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22.10.2009 - Herbstlaub – Winternahrung für Tiere, gut für Pflanzen und Boden

Für die einen bedeutet der Herbst eine bunte Blätterfarbenpracht an Baum und Strauch – andere bewaffnen sich mit Rechen oder Laubsauger um Ordnung in der Natur zu schaffen. Ratschläge zum Umgang mit dem Herbstlaub gibt der Umweltbeauftragte Manfred Kaiser der Stadt Lahr.

Wo immer möglich, sollte das Laub wenigstens bis zum Frühjahr als natürliche Bodenbedeckung liegen bleiben. Das sich zersetzende Laub trägt wesentlich zu einer natürlichen Boden- und Humusbildung bei und ist eine lebensnotwendige Nahrungsgrundlage für viele Bodenkleintiere. Regenwürmer, Tausendfüßler, Asseln und Milben übernehmen die Grobarbeit, Pilze und Bakterien zersetzen in Feinarbeit die Blattreste. So entsteht Humus, der seine Nährstoffe den Pflanzen wieder zur Verfügung stellt.

Neben der Nährstoffversorgung übernehmen die Blätter noch weitere wichtige Funktionen im Naturhaushalt: Laub bildet eine wärme- und feuchteisolierende Schicht, schützt also die Wurzeln von Heckengehölzen, Stauden, Rosen und kälteempfindlichen Gehölzen vor frühem und strengem Frost. Manche eher unliebsame Wildkräuter werden unterdrückt, während schattenverträgliche Frühblüher wie Schneeglöckchen oder Buschwindröschen von der schützenden Laubschicht profitieren. Aufgrund der höheren Bodentemperatur unter der Laubschicht setzt das Gehölzwachstum im Frühjahr schneller ein. Außerdem schützt das Laub den Boden vor Abtrag und Austrocknung durch Wind oder Sonne, ebenso vor der Verschlämmung der für die Atmung der Bodenlebewesen nötigen Bodenporen.

Für viele im Boden und auf der Bodenoberfläche lebende Tiere bedeutet eine isolierende Laubschicht eine sichere Überwinterungsmöglichkeit und Nahrungsgrundlage. So verbringen die meisten Schmetterlinge, die im kommenden Sommer die Wiesen und Sträucher bevölkern werden, den Winter als Raupen in der Laubstreu. Viele Käfer, zum Beispiel nützliche Marien- und Laufkäfer, wandern im Herbst von Rasen und Beeten in diese „Winterlager“ ein. Und im Winterhalbjahr ist die Laubstreu vor allem für die Insekten fressenden Vögel wie Drosseln, Meisen, Rotkehlchen und Heckenbraunelle eine natürliche Nahrungsquelle, die viel höher einzustufen ist als jede Art der Vogelfütterung.

Es gibt also viele gute Gründe, warum das Herbstlaub in der Natur bleiben sollte. Nicht zu vergessen, dass sich der Pflegeaufwand im Garten bei liegengelassenem Laub erheblich verringert.

Überall geht das aber nicht: Rasen zum Beispiel fault leicht unter einer geschlossenen Laubschicht und befestigte Flächen eignen sich nicht für den natürlichen Abbau. Aus Sicherheitsgründen muss Laub von Treppen, Gehwegen und Straßen entfernt werden. Das zusammengefegte Laub sollte möglichst auf offenen Bodenflächen oder unter Büschen und Hecken verteilt werden. Oder legen Sie in einer Gartenecke mit einem Laub- und Reisighaufen ein Winterquartier für Igel und Erdkröte an.

Laub lässt sich auch gut kompostieren und ergibt ausgezeichnete Komposterde für den eigenen Garten. Die in kurzer Zeit anfallenden großen Laubmengen kompostieren am besten, wenn grobe Gartenabfälle, Häcksel oder Küchenabfälle untergemischt werden. Dies fördert eine gute Durchlüftung und die Rotte. Das Zerkleinern der Blätter mit einem Rasenmäher oder einem Häcksler beschleunigt ebenfalls den Abbau. Fällt viel langsam abbaubares Laub von Hartlaubbäumen wie Buche, Eiche, Kastanie, Walnuss oder auch Platane, Pappel und Nadelstreu an, sollte eine separate Kompostmiete angelegt werden.