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21.02.2017 - Firma Dahlinger über Restrukturierung und Transformation in Zeiten der Globalisierung Best-Practice-Wirtschaftsforum

Beim Best-Pratice-Wirtschaftsforum von links nach rechts: Dr. Jochen Siegele (Wirtschaftsförderer der Stadt Lahr), Bernd Dahlinger (Geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Ch. Dahlinger GmbH & Co. KG), Dr. Wolfgang G. Müller (Oberbürgermeister der Stadt Lahr)
Dr. Jochen Siegele, Bernd Dahlinger, Dr. Wolfgang G. Müller (von links)

Bei einem von der Wirtschaftsförderung der Stadt Lahr organisierten Best-Practice-Wirtschaftsforum haben Oberbürgermeister Dr. Wolfgang G. Müller und Bernd Dahlinger, Geschäftsführender Gesellschafter der Firma Dahlinger, über die bewegte Unternehmensgeschichte der Firma berichtet. In den Räumlichkeiten des auf Design, Entwicklung, Herstellung und Vermarktung von hochwertigen Verpackungen und Displays spezialisierten Unternehmens waren rund 40 Repräsentanten der Lahrer Wirtschaft zu Gast.

In seiner Einleitung betonte OB Dr. Müller: "Die Firma Dahlinger hat sich vom Lahrer 'Schächtele'-Hersteller zum internationalen Full-Service Lieferanten für die Luxus- und Lifestyle-Branche entwickelt. Es ist uns ein Anliegen, Lahrer Firmen im Rahmen des Best-Practice-Wirtschaftsforums die Plattform zu geben, ihre Firma zu präsentieren und dabei anderen Tipps für unternehmerischen Erfolg zu geben, indem sie ihre Erfahrungswerte weitergeben. Bernd Dahlinger wird mit seinem spannenden Erfahrungsbericht den Besucherinnen und Besuchern des Wirtschaftsforums veranschaulichen, welchen Einfluss die Globalisierung auf ein alteingesessenes Lahrer Unternehmen hat und welche Restrukturierungen und Transformationen damit verbunden sind. Die Stadt Lahr ist stolz auf Familienunternehmen wie die Firma Dahlinger, die auch in stürmischen Gewässern Kurs gehalten und sich neu aufgestellt haben, um auch in Zukunft ihre Kundschaft zu begeistern."

Zu sehen ist ein Leinwand in den Räumen der Firma Dahlinger, auf der eine Präsentation vor Publikum gezeigt wird. Auf dem Bild auf der LEinwand sieht man ein Segelschiff auf See mit einen Zitat von Aristoteles: 'Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen'.
Best-Practice-Wirtschaftsforum in der Firma Dahlinger

Bernd Dahlinger, Geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Ch. Dahlinger GmbH & Co. KG: "Die Firma Dahlinger wurde 1871 durch Christian Dahlinger gegründet. Auch in der fünften Generation erfinden wir uns immer wieder neu und haben zum Beispiel im Bereich Verpackungen für hochwertige Spirituosen einen neuen Geschäftszweig aufgebaut. Die im Portfolio der Firma befindlichen Produkte sind von sehr hoher Qualität und werden besonders zum Verpacken von Schmuck, Uhren, Schreibgeräten und Spirituosen nachgefragt. Aktuell hat die Firma Dahlinger in Lahr rund 70 Beschäftigte und beschäftigt weltweit in eigenen und angeschlossenen Produktionsbetrieben weitere 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir haben das auf der Einladung zum Best-Practice-Wirtschaftsforum vorweggestellte Zitat von Aristoteles aufgegriffen: 'Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen'. Der Wind hat sich in der Historie des Unternehmens Dahlinger oft gedreht und die Segel mussten deshalb häufig anders gesetzt werden."

Bernd Dahlinger nahm die Besucherinnen und Besucher des Best-Practice-Wirtschaftsforums in seinem Vortrag mit auf einen Segeltörn, der in den 1980er-Jahren begonnen hat, zu der Zeit, als das Dahlinger-Boot voll im Wind stand. Kraftvoll segelte man auf Kurs. Doch sehr bald geriet die Firma in ein schwieriges Seegebiet mit aufkommenden Gegenwinden. Übertragen auf den Firmenalltag bewegte man sich Schritt für Schritt in eine Situation, in der man bald erkennen musste, dass eine Restrukturierung und Transformation der Firma unumgänglich war, um das Unternehmen in eine gesicherte Zukunft führen zu können. Hierzu war kein Drehbuch verfügbar, dieses musste speziell von der Firma für diesen Weg geschrieben werden, wobei manche Passagen im Vorhinein noch gar nicht bekannt waren. Es gab Überraschungen, die dem Unternehmen auf dem Weg begegneten, und welche die Transformation komplizierten und in die Länge zogen. Dabei musste der Kurs immer wieder angepasst werden.

So wurde Dahlinger ab Mitte der 1980er-Jahre mit den Auswirkungen der aufkommenden Globalisierung konfrontiert. Wettbewerber mit preiswerten Verpackungen aus Thailand konkurrierten mit den vergleichsweise teuren Produkten "Made in Lahr". Der Wiedervereinigungsboom Ende der 1980er-Jahre verdeckte die strukturellen Probleme. Diese Situation fand ein abruptes Ende mit dem Aufstieg Chinas zur "World Factory" um das Jahr 2000. Nochmals billigere Massenware überströmte die Märkte und zwang auch Dahlinger zum Umdenken. Nachdem umfassende Investitionen zur Rationalisierung der Produktion nicht ausreichten, um den Kostennachteil zu kompensieren, musste das Unternehmen in der Folge grundlegend restrukturiert werden. Die Schließung der Produktionen in Deutschland im Jahr 2002 war alternativlos. Parallel musste in Asien eine Struktur zur Betreuung der Lieferpartner und zur Absicherung der Produktqualität und Lieferpünktlichkeit aufgebaut werden.

Doch auch in der Folge kam Dahlinger nicht zur Ruhe. Die Finanzmarktkrise 2007 mit einem drastischen temporären Umsatzrückgang konnte dank Kurzarbeit überwunden werden.

Die signifikant zunehmende Bedeutung von Markenprodukten in der Uhren- und Schmuckbranche ab 2008 führte zu einer Verlagerung der Nachfrage nach Dahlinger-Produkten vom Facheinzelhandel in die Industrie. Eine umfassende Neujustierung des Vertriebsapparats war erforderlich.

Im Jahr 2012 wurde die Transformation vom Lahrer "Schächtele"-Hersteller zum Internationalen Full-Service Lieferanten für die Luxus- und Lifestyle-Branche vorläufig abgeschlossen. Durch den Ausbau von Design, Produktentwicklung und Musterbau sowie den Aufbau eines Supply Chain Managements in Asien zur Umsetzung und Begleitung auch komplexer Projekte wurde es möglich, besonders anspruchsvolle Kunden in der Spirituosen- und Uhrenindustrie zu bedienen.

Dahlinger verfügt heute über eine flexible, jederzeit auf Änderungen eingestellte Organisation mit hochqualifizierten Fachkräften. Das in den letzten Jahren stark internationalisierte Geschäft ist auf mehreren Pfeilern aufbaut. Somit können Risiken reduziert werden.

Dahlinger hat das Geschäft voll und ganz auf die Bedürfnisse der Kunden ausgerichtet. Bernd Dahlinger: "Früher haben wir Produkte verkauft, die unsere Karton und Kunststoff verarbeitende Produktion herstellen konnte. Heute können wir das verkaufen, was der Kunde benötigt."