„Der Juli war deutlich zu warm, extrem nass und reich an Gewittern“, schreibt der Deutsche Wetterdienst auf seiner Homepage. Auch ohne es schwarz auf weiß zu lesen, die Lahrer wissen das, denn die letzten Tage brachten mit Stark- und Dauerregen so manchen an seine Grenzen: überflutete Straßen und vollgelaufene Keller, überall im Ortenaukreis herrschte Land unter. Die Feuerwehr der Stadt Lahr hat im Juli 149 Einsätze abgearbeitet, normalerweise sind es pro Monat circa 50. Allein 94 der Einsätze im Juli waren bedingt durch die Regen-Wetterlage. „Zweimal hatte die Schutter den Pegel eines zehnjährigen Hochwassers“, sagt der Leiter der Feuerwehr, Thomas Happersberger, „Wir mussten zweimal eine Dammkontrolle am Schutterentlastungskanal durchführen, das heißt der Kanal war randvoll!“
Beim Bau- und Gartenbetrieb ist die Situation ähnlich angespannt: Die Mitarbeiter sind im Dauereinsatz. Michael Kleinthomä, Leiter der Abteilung Tiefbau der Stadt Lahr erklärt: „Durch den Dauerregen sind die Kanalnetze überlastet. Für Starkregenereignisse, vor allem in dieser lang andauernden Intensität, sind sie nicht ausgelegt. Eine solche Extremwetterlage haben wir in den letzten 30 Jahren so nicht gehabt.“
Besonders zu schaffen macht den städtischen Mitarbeitern auch der extreme Grundwasseranstieg, der im Lahrer Westen deutlich über Geländeoberkante liegt. Dies führt dazu, dass zusätzlich zum Regenwasser auch Grundwasser in die Kanäle fließt. Da der Boden kein Wasser mehr aufnehmen kann, bildet sich außerdem sogenanntes Schichtenwasser, das insbesondere in Hanglagen, wie dem Schutterlindenberg, unkontrolliert abfließt und das Abrutschen von Böschungen und Hängen verursachen kann. Schwierig ist auch der extreme Wasserzufluss auf Grund der wassergesättigten Böden von Außengebieten, beispielsweise von Hanglagen, direkt auf Wohngebiete zu. „Die BGL-Mitarbeiter sind kontinuierlich im Einsatz, um diesen Wasserzufluss zu kontrollieren“, erklärt BGL Leiter Franz Eckenfels. Auch die gesamte Verkehrsinfrastruktur muss von den Mitarbeitern funktionsfähig gehalten werden. Wichtige Straßen müssen befahrbar sein, andere je nach Lage gesperrt werden, um die Bürger vor Gefahren zu schützen. Infolge der immensen Niederschlagsmenge der letzten Tage und Wochen haben sich auch auf dem Friedhof in Mietersheim gravierende Schäden ergeben. Nahezu das komplette obere Grabfeld ist um bis zu einem Meter abgesunken.
Zehn umgestürzte Bäume hat die Feuerwehr Stadt Lahr im Juli beräumt und mehrmals Wasser auf Straßen und Unterführungen abgepumpt. 73 Mal rückte die Feuerwehr wegen Wasser in Gebäuden aus. „Wir müssen uns in solchen extremen Situationen auch darauf verlassen können, dass die Bürgerinnen und Bürger aktiv werden und sich soweit wie möglich selber helfen“, sagt Happersberger, „Es macht natürlich einen Unterschied, ob ein Keller bis zur Decke voll Wasser gelaufen ist oder ob das Wasser zehn Zentimeter hoch steht.“ Im letzteren Fall kann man einiges selber tun, insbesondere weil die Einsatzkräfte der Feuerwehr im Moment zu extrem vielen Fällen gerufen werden, so dass man viel Zeit bis zu ihrem Eintreffen einplanen muss. Denn an erster Stelle kommen immer Situationen, in denen Leib und Leben gefährdet sind.
Auch Oberbürgermeister Dr. Müller hat am eigenen Leib gespürt was Naturgewalt anrichten kann. „Zum Glück war nur wenig Wasser in unseren Keller gelaufen. Wir haben uns selbst geholfen und die Räume wieder trocken bekommen“, sagt das Lahrer Stadtoberhaupt. „In solchen Außnahmelagen ist jeder einzelne Bürger gefragt. Jeder sollte Vorsorgemaßnahmen ergreifen und sein Hab und Gut absichern.“
Das bestätigen auch die Fachleute von Feuerwehr und Tiefbauabteilung: Rückstausicherungen im Keller einbauen, eine Absicherung gegen Wasserzulauf von außen anbringen, Wassersauger, Schmutzwasserpumpe und Sandsäcke besorgen sowie Heizöltanks absichern, das alles sind wirksame Maßnahmen im Fall von Hochwasser, die man allein aus Gründen der eigenen Sicherheit ergreifen muss.
Der Blick auf die Wetterkarte zeigt, dass die nächste Regenfront auf dem Vormarsch ist. „Informieren ist jetzt Pflicht“, sagt Feuerwehrchef Happersberger und ist damit unisono mit dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. Auf der Homepage www.hochwasserbw.de gibt es zahlreiche Informationen rund um das Thema. Auf der Seite des Deutschen Wetterdienstes erhält man die Aussichten für die nächsten Tage. Demnach ziehen am Wochenende bereits die nächsten Gewitter über Lahr. Die Stadtverwaltung rät, Vorsorge zu treffen und sich und sein Hab und Gut zu schützen. Dass ein Regenschirm dafür nicht mehr ausreicht, haben die Regenfälle der letzten Tage deutlich gezeigt.