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10.04.2007 - "Dem Holz seine Gemütlichkeit austreiben."

Wichtigster Werkstoff für Johannes Bierling ist Holz. Kein Zufall, denn der 1954 geborene Künstler ist im bayrischen Oberammergau aufgewachsen. Dort macht er eine Ausbildung an der Holzbildhauerschule.

Zu traditionell für Bierling, sodass er 1977 in Freiburg Steinmetz hinzulernt. Danach Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei den Professoren Hiromi Akiyama und Otto Herbert Hajek. 1981 hatte er einen lehrreichen Aufenthalt in London an der St. Martin School of Art und seit 1985 ist Johannes Bierling freischaffender Bildhauer in Freiburg. Auf Grund seiner vielseitigen Ausbildung ist er auf kein Material festgelegt.

Ab Sonntag, 22. April 2007, werden seine Werke unter dem Titel „Holz und Druck“ in der Städtischen Galerie Lahr, Altes Rathaus, ausgestellt. Die Vernissage ist um 11:00 Uhr, es begrüßt Oberbürgermeister Dr. Wolfgang G. Müller und einführende Worte spricht Christiane Grathwohl-Scheffel. Der Künstler wird auch anwesend sein.

Seit 1987 stellt der Bildhauer seine Werke im In- und Ausland öffentlich aus, zunächst räumliche Gebilde wie die begehbare Spiralskulptur von 1988 aus Terrament und Sichtbeton. 1992 bezieht Bierling sein Atelier in den Hallen für Kunst im Freiburger E-Werk. Hier wendet er sich ganz dem Werkstoff Metall zu und es entstehen neben großen Metallplastiken auch druckgrafische Kassettenwerke. Neben Grafik und Skulptur ist der Raum ein zentrales Thema für Johannes Bierling wie seine zahlreichen Arbeiten für den öffentlichen Raum zeigen.

1999 bekommt er das Arbeitsstipendium im Freiburger Stadtteil Rieselfeld zugesprochen und zieht dort als „Stadtteilkünstler“ in das „QuARTelier“ ein. In dem Projekt werden in Auseinandersetzung mit dem städtebaulichen Entstehungsprozess künstlerische Aussagen zur Situation vor Ort entwickelt. Mit der zweiteiligen Holzskulptur „Horizontal – Vertikal“ erfasst er den Kontrast einer Großbaustelle, die Gegensätze zwischen bereits fertig gestellten Gebäuden und leeren Grundstücken, umher liegendem Baumaterial, Rohbau- und Lastkran-Skyline in reduzierter Form. Eine neue Werkphase beginnt, die bis heute anhält.

Horizontale und Vertikale, Rundung und Ecke, Linie und Fläche, Ebene und Raum sind nur einige der Kontrastpaare, die Bierling für das Wechselspiel seiner raumbeschreibenden Holzplastiken und deren grafischer Flächenabwicklungen verwendet. Einmal sind es seine Druckgrafiken, die ihn zur räumlichen Umsetzung in Holz inspirieren, dann wiederum wickelt er seine erdachten räumlichen Gebilde mathematisch genau in der Fläche ab. Plastik und Grafik bestehen nebeneinander und entfalten jeweils auch autonom ihre Wirkung.

Johannes Bierling dringt in handwerkliche Grenzregionen vor, wenn er Kanten und Winkel, Rippen und Zähne so genau ausschneidet, dass beim Betrachter der Eindruck entsteht, es handle sich um präzise angefertigte Maschinenteile aus Gusseisen, Stahl oder Kunststoff.

Mit monochromen Farben wie Gold, Silber oder Neonorange auf einzelnen Flächen oder ganzen Objekten will er, wie er sagt, dem Holz seine Gemütlichkeit austreiben. Johannes Bierling findet auf konstruktivem Weg zu seiner Formensprache. Er sieht sich jedoch nicht als reinen Konstruktivisten, vielmehr als Grenzgänger, der seine Arbeit aus der Konstruktion heraus entwickelt, aber auch äußere Einflüsse wie Architektur, Landschaft oder gesellschaftliche Impulse in den kreativen Prozess einfließen lässt.

Die Ausstellung „Holz und Druck“ ist vom 22. April bis 20. Mai 2007 in der Städtischen Galerie Lahr zu sehen.

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag 16:00 bis 18:00 Uhr,
zusätzlich Mittwoch 10:00 bis 12:00 Uhr und Sonntag 11:00 bis 12:30 Uhr.
Montag geschlossen!
Diese Zeiten gelten auch an Feiertagen! Der Eintritt ist frei!

Infos im KulTourBüro Lahr, Tel.: 07821/9502-10 oder unter www.PopuLahr.de