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02.08.2012 - Oberbürgermeister Dr. Müller erörtert mit MdL Sandra Boser und den Schulleitern die Entwicklung der Beruflichen Schulen

OB Dr. Müller hat die Landtagsabgeordnete Sandra Boser im Rathaus Lahr empfangen. Schwerpunkt des Besuchs, an dem auch Stadtrat Claus Vollmer teilgenommen hat, waren die Schulentwicklungsplanungen des Landes und des Schulstandortes Lahr. Auf Anregung von Dr. Müller besuchte man zunächst das Lahrer Integrierte Berufliche Gymnasium. IBG - Schulleiter Herbert Huber, seine Stellvertreterin Ingrid Isele sowie die Schulleiter Werner Saier, Gewerbliche Schule Lahr, und Rosalinde Hunn-Zimny, Berufliche Schulen im Mauerfeld, informierten über die Vielfalt berufsorientierter Bildungsabschlüsse von der Hauptschule bis zum Abitur. Stärker als die
allgemeinbildenden Schulen seien die Beruflichen Schulen schon mehr an konkreten Berufsbildern orientiert. Trotzdem seien die jeweiligen Schulabschlüsse bis hin zum Abitur gleichwertig wie die an den allgemeinbildenden Schulen erworbenen Abschlüsse.

Herbert Huber: "Die Unternehmen der Region schätzen sehr den Praxisbezug der drei Lahrer beruflichen Schulen. Wir arbeiten mit über 100 Unternehmen zusammen. Übungsfirmen sind als Dauereinrichtung fest im Schulalltag integriert und auch bei unseren Partnerfirmen sehr beliebt. Mehr als 80 Prozent der Schüler beruflicher Schulen beginnen im Anschluss nahtlos eine Duale Ausbildung." Werner Saier: "Wir sind so vielfältig aufgestellt, dass man der Idee nach die Beruflichen Schulen als Gemeinschaftsschulen in Reinform bezeichnen kann. Doch Vielfalt fordert auch viel Energie, z.B. für Ganztagesschulangebote. Berufliche Schulen leisten oft einen Beitrag zur Integration von Schülern in die Gesellschaft, indem sie junge Leute speziell auf das Arbeitsleben vorbereitet." Rosalinde Hunn-Zimny: "Bei uns gilt das Prinzip: "Kein Abschluss ohne Anschluss." Das gelingt fast immer und das verdeutlicht unsere Bedeutung im Schulsystem." Das System der Beruflichen Schulen in Deutschland und speziell in Baden-Württemberg sei mit ein Grund für die sehr geringe Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland“, so Saier. Huber: „Wir brauchen Konzepte für die berufsvorbereitende Bildung - und wir haben sie in besonderem Maße an den beruflichen Schulen im Einsatz. Besondere Angebote ergeben sich zum Beispiel aus dem Projekt „Migranten machen Schule" und den Praktika für Schüler/innen, um diese zur Sicherung des Fachkräftebedarfs direkt in ein Ausbildungsverhältnis zu bringen“.

Die Gesprächsteilnehmer waren sich mit OB Dr. Müller und Sandra Boser einig: "Die Beruflichen Schulen sind auch bei einer Weiterentwicklung der Schullandschaft in Ba-Wü ein besonders wichtiger Baustein der Dualen Ausbildung. Das IBG, die Kfm. Schulen, die Gewerblichen Schulen und die Berufl. Schulen im Mauerfeld leisten in Lahr einen wichtigen Beitrag für den Wirtschaftstandort und die Gesellschaft." Dr. Müller: "Wir haben in Lahr eine besondere Bevölkerungszusammensetzung, wir sind jünger und
kulturell durchmischter als andere Städte. Für die Integration in die Arbeitswelt und damit die soziale Integration haben berufsorientierte Bildungsabschlüsse eine herausgehobene Stellung in Städten mit so hohem Migrantenanteil wie Lahr."

Sandra Boser: "Es ist sehr erfreulich, dass die Jugendarbeitslosigkeit in Ba-Wü im deutschen und internationalen Vergleich so gering ist und damit einen Spitzenwert innehat. In Ba-Wü ist außerdem der Anteil der Schulabgänger ohne Schulabschluss sehr gering. Mein Anliegen ist es jedoch, dass wir auch die Quote der Berufsabschlüsse weiter erhöhen. Zurzeit ist der Fachkräftebedarf vielfach so dringend, dass junge Leute ohne Berufsabschluss eingestellt werden. Das ist einerseits erfreulich, andererseits gefährlich. Denn ohne Berufsabschluss steht man auch als erstes wieder auf der Straße, wenn die Konjunktur nachlässt." Die Landesregierung habe die Beruflichen Schulen nie von der Entwicklung ausgeschlossen. Sie trete dafür ein, dass das Duale Angebot im Schulsystem in Baden-Württemberg stark gehalten wird. Man werde jedoch nicht überall alles anbieten können, sondern Angebote auch bedarfsgerecht weiterentwickeln.

Im anschließenden Rathausgespräch haben Günter Evermann, Leiter des Amtes für Schulen und Sport bei der Stadtverwaltung sowie OB Dr. Müller der Landtagsabgeordneten Sandra Boser die Ergebnisse der Zukunftswerkstatt Bildungsstandort Lahr vorgestellt und ihr eine Dokumentation übergeben. Am 30. Juni 2012 haben über 100 Vertreter von Lahrer Schulen, Stadtverwaltung und Bildungsinstitutionen verschiedene Zukunftsbilder für den Bildungsstandort entworfen. Unter anderem befasste man sich mit den Vorgaben der Landesregierung zur Entwicklung der allgemein bildenden Schulen und der gewünschten Ansiedlung einer Hochschule in Lahr.

OB Dr. Müller erklärte: "Mit den Möglichkeiten für die Ansiedlung einer
-weiteren- Hochschule in Lahr befassen wir uns schon seit Jahren. Die
Stadt Lahr hat bereits 2010 / 2011 eine entsprechende Studie erstellen
lassen. Die Studie, die auch von Investoreninteresse getragen war, hatte einen arealbezogenen Ansatz -bezogen auf das Roth-Händle Gelände, das bestens geeignet ist mit seinem Campus Charakter- aber sehr wohl auch einen konzeptionellen Ansatz. Dieser konzeptionelle Ansatz wird in absehbarer Zeit überprüft und aktualisiert. Tragender Gedanke der Studie ist es, Studienbereiche anzusiedeln, die sich entweder erst neu entwickeln oder für die es noch kein Angebot in unserer Region gibt, aber sehr wohl einen Bedarf. Fragen der Trägerschaft, von Sponsorenkonzepten und Investorenmodellen wurden in grundsätzlicher Weise angesprochen. Es wurden auch Ideen entwickelt. Es wurde untersucht, welche Angebote in der Ortenau und Südbaden vorhanden sind, welche Bedarfe gesehen werden, wo man Nischenbereiche sieht."

Dr. Müller: "Es gibt derzeit keine konkrete Befassung der Stadt Lahr in
Fragen der Trägerschaft einer Hochschule. Weder mit dem Ortenaukreis, noch mit der Hochschule in Offenburg. Diese Fragen werden sich erst zu einem späteren Zeitpunkt stellen. Wir halten in Lahr jedoch den gedanklichen Ansatz, die Trägerschaft in einem räumlichen Kontext etwa des Ortenaukreises zu denken für sehr interessant und zukunftsweisend. Die Bildungsregion Ortenau -die von der WRO initiiert wurde- zeigt ebenfalls, dass es möglich ist, einen Ortenauer gesamtheitlichen Ansatz zu wählen."

Sandra Boser begrüßte die breite Beteiligung für die weitere Entwicklung des Standortfaktors Bildung, den die Stadt Lahr gewählt hat. Sie sagte zu, sich mit dem Wissenschaftsministerium in Verbindung zu setzen, um die Möglichkeiten für die Ansiedlung eines Hochschulzweigs in Lahr zu besprechen.

Gemeinsam besuchten Sandra Boser und Dr. Müller zum Abschluss des Besuchs das Richtfest der neuen Lahrer Stadtvillen an der Schutter, das die Fa. Eichner hinter dem REWE - Einkaufsmarkt durchführte. Dr. Müller: "Die Stadtvillen bringen drei wichtige Aspekte unserer Lahrer Stadtentwicklungspolitik zum Ausdruck: Innenstadtnahes Wohnen, das trotzdem naturnah ist und fast den Charakter von Wohnen im Grünen hat. Zweitens: Die Zusammenarbeit der Stadtverwaltung mit Investoren. Die Stadt renaturiert Hand in Hand mit der Fertigstellung der Bauten durch den Investor die Schutter auf weiteren hundert Metern. Und drittens: Lahr bietet besonders viel Wohnraum der kurzen Wege. Wie bei anderen Wohnprojekten zum Beispiel der Städt. Wohnungsbaugesellschaft, kann man von den Stadtvillen aus die wichtigen Einrichtungen der Daseinsvorsorge fußläufig erreichen, von der Einkaufsmeile über die Mediathek, von den Kindergarten bis zu den Schulen einschließlich mindestens zweier Gymnasien. Wir haben bei der Städt. Wohnbau eine hohe Nachfrage nach Innenstadtwohnungen und sind gegen den Landestrend weiter eine wachsende Stadt."

Sandra Boser: "Ich sehe in Lahr viele zukunftsweisende Projekte der
Stadtentwicklung und freue mich als bildungspolitische Sprecherin der
Fraktion Bündnis 90 / DIE GRÜNEN besonders, dass die Stadt Lahr dem Thema Bildung eine so hohe Priorität beimisst."