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24.06.2009 - Kultur für Lahr - Kultur in Lahr

Vor über zehn Jahren ist das Lahrer Kulturamt vom Rathaus 1 in das Alte Rathaus am Urteilsplatz umgezogen, um sich dort vielen neuen Aufgaben zuzuwenden und auch, um dort mit dem ebenfalls neu eingerichteten KulTourBüro ein Bürgerbüro mit kulturellem Schwerpunkt zu eröffnen und damit einen verbesserten, besser sichtbaren Kultur-Service erbringen zu können.

Seither wurde eine Vielzahl neuer Ideen und Konzeptionen für den Veranstaltungsbereich entwickelt und umgesetzt, wie beispielsweise das Figurentheaterfestival „PuppenParade“, die neue Kabarett-Reihe „Einspruch! Lahr Kabarett“, die „KunstVisite – Tage des offenen Ateliers“ oder auch „Kunst in die Stadt!“ mit Groß-Skulpturen im öffentlichen Raum der Lahrer Altstadt. Diese stehen hier jedoch nur beispielhaft für insgesamt etwa dreimal so viele neu konzipierte Veranstaltungen, die seither regelmäßig im Lahrer Kulturprogramm angeboten werden.

Dass dieses Lahrer Kulturprogramm vom Publikum auch geschätzt wird, zeigt eine von Oktober 2008 bis Januar 2009 bei allen Veranstaltungen des Kulturamts durchgeführte Besucherbefragung. Diese Befragung, mit der ausgezeichneten, sehr aussagefähigen Rücklaufquote von 51 Prozent, erbrachte unter anderem auf einer Schulnoten-Skala von 1 bis 5 eine durchschnittliche Qualitätsbenotung aller Veranstaltungen in diesem Zeitraum von 1,69. Das Lahrer Publikum schätzt, soviel kann festgestellt werden, das Veranstaltungsprogramm des Kulturamts sehr und hat keineswegs, was bei solchen Befragungen nicht selten vorkommt, diese Befragung genutzt, um dem Veranstalter endlich mal alle Versäumnisse aufs Butterbrot zu schmieren und ihm kräftig die Meinung zu sagen. Mit seinen vielfältigen und hochwertigen Veranstaltungsangeboten ist also das Lahrer Kulturamt auf einem sehr guten Weg. Die aktuellen Lahrer Abo-Zahlen spiegeln, in einer Zeit, in der vielerorts ganze Abo-Reihen wegen Massenkündigungen regelrecht weg brechen, eine ähnliche Akzeptanz und positive Bewertung durch das Publikum.

Neben der Sicherstellung eines qualitativ hochwertigen Veranstaltungsprogramms für die Lahrer Bevölkerung und die der Region, die Lahr als kulturelles Mittelzentrum ebenfalls zu versorgen hat, steht daher ebenso wichtig die Förderung der Lahrer Stadtkultur, der Kulturträger und Kulturtreibenden dieser Stadt. Um hier gleich auch anhand von Zahlen die Gewichtung deutlich zu machen: Die Stadt Lahr gibt für die Förderung der örtlichen Kulturakteure jährlich rund 120.000,00 Euro aus, also in etwa ebenso viel Geld, wie für Theater, Konzerte, Musicals, Kabarett und weitere Sparten des städtischen Kulturprogramms. Dies ist, auch im Vergleich mit anderen Städten, ein zugunsten der kommunalen Kulturförderung erstklassiges Verhältnis von Veranstaltungs-Etat zu Kulturförderung! Es zeigt, dass der Stadt Lahr die eigenen Künstler und Kulturträger, die Kulturvereine, die Musik- und Gesangsvereine eine Menge wert sind und auch viel für sie getan wird. In Form von Leistungen insbesondere seitens des Kulturamts, in Form finanzieller Zuschüsse und in Form von Miet- und sonstigen Subventionen.

Die im Jahr 2000 vom Kulturamt Lahr entwickelte und seither angewandte Leistungs-Gliederung in drei hauptsächliche Arbeitsbereiche dient in erster Linie dazu, die jeweiligen Schwerpunkte transparent zu machen, um darauf aufbauend möglichst sachgemäß handeln zu können.

Auf der Ebene der veranstaltenden Kulturarbeit geht es um die Versorgung der Lahrer Bevölkerung und der Region mit Veranstaltungsangeboten für unterschiedliche Zielgruppen. Hier ist das Kulturamt selbst als Veranstalter tätig. Hierauf wurde eingangs bereits eingegangen und dieser Bereich ist auch durch die öffentlichen Veranstaltungen des Kulturamts weitgehend bekannt. Weniger bekannt dürften die beiden weiteren Schwerpunkte der Lahrer Kulturarbeit sein:

Auf der Ebene der kooperativen Kulturarbeit steht die Förderung der Lahrer Kulturträger durch Kooperationen insbesondere im Veranstaltungsbereich im Vordergrund. Das Kulturamt ist hier fördernder Partner bzw. Co-Produzent von Lahrer Kulturträgern. Hier wurden und werden dauerhafte Kooperationen mit Lahrer Kulturträgern, wie z.B. die Reihe „Songs ‚n‘ Singers“ mit der Lahrer Rockwerkstatt, „Einspruch! LahrKabarett“ mit dem Kulturkreis Lahr, Die „PuppenParade“ gemeinsam mit acht bis zehn Lahrer Kulturorganisationen begründet, gemeinsam angeboten und gemeinsam beworben. Zudem geht es hier um jährlich wechselnde Kulturproduktionen mit Lahrer Kooperationspartnern, wie der Otto-Hahn-Realschule („Tabaluga“), der Ballettschule Sonia Kmitta („West Side!“), dem Evang. Bezirkskantorat („Der eigensüchtige Riese“), den Golden Harps („Gospel meets Dance“) oder der City Ballett Schule mit der soeben sehr erfolgreich über die Stadthallenbühne gegangenen Produktion „Der kleine Sommernachtstraum“. Hier werden also Kulturvorhaben mit gemeinsamen Kräften und Mitteln realisiert, die sonst für Lahrer Kulturträger gar nicht oder jedenfalls schwerer zu realisieren wären.

Auf der Ebene der fördernden Kulturarbeit geht es schließlich um Zuschussleistungen, Beratung, laufende Verbesserung und Weiterentwicklung der kulturellen Infrastruktur in Lahr. Als Förderer agiert das Kulturamt hier fast ausnahmslos im Hintergrund, weshalb auch Leistungen dieser Art nur gelegentlich punktuell in der Öffentlichkeit bekannt werden. Weniger wichtig sind sie deshalb allerdings nicht. An vorderster Stelle steht hier das KulTourBüro im Alten Rathaus als Lahrer Info-Büro über kulturelle Angebote, Kulturtreibende bzw. Veranstalter und alle Veranstaltungen in Lahr und der Region mit kostenlosem Vorverkauf für die Lahrer Veranstalter (Selbstkosten für Ticketmaterial und Systemgebühren ausgenommen).

Auch die „KunstVisite Lahr - Tage des offenen Ateliers“ mit jährlich über 20 Lahrer Künstlern, die an einem Wochenende immer im November ihre Ateliers für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich machen, ist, wenngleich auch inzwischen äußerst beliebt beim Publikum, in erster Linie ein Instrument der Künstlerförderung und wurde auch als solches konzipiert. Als wichtigster Verkaufstermin der Lahrer Künstler im ganzen Jahr erfüllt die „KunstVisite“ diese Aufgabe auch voll und ganz. Ein wichtiges Mittel zur Verbesserung der kulturellen Infrastruktur ist der vom Kulturamt konzipierte Online-Veranstaltungskalender „PopuLahr.de“ mit insgesamt ca. 120 mit Passwort registrierten Lahrer Veranstaltern, die diese Plattform regelmäßig für ihre Veranstaltungswerbung nutzen. Hieraus und nach diesem Vorbild entwickelte sich inzwischen zusätzlich das Online-Kulturportal „OrtenauKultur.de“ für die gesamte Ortenau, das heute bereits eine Zugriffszahl von täglich 850 zu verzeichnen hat, zudem über 700 Abonnenten des wöchentlichen Online-Newsletters verfügt und über 2.800 Veranstaltungen von 880 Ortenauer Veranstaltern informiert.

Auch die Neukonzeption und Realisierung des gedruckten, monatlichen Veranstaltungskalenders „PopuLahr Print“ für Lahr als Zusammenarbeit des Kulturamts mit der Redaktion des „Storchenturm“ muss in diesem Zusammenhang genannt werden. Die Beratung und Unterstützung von Lahrer Künstlern z.B. bei der Suche nach eigenen Atelier-Räumen sowie der Künstlergruppe L’Art pour Lahr bei der Suche nach eigenen Ausstellungsräumen (hieraus entstand durch die Hilfe des Kulturamts die Produzenten-Galerie von L’Art pour Lahr in der Obertorstraße 4) spielt in der fördernden Kulturarbeit ebenso eine wichtige Rolle. Auch die Einrichtung der „Künstler-Info“, eine Übersicht in Form von Poster-Mappen über das künstlerische Schaffen der Lahrer Künstler im 1. OG des Alten Rathauses, zählt hierzu.

Ein anderer Bereich ist die Zusammenarbeit mit und die Förderung der Lahrer Musik- und Gesangsvereine. Die gemeinsame Entwicklung neuer Förderrichtlinien für die Lahrer Musik- und Gesangsvereine in Zusammenarbeit mit der IG Musik 2007 und 2008 war ein Kind dieses fruchtbaren Zusammenwirkens. Der Zuschuss für diese Vereine konnte hierdurch insgesamt erheblich erhöht werden. Last not least gehört zum Bereich der Kulturförderung auch der Lahrer Kultursommer „Sternschnuppen“ der in diesem Jahr nach längeren Vorarbeiten und Anläufen in Kooperation und gemeinsamer finanzieller Trägerschaft von Kulturamt, Stadtmarketing und Lahrer Werbegemeinschaft aus der Taufe gehoben werden konnte und bereits seit Mai diesen Jahres überall in Lahr präsent ist. Dieses Sommer-Kulturfestival mit über 50 hochkarätigen Veranstaltungen vieler Lahrer Kulturträger ist von seinem Ursprung her, wenngleich es auch ein tolles Programm für’s Publikum und als Nebeneffekt zudem auch noch Stadtmartketing ist, vom Kulturamt als Mittel der Kulturförderung erdacht worden und steht nach wie vor unter diesem Schwerpunkt. Daher auch verwaltungsintern die Fachzuständigkeit des Kulturamts. Diese Leistungen der Kulturförderung insgesamt stellen daher auch, neben dem finanziellen Aspekt der Kulturförderung, einen erheblichen Arbeitsanteil im Rahmen der Arbeit des Kulturamts insgesamt dar.

Eine Trennung - vor allem eine vergleichend wertende - zwischen der so genannten „eigenen Lahrer“ und einer „fremden, importierten“ Kultur, macht keinerlei Sinn. Dies muss hier einmal festgestellt werden, da diese Aussage immer wieder in Lahr „herumgeistert“. Kulturentwicklung war vielmehr schon immer im Schwerpunkt eine multikulturelle und kosmopolitische, war Ergebnis von Zu- und Abwanderungen, von ethnischen Durchmischungen, von befruchtenden Ausblicken über den Tellerrand hinaus. Sie war schon immer eine Mischung aus Eigenem und Fremdem, aus Bekanntem und Neuem und gerade daraus bezog sie Ihre Kraft und Entwicklungsdynamik. Man denke beispielsweise an all die berühmten Komponisten - was wäre aus Ihnen geworden, wären sie nicht an „fremden“ Höfen oder in „fremden“ Städten gefördert worden. Kultur ist grenzenlos und kosmopolitisch. Und in diesem Zusammenhang gibt es letztlich nur gute oder schlechte Kultur, befruchtende, für unser Leben relevante und inspirierende Kultur oder schlechte Unterhaltung als reinen Zeitvertreib.

Aus einer ganz anderen Perspektive jedoch kann und muss mit guter Berechtigung über die „eigene Lahrer Kultur“ nachgedacht und gesprochen werden: Da nämlich, wo diese eigene Lahrer Kultur gefördert werden soll. Nicht als Gegensatz zu einer irgendwie „fremden“ Kultur oder als Qualitätsvergleich, sondern weil die kommunale Kulturarbeit der Stadt Lahr ein besonderes Interesse an einer positiven Entwicklung der örtlichen Lahrer Künstler und Kulturträger hat. Hier geht es nun überhaupt nicht darum, ob beispielsweise die Stuttgarter Philharmoniker gegenüber der Stadtkapelle Lahr „fremd“, eingekauft oder nachrangig wichtig sind, sondern nur darum, dass die Stadtkapelle Lahr eben in Lahr gefördert werden muss, so wie die Stuttgarter Philharmoniker in Stuttgart gefördert werden. Ein Wertvergleich zwischen der „eigenen“ und einer „fremden“ Kultur ist hier in keiner Weise hilfreich und daher auch nicht angebracht. Die Maßstäbe für eine örtliche Kulturförderung sind einfach andere als die für die Zusammenstellung eines öffentlichen Kulturprogramms für unterschiedliche Zielgruppen. Gelegentlich können die Akteure zusammengeführt werden, aber das sind dann glückliche Fügungen, die man nutzen kann und wenn möglich auch nutzen sollte.