Lahrer Zeitungen, Badische Zeitung, Lahrer Zeitung, Lahrer Anzeiger

14.12.2007 - Öko-Knigge für den Christbaum

Ein hübsch geschmückter Baum macht Weihnachten für viele erst richtig festlich. Der Umweltbeauftragte Manfred Kaiser gibt Tipps, wie diese Tradition gesundheitlich unbedenklich und im Einklang mit der Umwelt gelebt werden kann.

Rund 25 Millionen Weihnachtsbäume strahlen jedes Jahr in Deutschlands Wohnzimmern in ihrer ganzen Festtagspracht. Die meisten davon stammen aus Monokulturen. Jeder vierte Baum wird aus Nordeuropa importiert. Das Problem dabei: Viele der Bäume werden mit Insektenschutzmitteln behandelt, stark gedüngt und sind zum Teil sogar genetisch verändert. Im Wohnraum verströmen sie dann nicht nur den weihnachtlichen Tannenduft, sondern einen wahren Giftcocktail.

Umweltverträglicher sind Weihnachtsbäume aus ökologisch wirtschaftenden Weihnachtsbaumkulturen. Sie erkennt man an Siegeln von Forest Stewardship Council (FSC), Naturland oder Bioland. Vielfach werden auch heimische Fichten, Kiefern oder Tannen aus durchforsteten Wäldern angeboten. Die Bäume sind in der Regel ungespritzt und haben nur einen kurzen Transportweg hinter sich.

Ein häufiger Irrtum lautet: „Ich kaufe einen Baum mit Wurzel, den kann ich nach dem Fest in den Garten pflanzen und helfe so der Umwelt“. Lieber nicht, sagt Umweltwissenschaftler Manfred Kaiser. „Mit der Entnahme des Ballens verliert der Boden im Forst wertvollen Humus. Außerdem tun sich Gartenliebhaber keinen großen Gefallen, wenn sie den Weihnachtsbaum einpflanzen, denn Nadelhölzer säuern den Boden an.“ Zudem gehen die meisten ausgepflanzten Bäume bald ein, weil ihre Winterruhe im warmen Wohnzimmer gestört wurde.

Bei der Wahl von Kerzen und Christbaumschmuck schauen Umweltbewusste nicht nur auf Form und Farbe. Denn silberbeschichtete Christbaumkugeln und Lametta aus bleihaltigem Stanniol oder PVC müssen als Sondermüll entsorgt werden; Engelshaar kann durch seine Glasfaserstruktur Augen, Lunge und Haut reizen. Auch die Kerzen verbreiten bisweilen mehr als stimmungsvolles Licht: Billige Figurenkerzen, deren Außenschicht nicht verbrennt und mit Acryllack überzogene Kerzen können gesundheitsschädliche Dämpfe abgeben.

Auf Schmuck und Kerzen verzichten muss deshalb niemand. Zwar gibt es kein Gütesiegel für gesundheitlich unbedenkliche Kerzen, aber ein Blick auf die Inhaltsstoffe kann schon helfen. Die am häufigsten verkaufte Kerze besteht aus Paraffin, einem billigen Erdölprodukt – und meist nicht sehr umweltfreundlich produziert. Besser sind Stearinkerzen, die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Als gesundheitlich völlig unbedenklich gelten Bienenwachskerzen, die zudem ganz natürlich ihr einzigartiges Aroma verbreiten.

Wer auf Nummer Sicher gehen will, verzichtet auf Duftkerzen und gefärbte Exemplare. Manfred Kaiser rät: „Egal, welche Kerze Sie wählen – unnötiges Rußen können Sie vermeiden, wenn Sie das Dochtende kurz halten und die Flamme nicht ausgeblasen, sondern den Docht zum löschen in das flüssige Wachs eintauchen.“

Der Brauch, den Christbaum zu schmücken, ist seit dem 15. Jahrhundert bekannt. Damals zierten Äpfel, Oblaten, Nüsse, Lebkuchen und Zuckerstangen den Baum in der guten Stube. Ökologisch unbedenklich sind ebenfalls Strohsterne, Plätzchen, Stoffbänder und Tannenzapfen. Auch selbst gemachten Figuren aus Ton, Salzteig, Wachs oder Nussschalen können den Baum einzigartig machen.

Letztes Kapitel im Weihnachtsbaum-Öko-Knigge ist die Entsorgung. Das Verfeuern im Kamin ist nicht zu empfehlen, denn das Holz ist nicht trocken genug und es kann gefährlicher Ruß entstehen. Besser häckseln Gartenbesitzer den Baum und geben ihn zum Kompost. Egal, ob man selbst kompostiert oder den Baum abholen lässt – stets gilt: Der Baum muss vollständig abgeschmückt sein.