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22.10.2010 - Das Symposium des Stadtmarketings Lahr zum Thema Destinationsmanagement lockte zahlreiche Touristiker, Politiker und Studierende

Rund 120 Touristiker, politische Vertreter und Studierende verfolgten gespannt das vom Stadtmarketing Lahr am Dienstag 19. Oktober organisierte Symposium. Die vier Redner aus Wissenschaft, Wirtschaft, Kommune und Tourismus machten es der Moderatorin Regina Keller vom Südwestrundfunk leicht durch die kurzweiligen und spannenden Vorträge zu führen.

Touristische Destinationen stehen heute vor zahlreichen Herausforderungen, wie der demographische Wandel, ein verändertes Reiseverhalten und neue Erwartungshaltungen der Touristen. Doch wie schafft man es in einem immer größer werdenden Markt, sich als Region, Freizeitunternehmen oder Kommune nachhaltig zu positionieren? Das Symposium stellte anhand von ausgewählten Fallbeispielen konkrete Konzepte und strategische Maßnahmen bei der Entwicklung innovativer und nachhaltiger touristischer Angebote vor.

Einführend informierte Dr. Marco Wölfle von der International University of Cooperative Education in Freiburg über aktuelle Entwicklungen in der Tourismusbranche. Wölfle hob hierbei die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismussektors auf nationaler und regionaler Ebene hervor. Bereits heute sind nahezu ein Viertel aller Arbeitsplätze im Schwarzwald durch touristische Dienstleistungen gesichert. Blickt man auf die Herkunft deutscher Übernachtungsgäste zeigt sich, dass neben dem europäischen Ausland der Inlandreisemarkt eine zentrale Bedeutung einnimmt. Aber auch Verwandten- und Bekanntenbesuche sind wichtige Zielgruppen, die noch weithin unberücksichtigt sind in touristischen Konzepten. Abschließend stellt Wölfle fest, dass eine erfolgreiche touristische Destination nicht nur durch die Bündelung qualitativer und attraktiver Themen entsteht, sondern die geographische Verortung eine ebenso wichtige Rolle spielt, wie die Entwicklung authentischer Alleinstellungsmerkmale.

„Der Erfolg der Chrysanthema ist ein Gemeinschaftswerk“, stellte Oberbürgermeister Dr. Wolfgang G. Müller anschließend fest. „Ohne die aktive Beteiligung der Bürger, Handel, Medien, Gastronomie und Verwaltung“, so das Oberhaupt der Stadt Lahr, „ist ein nachhaltiger Erfolg nicht machbar.“ Die Chrysanthema hat mittlerweile touristische Strahlkraft in eine ganze Region. Strategische Kooperationen, wie mit dem Europa-Park seien unerlässlich, um eine Veranstaltung marktfähig zu machen.
Für Dr. Müller sind Authentizität und lokale Verortung unabdingbare Grundvoraussetzung, damit eine Veranstaltung Alleinstellungsmerkmal werden kann.
Der Erfolg der Chrysanthema hat nicht nur zum Imagewandel der Stadt Lahr beigetragen, sondern auch ein „Wir-Gefühl“ in der Stadt erzeugt. „Die Menschen sind stolz auf das, was Lahr in den vergangenen Jahren geschaffen hat“.
Erfolg kommt jedoch nicht von ungefähr: Eine strategische Marketing- und Pressearbeit in der Stadtverwaltung haben zur kontinuierlichen Bekanntheit der Veranstaltung beigetragen. Auch die ständige qualitative Weiterentwicklung der Veranstaltung selbst, sowie der Produktlinien und Souvenirartikel ist eine wichtige Aufgabe des Marketings. Gleiches gilt selbstverständlich auch für den gärtnerischen Bereich des Blumenfestivals. Die städtischen Gärtner sind mittlerweile Spezialisten ihres Fachs. Nun gilt es den Erfolg der Chrysanthema für die Landesgartenschau 2018 in Lahr zu nutzen.

Für Michael Kreft von Byern, Stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der Schwarzwald Tourismus GmbH und Beauftragter der Geschäftsführung des Europa-Park steht fest, dass die Orientierung am Kunden nicht nur Maxime sein darf, sondern gelebt werden muss vom Mitarbeiter bis zur Unternehmensführung. Ein konsequenter Qualitätsansatz, angefangen bei Fahrgeschäften über die Gastronomie, Hotellerie und Grünflächen ist für ihn ein weiterer wichtiger Baustein des Erfolgs. Und diese Qualität kostet Geld, d.h. nicht Sonderangebote generieren sondern ein gutes Preis-Leistungsverhältnis anbieten. Weitere wichtige Elemente des Erfolgs sieht von Byern im Ausbau der Freizeitflächen und der kontinuierlichen Weiterentwicklung innovativer Attraktionen.

„Dabei wurde immer auch auf die Zusammenarbeit mit der Region gesetzt“, unterstreicht von Byern. So arbeiten der Europa-Park und die Stadt Lahr seit vielen Jahren erfolgreich zusammen. „Vor dem Hintergrund der eigenen Erfahrungen sind wir sehr beeindruckt, wie es in Lahr gelungen ist mit der Chrysanthema ein außerordentlich erfolgreiches Stadtmarketing Konzept zu entwickeln“, so Kreft von Byern. „Die Zusammenarbeit bei dieser Veranstaltung bietet uns gemeinsam gute Möglichkeiten in diesem Zeitraum des Jahres neue Zielgruppen gemeinsam für die Region zu erschließen. Es freut uns besonders, dass nun mit der Landesgartenschau in Lahr sich eine weitere interessante Perspektive zeigt. Wir setzen auch in der Zukunft auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Stadt Lahr.“

Geht es nach Dr. Christoph Engl, Direktor der Südtirol Marketing Gesellschaft, entscheidet am Ende nur das, was bei den Kunden im Herzen ankommt. Bekannt sein und eine schöne Umgebung mit einer großen Anzahl von Freizeitaktivitäten reicht nicht aus, um als touristische Destination erfolgreich zu sein. Die erfolgreiche Vermarktung von Südtirol ist auf die konsequente Reduzierung der Marke Südtirol auf wenige wesentliche Kerninhalte wie Natur, Authentizität und Einfachheit zurück zu führen. Doch um wahrgenommen zu werden in einer Welt der Überangebote bedarf es nicht nur einer gemeinsamen Strategie, sondern auch der Fähigkeit durch Bilder, Filme und Produkte Begehrlichkeiten beim Kunden zu wecken. Die multimediale Präsentation generierte strategische Marketingansätze und konzeptionelle Bausteine. Doch wie schafft man es Gastronomen, Kommunen und Touristikverbände auf eine Strategie, eine Marke einzuschwören? Dass dies nicht einfach ist, ließ der Marketingexperte außer Zweifel. Engl verglich seine Arbeit bildhaft mit der Arbeit des Dirigenten, der gemeinsam mit einem Orchester mit Politikern, Gastronomen, Handel und Produzenten ein gemeinsames Stück einstudiere. Letzten Ends gewinnt jeder vom guten Image der Region Südtirol.