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10.08.2017 - Stadtverwaltung hautnah Serie: Was macht eigentlich…? - Teil 1: Christian Zanger vom Rechnungsprüfungsamt

Rechnungs-Prüfungs-Amt, kein besonders „leichtfüßiger“ Begriff, eher ein bisschen sperrig. „Und ein wenig irreführend“, findet Christian Zanger, Leiter des Rechnungsprüfungsamts (RPA) der Stadt Lahr. „Viele glauben, dass wir nur Rechnungen, die an die Stadt oder von der Stadt adressiert sind, überprüfen, aber das ist bei weitem nicht alles!“

Zanger erklärt, dass er und seine Mitarbeiter ein sehr breites Aufgabenfeld haben, vielfach den städtischen Mitarbeitenden auch beratend zur Seite stehen und wesentlich mehr tun als Zahlen zu prüfen.

Christian Zanger, Leiter des Rechnungsprüfungsamts der Stadt Lahr, an seinem Arbeitsplatz: Christian Zanger hat dunkles kurzes Haar und einen kurzen Bart, er trägt ein weißes Hemd und ein graues Sakko mit einer grauen Hose. Er steht mit einem iPad in der Hand an seinem Schreibtisch, auf dem viele Unterlagen liegen
Christian Zanger, Leiter Rechnungsprüfungsamt Stadt Lahr

Eine der Hauptaufgaben ist die Prüfung der Jahresrechnung der Stadt, der Jahresabschlüsse der Eigenbetriebe und des Spitals Wohnen und Pflege oder auch des Zweckverbands Raumschaft Lahr. „Das klingt wahrscheinlich sehr zahlenlastig, ist es aber gar nicht“, findet Zanger, „Weil wir in einem sehr breiten Feld tätig sind und viele verschiedene Themen zu bearbeiten haben. Außerdem prüfen wir nicht nur die Jahresabschlüsse, sondern sehen uns das ganze Jahr über verschiedenen Vorgänge an. Darüber hinaus sind wir auch sehr häufig in beratender Mission unterwegs. Bei vielen Vorgängen werden wir von den Fachbereichen hinzugerufen. Insofern ist auf dem RPA auch jede Menge Kommunikationsfähigkeit gefragt und die Arbeit hat in ganz hohem Maß mit Informationsverarbeitung zu tun.“

 

Die Themen der Mitarbeiter sind so vielfältig wie die Stadt Lahr selbst. Sie reichen von A, wie „Auftrag zur Altlastensanierung“ oder B wie „Beschaffung eines Elektrofahrzeugs“, über die Gebührenkalkulation Abwasser, den Honorarauftrag eines Architekten bis zur Schlussrechnung eines Handwerkers, dem Verwendungsnachweis für einen erhaltenen Zuschuss zum Bau eines neuen Radweges, der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zur Errichtung einer Kindertageseinrichtung bis Z, dem Zuwendungsbescheid für einen neuen Sportplatz.

 

Und so sieht ein Tag bei Christian Zanger manchmal sehr bunt aus: Morges eine Besprechung wegen der Parkautomaten, dann zu einer Angebotseröffnung für Rohbauarbeiten, danach eine Kassenprüfung und am Nachmittag ein Besuch beim Bau- und Gartenbaubetrieb zu einem Wertungsverfahren wegen der Beschaffung eines neuen Radbaggers. Zum Abschluss am Abend noch eine Gremiumssitzung. Dazwischen beantwortet er telefonische Anfragen zu Musikinstrumenten der Musikschule, zu Regelungen bei den Hallenentgelten in der Ortsverwaltung und zur Essenslieferung an einer neuen Schulmensa.

 

„Da wir gerade sehr viele Baumaßnahmen in der Stadt haben, nehmen im Moment auch die Beratung und Prüfung im Baubereich und im Vergabewesen viel Zeit in Anspruch“, erklärt er. Christian Zanger ist froh, dass er ein gutes Team aus hochqualifizierten Mitarbeitern zur Verfügung hat. „Wir können die Anfragen schnell und gewissenhaft bearbeiten.“ Christian Zanger sieht sich insofern als Dienstleister der Verwaltung, wenngleich sein gesetzlicher Prüfauftrag natürlich ein unabhängiger ist, denn das Rechnungsprüfungsamt nimmt eine neutrale Sonderstellung nach der Gemeindeordnung wahr und ist an Weisungen nicht gebunden. Organisatorisch untersteht es direkt dem Oberbürgermeister.

„Natürlich geht es bei der Tätigkeit eines Prüfers immer auch um das Thema ‚Compliance‘, also die Einhaltung von Regeln“, erklärt Zanger, „Hier gilt es schon ab und zu den Finger zu heben und auf eine Regelung hinzuweisen. Regelungen gibt es nicht nur immer mehr, sie werden auch kurzlebiger, angefangen bei den internen Dienstanweisungen, über die Satzungen bis hin zu den europäischen Vorgaben.“ Und wie lässt sich die Flut an Gesetzen noch überblicken? „Das schaffen wir nur digital“, erklärt der Amtsleiter, „Wir nutzen eine tagesaktuelle Rechtsplattform. Mit Nachschlagen in Gesetzbüchern ist das nicht mehr zu leisten.“

  

Der Gemeinderat hat dem Rechnungsprüfungsamt noch weitere Aufgaben übertragen, beispielsweise die Prüfung der Wirtschaftlichkeit und Organisation. Mit dem jährlichen, öffentlichen Schlussbericht unterbreitet das RPA dem Gemeinderat einen Beschlussvorschlag zur Feststellung der Jahresrechnung. Neben Haushaltsanalysen werden auch Einzelergebnisse aus der unterjährigen Prüfung einzelner Verwaltungsbereiche dargestellt. Der nächste wird voraussichtlich im Oktober mit der Feststellung der Jahresrechnung in der Gemeinderatssitzung veröffentlicht.

 

Christian Zanger ist früher beim Landratsamt Ortenaukreis tätig gewesen. Vor drei Jahren hat er die Leitung des Rechnungsprüfungsamtes in Lahr übernommen. „Wer prüft muss einen Blick für das Ganze haben, die strategischen Ziele der Stadt kennen, zukunftsorientiert denken, Lösungsansätze anbieten. Durch unsere Arbeit bringen wir der Stadt regelmäßig einen Mehrwert etwa durch Kosteneinsparungen. Wir zeigen Chancen auf und helfen Risiken zu reduzieren.“