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21.12.2010 - Lahr erprobt neue Lenkungsmethode bei Saatkrähen

Die Saatkrähe krächzt für die menschlichen Ohren relativ laut und unmelodisch und ihr Nistmaterial und Kot fallen auf Gehwege und Autos. Mit dem Anstieg der Saatkrähen-Population und der Neubildung von Kolonien in Wohngebieten kommt es in den letzten Jahren zu Beschwerden. Auch wenn die Saatkrähe von dem betroffenen Teil der Bürger als störend oder belästigend empfunden wird, aus ökologischer und rechtlicher Sicht ist es nur sehr eingeschränkt möglich, die Saatkrähe aus den Wohngebieten zu vertreiben.

Nicht wenige Kommunen haben schon mit verschiedenen Mitteln und erheblichem Aufwand versucht, Saatkrähen durch genehmigte Störungen (Vergrämungen) zu vertreiben oder umzusiedeln. Bisher hat jedoch keine der Maßnahmen zu einem nachhaltigen Erfolg geführt. Die Stadt Lahr hat daher mit dem Fachbüro BIOPLAN - Institut für angewandte Biologie und Planung eine neue Variante erarbeitet, die sie mit einer Ausnahmegenehmigung der höheren Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums Freiburg in der nächsten Zeit umsetzen wird. Das Ziel der Aktion ist es die Saatkrähen an unproblematische Standorte zu lenken. Die Lenkung der Saatkrähe beruht dabei auf einer abgestimmten Kombination von Anlockung einerseits und Störung andererseits.

Am Dienstag hat der erste Schritt zur Umsetzung der Aktion begonnen. Dazu hat der BGL aus den Straßenbäumen entlang der Schwarzwaldstraße zwischen Bahnhof und Freiburger Straße leere Saatkrähennester entfernt. Die vollständigen Nester und herab gefallenes Nistmaterial wurden mitgenommen, um den raschen Nestneubau an der alten Stelle zu erschweren. Im nächsten Schritt der Aktion sollen die entfernten Nester in einige Straßenbäume im Industriegebiet West eingesetzt werden. An der Ecke Raiffeisenstraße/Tullastraße stehen mit Platanen geeignete Brutbäume zur Verfügung. Außerdem liegt der neue Standort im Industriegebiet in räumlicher Nähe zu den großen, seit Jahren bestehenden Brutstandorten.

Das Abbauen der Nester in der Schwarzwaldstraße soll dort die Anziehung für die Saatkrähen senken und gleichzeitig im Industriegebiet erhöhen. Da Saatkrähen gesellig sind und sich gerne dort ansiedeln wo schon einige Nester sind, ist die Maßnahme geeignet, die Vögel an die neuen Ausweichbrutplätze zu lenken. Sollten nach der Umsiedelungsaktion von den Saatkrähen neue Nester in der Schwarzwaldstraße gebaut werden, so können diese bis vor der Eiablage wieder entfernt werden. Außerdem soll hier ab Mitte Januar zusätzlich eine akustische Vergrämung erfolgen, in der Raiffeisenstraße gleichzeitig eine Anlockung durch verschiedene Saatkrähen-Lautäußerungen.

Die Stadt Lahr ist vorsichtig optimistisch über die Erfolgsaussichten dieser in der Kombination neuartigen Vergrämungsmaßnahme. Bis zum Eintreten einer eventuellen Besiedlung der Raiffeisenstraße können aber zwei bis drei Jahre vergehen, so dass die Aktion in den nächsten beiden Jahren vermutlich wiederholt werden muss.

Oberbürgermeister Dr. Wolfgang G. Müller: „Wir hoffen mit dieser Maßnahme für die Saatkrähen auf der einen Seite eine artgerechte und verträgliche Umsiedlung vornehmen zu können und andererseits für unsere Bürger einen ausreichenden Schutz gegen Lärm und Verunreinigung zu erreichen.“