Wenn es kalt wird, suchen sich Igel ein ruhiges Plätzchen zum Überwintern – am liebsten im naturnahen Garten. Doch kranke und schwache Igel brauchen Hilfe. Der Umweltbeauftragte der Stadt Lahr, Manfred Kaiser, sagt, wann und wie Tierfreunde hilfsbedürftige Igel retten können.
Im Herbst sehen wir Igel häufiger. Die Nachtschwärmer sind nun auch tagsüber auf Nahrungssuche, um sich ein ordentliches Speckpolster für den Winterschlaf anzufuttern. Von kurzen Unterbrechungen abgesehen, verschlafen sie die kalte Jahreszeit in einem geschützten Unterschlupf. Erst im März oder April werden sie wieder munter und machen Jagd auf Schnecken, Würmer und Insekten.
Früher sammelten wohlmeinende Gartenbesitzer die Tiere häufig ein, um sie im Haus zu überwintern. „Diese Praxis hat sich wenig bewährt“, resümiert Manfred Kaiser. Heute steht vielmehr Hilfe zur Selbsthilfe im Vordergrund: Igelfreundlich sind abwechslungsreiche naturnahe Gärten, in denen es reichlich Nahrung und Schlafplätze gibt – beispielsweise unter einer Hecke oder einem Komposthaufen. Auch wissen Igel einen Teich oder eine Vogeltränke zu schätzen. Das Igel-Traumhaus besteht aus einem Haufen Totholz, Laub und Reisig. Um die Winterruhe nicht zu stören, sollten Gärtner im Frühjahr ihren Enthusiasmus bremsen – im Übrigen danken es die meisten tierischen Gartenbewohner, wenn nicht jedes Kräutlein gezupft und jede vermeintliche Unordnung beseitigt wird. Und wenn der lärmende Laubsauger in der Garage bleibt, freuen sich neben dem Igel auch die Nachbarn.
Das imposantes Stachelkleid schützt die kleinen Säugetiere nicht vor allen Gefahren: Schächte und Kellertreppen stellen tückische Fallen dar, die aber mit wenig Aufwand igelsicher abgedeckt werden können. Auch von einem hermetisch abgeriegelten Garten halten die Insektenjäger wenig, erklärt der Umweltbeauftragte: „Auf einem nächtlichen Beutezug legen Igel bis zu 3 Kilometer zurück. Deshalb ist es wichtig, dass der Gartenzaun auch Durchschlupf-Möglichkeiten bietet.“
Und woran erkennt man nun im Herbst, ob ein Igel einen Schlafplatz, eine Extraportion Futter oder den Tierarzt benötigt? Umweltbeauftragter Kaiser erklärt: „Hilfsbedürftig Igel sind verwaiste Jungtiere, die tagsüber außerhalb des Nests gefunden werden. Kranke Igel erkennt man oft daran, dass sie abgemagert oder apathisch sind. Auch sind jene Tiere meist geschwächt, die nach Wintereinbruch noch herumlaufen.“
Ein gesundes ausgewachsenes Tier bringt es auf 800 bis 1200 Gramm. Fällt ein Igel auf, der nicht genügend Fettreserven hat, kann man ihn draußen mit Katzen- oder Hundefutter und einem Schälchen mit Wasser zufüttern. Niemals Milch anbieten, denn Igel bekommen davon Durchfall! Erst bei einem Gewicht von weniger als 500 Gramm empfehlen Experten Überwinterungshilfe. Am besten gibt man solche Kümmerlinge an einer Igelstation oder im Tierheim ab, denn hier kennt man sich mit den Bedürfnissen der stacheligen Kleinsäuger aus.
Die Überwinterung in eigenem Haus sollte die absolute Ausnahme bleiben. Wer einen hilfsbedürftigen Igel dennoch im eigenen Keller überwintern möchte, sollte ihn sicherheitshalber erst einem Tierarzt vorführen. Gegen Flöhe hat sich zwar Flohspray bewährt. Doch weitaus gefährlicher als die lästigen Blutsauger können innere Parasiten und bakterielle Infektionen sein, die der Fachmann problemlos behandeln kann.
Im Frühjahr, wenn die Tage länger werden und das Thermometer auch nachts nicht mehr unter 10 Grad sinkt, wird es Zeit, das Stacheltierchen wieder in die Freiheit zu entlassen. Geweckt werden sollte es jedoch keinesfalls! Wenn es nach monatelangem Schlaf langsam rege wird, ist der Winterspeck aufgezehrt. Der Igel schiebt einen ordentlichen Kohldampf. Doch sollte er nicht unmittelbar zurück in die Natur gesetzt werden; besser ist, ihn einige Tage mit Hundefutter und frischem Wasser aufzupäppeln. Er wird dem Gartenbesitzer seinen Einsatz danken, indem er während der Sommermonate fleißig Schnecken, Maikäferlarven und andere Schädlinge vertilgt.