176,6 | 166,9 | 9,7 | |||
Nordstadt | 4.759 | 137,8 | 104,4 | 33,4 | |||
Oststadt | 3.570 | 235,0 | 178,4 | 56,6 | |||
Südstadt | 6.580 | 128,6 | 116,6 | 12,0 | |||
Dinglingen-Ost | 8.499 | 147,9 | 143,0 | 4,9 | |||
Dinglingen-West | 2.603 | 181,3 | 191,3 | -10,0 | |||
Hugsweier | 1.537 | 106,7 | 87,8 | 18,9 | |||
Kuhbach | 1.571 | 127,9 | 119,7 | 8,3 | |||
Reichenbach | 3.097 | 88,8 | 89,4 | -0,6 | |||
Sulz | 3.681 | 94,0 | 102,1 | -8,1 | |||
Mietersheim | 2.087 | 69,0 | 70,9 | -1,9 | |||
Kippenheimweiler | 1.944 | 71,0 | 86,9 | -15,9 | |||
Langenwinkel | 2.000 | 83,5 | 107,5 | -24,0 | |||
Gesamtstadt | 49.963 | 138,6 | 129,4 | 9,2 |
Die größten Zuzugsraten, auf 1.000 EW bezogen sind in 2023 für die Oststadt (235), Dinglingen-West (181,3) sowie die Stadtmitte (176,6) festzustellen. In diesen Stadtteilen sind gleichwohl die Wegzugsraten am Höchsten (178,4, 191,3 bzw. 166,9). In den Ortsteilen weisen Hugsweier (106,7) und Kuhbach (127,9) die höchsten Zuzugsraten auf, während Kuhbach (119,7) neben Sulz (102,1) und Langenwinkel (107,5) die höchste Wegzugsrate je 1.000 EW aufweist. Die geringsten Zuzugsraten weisen die Ortsteile Mietersheim (69) und Kippenheimweiler (71) auf. Zudem hat Mietersheim (70,9) die geringste Wegzugsrate aller Stadt- und Ortsteile.
Entsprechend gab es 2023 in der Oststadt (56,6), in der Nordstadt (33,4) und in Hugsweier (18,9), den größten Bevölkerungszuwachs bezogen auf die Differenz zwischen Zu- und Fortzüge je 1.000 EW. Den geringsten Wanderungssaldo weisen die Ortsteile Kippenheimweiler (-15,9) und Langenwinkel (-24) auf. Auffällig ist diesbezüglich auch der nagative Wanderungssaldo in allen Ortsteilen bis auf Hugsweier und Kuhbach, was einen unmittelbaren Einfluss auf den Rückgang der Bevölkerungsgröße in den Ortsteilen hat (vgl. Tabelle 1.2 in Kapitel 1.3 Stadtteile). Zudem weist der Stadtteil Dinglingen-West einen negativen Wanderungssaldo auf (-10), was in einem Bevölkerungsrückgang im Jahr 2023 in diesem Stadtteil resultiert.
Die teilweise negativen, natürlichen Bevölkerungsveränderungen aus Geburten und Todesfällen in den Stadtteilen (vgl. Tabelle 2.1) resultieren durch einen höheren Wanderungssaldo zu einem insgesamt positiven Gesamtsaldo (außer Dinglingen-West). Somit sind diese Stadtteile im Jahr 2023 durch ein Bevölkerungswachstum geprägt. Einen Gesamtüberblick seit 2014 gewährt folgende Tabelle (Vorsicht: inkl. Binnenwanderung; Bei der Gesamtstadt sind die Zuzüge und Wegzüge aus bzw. in die Stadt kleiner als angegeben. Der resultierende Saldo ist allerdings so hoch wie bei der Betrachtung ohne die Binnenwanderung). Den Zuwachs, bzw. Rückgang der EinwohnerInnenzahlen gegenüber 2022 listet Tabelle 1.2 in Kapitel 1.3 Stadtteile auf.
Obige Tabelle zeigt, beim Anklicken auf das schwarze Dreieck im Jahr 2023, eindrücklich die Diskrepanz zwischen den Stadt- und Ortsteilen bzgl. des Gesamtsaldos aus Geburten- und Sterbefälle sowie der Zu- und Fortzüge auf. Demnach liegt der Gesamtsaldo in den Stadtteilen bei +474 und in den Ortsteilen bei -98. Damit sich die Tendenz der schrumpfenden Ortschaften in den kommenden Jahren nicht fortführt, sollten frühzeitig Strategien erarbeitet werden, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken (vgl. hierzu die Entwicklung ausgewählter Altersklassen in den einzelnen Ortsteilen in Kapitel 1.3 Stadtteile).
Ein Blick auf die Entwicklung der Bevölkerungsbewegung der vergangenen Jahre in den einzelnen Stadt- und Ortsteilen gewähren folgende Abbildungen 2.1 und 2.2. Diese stellen die absoluten Werte der Bevölkerungsbewegung für die einzelnen Jahre zwischen 2014 und 2023 in den einzelnen Stadt- und Orttsteilen dar. Zudem ist das gleitende Mittel des resultierenden Gesamt-Saldos mitaufgeführt. Bitte beachten Sie die unterschiedliche Skalierung hinsichtlich der Orts- und Stadtteile der Kernstadt.
Für das Jahr 2022, in welchem die Stadt Lahr / Schwarzwald innerhalb der vergangenen elf Jahre den größten Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen hatte (+1.232 Personen), zeigt sich dieser erhöhte Gesamtsaldo aus der Differenz der Geburten- und Sterbefälle sowie der Zu- und Fortzüge am deutlichsten in der Stadtmitte (+175), Dinglingen-Ost (+396) und in der Südstadt (+238). In den Ortsteilen war ein positives Gesamtsaldo besonders in den Ortsteilen Sulz (+49) und Langenwinkel (+65) zu verzeichnen. Im Jahre 2023 ist insbesondere der erhöhte Zuzug in die Oststadt (+839) und in die Nordstadt (+656) mit dem größten Gesamt-Saldo für die Bevölkerungszunahme von Lahr verantwortlich. Hierbei sind insbesondere die Fertigstellungen der Wohnquartiere Hosenmatten II und die Erschließung des AKAD-Geländes verantwortlich. Auffällig ist auch der hohe Gesamtsaldo in den Jahren 2018 in Dinglingen-Ost (+393) und in der Stadtmitte (+273) sowie 2016 in Dinglingen-West (+279). Letzteres lässt sich unmittelbar uaf die “Flüchtlingskriese” in der Mitte der 2010er Jahre zurückführen.
In den Ortsteilen ist die Anzahl der Zuzüge und Wegzüge absolut wie auch relativ zur EinwohnerInnengröße geringer als in den Stadtteilen (vgl. auch Tabelle 2.2). Auffallend sind die positiven Gesamtsalden in den Jahren 2015 und 2016 in den Ortsteilen Reichenbach und Sulz sowie das positive Gesamtsaldo in Mietersheim 2020. Darüber hinaus zeigt sich im Jahr 2022 ein deutlich erhöhter Zuzug nach Sulz (547) und Langenwinkel (331). Bei ersterem liegt allerdings auch die Anzahl an Fortzügen (493) deutlich über dem Durchschnitt der vorangegeangenen Jahre (335,7). Das Jahr 2023 ist vor allem durch einen negativen Gesamtsaldo, insbesondere wiederum in Sulz (-51) und Langenwinkel (-57) geprägt. Lediglich Hugsweier (+30) und Kuhbach (+7) weisen einen positiven Gesamtsaldo aller Ortsteile auf.
Aus Abbildung 2.3 ist ersichtlich, dass die Zuzüge in die Stadt Lahr, welche höher als die Anzahl an Wegzügen, wie auch der Geburten und Sterbefälle sind, in besonderem Maße für das Wachstum der Stadt in den vergangenen zehn Jahren verantwortlich ist. Sind die Jahre 2014 bis 2016 durch eine kontinuierliche Zunahme an Zuzügen bis über 4.000 pro Jahr geprägt, so waren diese in den Jahren 2018 bis 2021 wieder rückläufig. Im Jahr 2022 wurde dann jedoch die höchste Anzahl an Zuzügen im Melderegister registriert (4.687). Seit 2020 hat allerdings auch die Anzahl an Wegzügen jährlich zugenommen, liegt aber dennoch in allen Jahren unter der Anzahl an Zuzügen, so dass in jedem Jahr ein positiver Gesamtsaldo für Lahr festzustellen ist. 3.486 Wegzüge aus Lahr war im Jahr 2023 die höchste Anzahl an Wegzügen in den vergangenen 10 Jahren. Es bleibt spannend, wie sich die Bevölkerung der Stadt Lahr in den kommenden Jahren weiterentwickeln wird. Aufgrund der Bevölkerungsstruktur hinsichtlich der Altersjahrgänge, welche in den kommenden Jahren das Renteneintrittsalter erreichen werden (vgl. Kapitel 1.2 Gesamtstadt), ist die Stadt mehr als zuvor auf Zuzug von außerhalb angewiesen, um ein Gleichgewicht auch in Bezug auf den Arbeitsmarkt zwischen Jung und Alt zu schaffen. Hierfür benötigt es weitere Anstrengungen um die Lebensqualität zu erhöhen und damit ein vielfältiges Angebot für alle Gesellschafts- und Altersgruppen zu schaffen.
2.3 Wanderungssaldo nach Altersklassen
Mit Blick auf das Wanderungsverhalten nach Altersklassen zeigt sich ein differenziertes Bild (vgl. Tabelle 2.3). Die meisten Zuzüge wie auch die meisten Wegzüge auf 1.000 EW bezogen fanden im Jahr 2023 in den Altersklassen zwischen 18 und 34 Jahren statt. Gleichwohl finden sich in allen Altersklassen weniger Zuzüge im Jahr 2023 als im vorangegangenen Jahr. Nach der “Flüchtlingswelle” 2016, als in den oben genannten Altersklassen die höchsten Zuzugsraten bis auf 2022 zu verzeichnen waren, gingen die Zuzüge über die folgenden Jahre kontinuierlich zurück.
Die ukrainischen Flüchtlinge, die ebenfalls in den oben genannten Altersgruppen die höchsten Zuzugsvolumina aufweisen, machten 2022 etwa 10% bis 20% der Zuzüge aus. In den Altersklassen der 18 bis 44 Jährigen dominierten dabei weibliche Personen mit einem Anteil um etwa 70% gegenüber den männlichen Flüchtlingen. 25% bis 35% der zugezogenen Kinder im Alter zwischen drei und 17 Jahren kamen im Jahr 2022 aus der Ukraine.
Im Jahr 2023 liegt der Wanderungssaldo bei den unter 10-Jährigen bei unter +10 pro 1.000 EW in den einzelnen Altersklassen. Bis auf die Altersklasse der 67-79-Jährigen liegt das Wanderungssaldo in allen Altersklassen unter dem Wert aus dem Jahr 2022. Bei den über 80-Jährigen sind als einzigste Altersgruppe mehr Menschen aus Lahr weggezogen als in die Stadt zugezogen sind. Insgesamt betrachtet findet sich das höchste Wanderungssaldo auf 1.000EW bezogen in den Altersklassen der 35-44-Jährigen und der 15-17-Jährigen.
Alter | Einwohner | Zuzug 2023 | Zuzug ab 2014 | Wegzug 2023 | Wegzug ab 2014 | Saldo 2023 | Saldo ab 2014 |
---|---|---|---|---|---|---|---|
0-2 | 1.479 | 85,2 | 85,2 | 0,0 | |||
3-5 | 1.549 | 76,8 | 74,9 | 1,9 | |||
6-9 | 2.233 | 59,6 | 49,7 | 9,9 | |||
10-14 | 2.616 | 61,9 | 42,4 | 19,5 | |||
15-17 | 1.625 | 70,2 | 41,8 | 28,3 | |||
18-24 | 3.932 | 191,3 | 186,4 | 4,8 | |||
25-34 | 6.291 | 165,6 | 154,8 | 10,8 | |||
35-44 | 6.673 | 100,1 | 79,9 | 20,2 | |||
45-54 | 6.245 | 70,0 | 56,8 | 13,1 | |||
55-66 | 8.385 | 29,1 | 27,2 | 1,9 | |||
67-79 | 5.698 | 19,1 | 13,2 | 6,0 | |||
80+ | 3.237 | 12,7 | 17,3 | -4,6 | |||
Gesamt | 49.963 | 79,0 | 69,8 | 9,2 |
Bei den Grundschulkindern gab es in den Jahren vor 2022 relativ geringe Zuzugsraten mit Werten unter 50 je 1.000 Schulkindern. Absolut gesehen kamen 2021 aufgrund von Umzügen in und aus der Stadt lediglich -6 Grundschulkinder im Alter zwischen 6 und 9 Jahren weniger zur Stadtbevölkerung hinzu. Im Jahr 2022 waren es 82 Kinder mehr in dieser Altersklasse (2023: +82). Dabei waren 2022 74 Kinder aus der Ukraine nach Lahr geflüchtet. Die weiteren 26 zugezogenen Kinder entsprechen in etwa dem mittleren Wanderungssaldo der Jahre 2014 bis 2021 in dieser Altersklasse (25).
Wanderungsverluste finden sich im Jahr 2023 in der Altersklasse der über 80-Jährigen. Nach zwei Jahren Wanderungsverlust (2020 & 2021) war im Jahr 2022 eine Person mehr nach Lahr gezogen als aus der Stadt heraus. Somit war die Stadt Lahr im Jahr 2023 in allen Altersklassen bis auf die über 80-Jährigen durch einen Wanderungszustrom charakterisiert. Vergleiche hierzu auch Abbildung 2.4 mit den absoluten Werten der Zu- und Wegzüge je Altersklasse für die Jahre 2014 bis 2023.
2.4 Alterskohorten nach Stadtteilen
Betrachtet man vier unterschiedliche Alterskohorten nach deren Wanderungsverhalten (Familienwanderung, Bildungswanderung, Wanderung zu Beginn der Zweiten Lebenshälfte, Alterswanderung) nach Stadtteilen, ergeben sich im Durchschnitt der letzten fünf Jahre (2018 bis 2023) zum Teil erhebliche Unterschiede in Bezug auf die Zu- und Fortzüge aus bzw. in die einzelnen Stadt- bzw. Ortsteile.
Tabelle 2.4 zeigt, dass bei der Alterswanderung der über 65-Jährigen im Mittel der Jahre 2019 bis 2023 mehr Fortzüge als Zuzüge aus den Ortsteilen statt fanden. In die Stadtteile, in denen Seniorenheime verortet sind (v.a. Stadtmitte und Nordstadt) zogen hingegen mehr Menschen über 65 Jahren zu, als aus diesen Stadtteilen wegziehen.
Diesbezüglich wäre es interessant verschiedene Möglichkeiten zu diskutieren, inwiefern der Wegzug von älteren Menschen, die oft stark in „ihren“ Ortsteilen verwurzelt sind, durch adäquate Infrastrukturmaßnahmen zu minimieren wäre. Mit Verweis auf den demographischen Wandel (vgl. Kap. 1 Bevölkerungsstruktur) ist dies ein Thema, welches verstärkt in den innerstädtischen Diskurs gebracht werden könnte. Wie können altersgerechte Nahversorgungsstrukturen ausgeweitet werden und wie wäre deren Akzeptanz in der Bevölkerung hinterlegt?
Das Wanderungssaldo im Mittel der Jahre 2019 bis 2023 ist bei den Menschen zwischen 50 und 64 Jahren in der 2. Lebenshälfte insgesamt von geringen Wanderungsgewinnen je 1.000 EW geprägt. Vor allem nach Dinglingen-Ost (12,4) fanden größere Wanderungsgewinne in dieser Alterskohorte statt. Auffallend sind auch die größeren Wanderungsverluste in der Oststadt bei Menschen zwischen 50 und 64 Jahren (-15). Langenwinkel weist mit -7,2 Personen pro 1.000 EW Wanderungsverluste im Durchschnitt der letzten fünf Jahre auf. Wanderungsverluste gibt es in dieser Alterskohorte auch in Kippenheimweiler (-1,4) und Dinglingen-West (-3,5).
Stadtteil | Familien Wanderung | Bildungs Wanderung | Wanderung 2.Lebenshälfte | Alters Wanderung |
---|---|---|---|---|
Stadtmitte | 7,4 | 40,7 | 6,0 | 37,5 |
Nordstadt | 51,1 | -6,0 | 7,8 | 11,3 |
Oststadt | 15,5 | 116,1 | -15,0 | 2,1 |
Südstadt | 23,9 | 63,9 | 9,3 | -3,0 |
Dinglingen-Ost | 19,0 | 9,9 | 12,4 | 1,8 |
Dinglingen-West | -2,2 | 51,4 | -3,5 | -22,3 |
Hugsweier | 20,7 | -16,5 | 6,2 | -14,1 |
Kuhbach | 4,5 | 10,1 | 2,6 | -21,3 |
Reichenbach | 12,1 | -16,0 | 7,2 | -17,6 |
Sulz | 19,5 | -21,2 | 3,2 | -10,3 |
Mietersheim | 29,5 | -6,6 | 3,3 | -11,8 |
Kippenheimweiler | -5,3 | -45,7 | -1,4 | -4,3 |
Langenwinkel | 6,5 | -13,9 | -7,2 | -13,0 |
Gesamtstadt | 17,2 | 22,9 | 4,7 | 1,8 |
Die Bildungswanderung der Personen zwischen 18 und 24 Jahren weist vor allem in der Oststadt (116,1) einen sehr hohen Wanderungsgewinn je 1.000 EW in den vergangenen fünf Jahren auf. Auch die Stadtmitte (40,7), Südstadt (63,9) und Dinglingen-West (51,4) weisen höhere Zuwanderungsraten als die Gesamtstadt (22,9) auf. Alle Ortsteile, bis auf Kuhbach (10,1), sind dagegen durch Abwanderung von Menschen zwischen 18 und 24 Jahren im Durschschnitt der vergangenen fünf Jahre geprägt.
Hinsichtlich Personen im klassischen Familienalter (unter 18 Jahre und zwischen 30 und 49 Jahren) weisen alle Stadt- und Ortsteile bis auf Dinglingen-West (-2,2) und Kippenheimweiler (-5,3) einen positiven Wanderungsgewinn im Durchschnitt der Jahre 2019 bis 2023 auf. Die geringsten Zuwächse auf 1.000 EW bezogen finden sich in den Ortsteilen Kuhbach (4,5) und Langenwinkel (6,5). Die Orts- und Stadteile mit dem höchsten Wanderungsgewinn in der Alterskohorte „Familie“ (auch alleinstehende Personen fallen in diese Kategorie – Einen diesbezüglich differenzierteren Blick gewährt das folgende Kapitel 3 Formen des Zusammenlebens) sind die Nordstadt (51,1; vor allem in den Hosenmatten), Mietersheim (29,5) und die Südstadt (23,9).
2.5 Bauliche Entwicklung
Im folgenden Kapitel wird der Frage nach der künftigen Bevölkerungsentwicklung nachgegangen. Wie in Kapitel 2 Wanderungssaldo dargestellt, beruht die Zunahme der Stadtbevölkerung auf einem Wanderungsüberschuss durch Zuzug. Ein entscheidender Faktor für das weitere Wachstum der Stadt ist entsprechend das Bereitstellen zusätzlichen Wohnraums. Die Tabellen 2.5 und 2.6 zeigen die geplante städtebauliche Entwicklung in den Stadtteilen bzw. Schulbezirken für die Jahre 2023 bis 2028 auf. Bitte beachten Sie, dass in den ausgewiesenen Wohnquartieren dieser baulichen Entwicklung im laufe des Jahres 2023 zum Teil bereits bezugsfertig waren. Während hingegen bei anderen Quartieren noch keine Bautätigkeiten stattgefunden haben und deren künftige Entwicklung durchaus von der konjunkturellen Lage in der Baubranche abhängig sind.
Stadtteil | Wohneinheiten | Einwohner |
---|---|---|
Stadtmitte | 280 | 570 |
Nordstadt | 288 | 640 |
Oststadt | 400 | 885 |
Südstadt | 194 | 450 |
Dinglingen-Ost | 468 | 890 |
Dinglingen-West | 215 | 715 |
Hugsweier | 0 | 0 |
Kuhbach | 135 | 325 |
Reichenbach | 0 | 0 |
Sulz | 50 | 120 |
Mietersheim | 40 | 100 |
Kippenheimweiler | 0 | 0 |
Langenwinkel | 0 | 0 |
Gesamtstadt | 2.070 | 4.695 |
Die dargestellten Daten beziehen sich nur auf bereits geplante Wohnbauprojekte. Deren Angabe bzgl. der Anzahl an Wohneinheiten und der prognostizierten Anzahl an EinwohnerInnen können nur als ungefähre Größenordnung verstanden werden, da die tatsächliche Anzahl an Wohneinheiten und deren Anzahl an EinwohnerInnen von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden. Darüber hinaus ist anzunehmen, dass im derzeitigen Wohnbaubestand, zusätzlicher Wohnraum geschaffen werden könnte.
Mit Blick auf die Tabelle 2.5 fällt auf, dass vor allem die Oststadt und Dinglingen-Ost, welche in den vergangenen Jahren durch die größten Wanderungssalden geprägt waren (vgl. 2.2), voraussichtlich mit dem größten Wachstum in den kommenden Jahren geprägt sein werden. Bei den Ortsteilen wird vor allem Kuhbach von einem größeren Bevölkerungswachstum geprägt sein. Weitere Wohnbauprojekte in den Ortsteilen sind für Sulz und Mietersheim geplant. Für die übrigen Ortsteile werden von der Stadtplanung keine größeren Wohnbauprojekte angegeben. Für die Gesamtstadt bedeutet dies bis etwa 2028 eine Neuschaffung von Wohnraum für etwa 4.000 bis 5.000 Personen.
Schulbezirk | Wohneinheiten | Einwohner |
---|---|---|
Eichrodtschule | 210 | 430 |
Geroldseckerschule | 548 | 1.215 |
Luisenschule | 264 | 590 |
Schutterlindenbergschule | 443 | 830 |
Johann-Peter-Hebel-Schule | 240 | 775 |
Hugsweierer-Schule | 0 | 0 |
Kuhbacher-Schule | 275 | 635 |
Reichenbacher-Schule | 0 | 0 |
Sulzer-Schule | 50 | 120 |
Mietersheimer-Schule | 40 | 100 |
Kippenheimweiler-Schule | 0 | 0 |
Langenwinkler-Schule | 0 | 0 |
Gesamtstadt | 2.070 | 4.695 |
In Tabelle 2.6 zeigt sich, dass vor allem die Schulbezirke Kuhbacher-Schule (635), Johann-Peter-Hebel-Schule (775) sowie die Geroldseckerschule (1.215) mit dem größten Bevölkerungszuwachs zu rechnen haben. Erst- und letztgenannter Schulbezirk haben bereits erhebliche Engpässe bzgl. der Schul- und Kindergartenplätze (vgl. Kapitel Schulbildung). Es ist demnach davon auszugehen, dass in diesen Schulbezirken eine weiterhin hohe Anzahl an Kindern leben werden.